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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ein.
    MAGIE.
    ICH ALLEIN KANN ES SEIN.
    »Okay«, sagte Billy nach einigen Sekunden des Schweigens. »Versteht das irgendjemand?«
    »Warum sagt er das?«, fragte Dane. »Du hast ihn nicht einmal mehr gebleicht.«
    »Er triumphiert«, merkte Paul plötzlich an, und Billy nickte.
    »Bleich den Scheißkerl aus«, sagte Dane. »Ganz einfach aus Prinzip.« Billy tauchte die mit Bleiche benetzte Nadel ein, und die Tinte wogte auf und versuchte, davonzukommen.
    NEIN NEIN ICH ALLEIN KANN DER ZAUBER SEIN. NIEMAND IN LONDON KANN NUR ICH.
    »Er dreht ab«, sagte Saira.
    »Tinte«, sagte Billy.
    Sie starrten ihn an.
    »Das hat er gemeint«, erklärte Billy. »Das ist das, was niemand in London sein kann. Die Tinte des Kraken. Alle anderen sind vielleicht imstande, sie zu nutzen, aber Grisamentum kann die Tinte sein.«
    Solch ein magisches Tier. Solch ein fremdartiger Jagdgott in all seiner Vielarmigkeit. Eingeglast. Ein Wesen, das wusste, wie all das funktionierte, dachte Billy. Es hatte die größten Augen - so allsehend. Ein Bastard, hervorgebracht von Mythos und Wissenschaft, ein magisches Museumsstück. Und welches andere Wesen im Besitz all dieser Charakteristika, welches andere Wesen, das all das war, hatte auch die Mittel, es alles niederzuschreiben?
    »Jesus«, sagte Billy. »Es ging die ganze Zeit nur um Schreiben. Was meinst du?«, fragte er die Tinte. »Wie funktioniert das?«
    KANN SIE SEIN KANN WERDE SEIN TINNNNTE
    Er war zu erschöpft, dieser letzte Tropfen Grisamentum, zu stark gebleicht, zu beschränkt in seinen Möglichkeiten, um noch zu antworten. Nun gut. Analogien, Metaphern, Überzeugungskraft - dies war, wie Billy wusste, Londons Vorgehensweise. Hatte er nicht erlebt, wie Vardy ganz nach seinem Gutdünken Wissen erlangt hatte? Billy entrümpelte seinen Geist und versuchte, es ihm gleichzutun.
    Also.
    Mit Schrift, einer neuen Art der Erinnerung, mit Grimoires und Berichten, damit konnten Traditionen geschaffen werden, konnten Lügen beharrlicher werden. Niedergeschrieben raste die Geschichte voran, bewegte sich mit der Geschwindigkeit von Tinte. Und in all den langen, längst vergangenen Jahrhunderten, ehe wir bereit gewesen waren, hatten die Pigmente in ihren cephalopoden Behältern auf uns gewartet - frei bewegliche Tinte, Tinte, die wir fingen und aßen, die wir herabrinnen und unser Kinn beschmutzen ließen.
    Aber, überlegte er, war die Tinte nicht Tarnung? Ach, bitte. Architeuthis lebte in der aphotischen Zone: Welchen Sinn sollte es haben, dunkle, sepiafarbene Tinte in einer Welt ohne Licht zu versprühen? Sie existierte aus einem anderen Grund. Wir wollten es nur nicht begreifen, jahrtausendelang nicht. Wir hatten die Tinte nicht erfunden; die Tinte hatte auf uns gewartet, schon Äonen vor Erfindung der Schrift. In den Beuteln des Tiefseegottes.
    »Was kann man mit Krakentinte anfangen?«, fragte Dane. Nicht verächtlich - atemlos.
    »Was kann man mit ihr sein?«, korrigierte Billy.
    Die Schrift an der Wand. Das Logbuch. Die Gebrauchsanweisung für die Welt selbst. Gebote.
    »Aber er ist tot«, sagte Billy.
    »Komm schon, denk an Byrne«, entgegnete Dane. »Grisamentum hat früher schon mit Thanatechnikern zusammengearbeitet. Er muss den Leichnam nur aufwecken lassen, nur ein bisschen. Für ein klein wenig Tinte. Alles, was er tun muss, ist, ihn melken.«
    Es konnte nicht so schwer sein, diesen präparierten Kraken ein Stück näher an das Leben heranzuführen. Dank Billy und seinen Kollegen gab es keine Fäulnis, keine Verwesung, die überredet werden musste, sich zurückzubilden, was für Nekroschmiede stets die schwerste Arbeit darstellte. Und so würde ein Leben im Grenzbereich vollkommen reichen, um die Tintenbeutel zu stimulieren.
    »Aber warum will er ihn verbrennen?«, wandte Saira ein. »Wozu die Verbrennung?«
    »Sein Plan hat alles in Gang gesetzt«, bemerkte Fitch nach einer Weile. »Das ist alles, was wir wissen.«
    »Vielleicht hat das etwas mit seinen Leuten zu tun«, sagte Billy. »Er muss derjenige sein, der Coles Tochter hat. Vielleicht ist da etwas außer Kontrolle geraten. Was hast du mit dem Mädchen vor«, herrschte er mit lauter Stimme den Tintenfleck an. »Was hast du mit Coles Tochter vor?« Er schüttelte den Behälter, um die Tinte zu wecken.
    WA? REDES? NIX MÄDELLL TINTE
    »Bleich ihn endlich aus«, sagte Saira. Billy zog eine erschreckend zerklüftete Linie auf Papier, gefolgt von DU TATTOO? Es war ein Pfeil, und er zeigte auf Paul. Paul erhob sich.
    »Hey«, sagte

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