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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Alltäglichen unterwegs waren: das FSRC und seine hochspezialisierte Unterstützungstruppe - Sekretärinnen, die sich von den Informationen, die sie eintippen mussten, nicht beeindrucken ließen, Pathologen, die sezierten, was immer man ihnen Totes vorsetzte, ganz gleich wie unorthodox die Abläufe oder Todesursachen sein mochten. In einem kalten Labor trafen Vardy, Baron und Collingswood auf eine der Letzteren, Dr. Harris, eine große Frau, die sich gegenüber absurdem und gekunstetem Beweismaterial mächtig unbeeindruckt zeigte. Von ihr ließen sie sich ein weiteres Mal die Überreste aus dem Keller des Museums zeigen.
    »Sie hatten mich angewiesen, es in einem Stück zu lassen«, hatte sie gesagt.
    »Und jetzt sage ich, Sie sollen das verflixte Ding aufmachen«, hatte Baron entgegnet, und eine halbe Stunde später, nach dem ersten Riss und sorgsamem Stemmen, schaukelte das Glas in zwei Teilen auf dem Stahl. Zwischen ihnen hatte der Mann, der in dem Glas gewesen war, seine gepresst-zylindrische Form beinahe beibehalten. Die Außenseite seines Körpers, die Haltung seiner Hände, alles sah aus, als würde er immer noch an das Glas gedrückt werden.
    »Da.« Harris deutete mit einem Laserpointer. Der Tote starrte sie an mit dem durchdringenden Blick eines Ersoffenen. »Wie ich schon sagte«, verkündete sie und wies auf den Flaschenhals. »Er konnte unmöglich da reingelangen.« Die FSRC-Agenten wechselten einige Blicke.
    »Ich dachte, Sie hätten es sich in diesem Punkt vielleicht anders überlegt«, sagte Baron.
    »Unmöglich. Er konnte dort nicht reingepackt werden, es sei denn, er wurde gleich nach der Geburt hineingesteckt und ist darin aufgewachsen. Was in Anbetracht seiner vielen Tätowierungen und all der anderen offenkundigen Unmöglichkeiten nicht das ist, was tatsächlich passiert ist.«
    »Also gut«, sagte Baron. »Aber wegen dieser Frage sind wir nicht hier. Richtig, Ladys und Gentlemen? Was wissen wir über die Methoden unserer Verdächtigen? Erkennen wir hier irgendeine eindeutige Handschrift? Unsere Frage hier betrifft Goss und Subby.«
    Goss und Subby. Goss und Subby!
    Collingswood war sicher, dass sie Recht hatte. Anders Hooper war ein guter Origamist, aber der hauptsächliche Grund, weswegen er diesen Job bekommen hatte, war, dass er neu war und jung genug, um seinen Auftraggeber nicht zu kennen.
    Natürlich war er nicht jünger als sie selbst, aber wie Vardy mit gedämpfter Anerkennung von sich gegeben hatte: »Collingswood zählt nicht«. Ihre Forschungen mochten unorthodox gewesen sein, ihre Bildung unvollständig, aber ihr Wissen über die Welt, in der sie sich bewegte, war ernst zu nehmen. Sie las die Geschichtsbücher in willkürlicher Reihenfolge, aber sie las sie. Wie hätte sie da nicht von Goss und Subby hören sollen?
    Die berüchtigte »Soho Goats«-Kneipentour mit Crowley, die mit einem vierfachen Mord geendet hatte - Collingswood musste noch immer die Augen schließen, wenn sie an die Fotografien zurückdachte, die sie von diesem Vorfall gesehen hatte. Die Zerstückelung der Singers, während London noch alle Hände voll damit zu tun hatte, sich von dem großen Brand zu erholen. 1812, die Walkers auf der Face-Road, das waren Goss und Subby gewesen. Sie mussten es gewesen sein. Goss, König der mörderischen Epikureer - eine Bezeichnung, die er einem intellektuellen Roma verdankte, zweifellos ein extrem vorsichtiger Mann, der seine Identität sorgfältig verborgen hatte. Subby, von dem Eingeweihte sagten, er sei gemeint bei Margaret Cavendishs Gedicht über das »Kindlein aus Fleisch und Böswilligkeit«.
    Goss und der verdammte Subby. Schlichen verschlagen durch die Geschichte Albions, verschwanden zehn, dreißig, hundert gesegnete Jahre lang, um zurückzukehren, n'Abend allerseits, zwinkerzwinker mit einem funkelnd soziopathischen Auge, und sich als Beinhausfüller zu verdingen.
    Es gab nichts Genaues über Goss und Subby. Versuchte sie, herauszufinden, was genau ihr Dreh war, worin das bestand, was Collingswood ihre Superkräfte nannte, war alles, was sie herausbekam, dass Goss ein mörderischer Haufen Scheiße war, der seinesgleichen suchte. Superscheiße; magische Scheiße; Captain Absoluter Scheißkerl. Daran war nichts komisch. Man mochte es banal nennen, wenn es einem damit besser ging, aber böse war und blieb böse. Goss konnte sein Maul aufsperren, um eine Person zu erledigen, so hieß es, in eine andere mochte er ein Loch schlagen und für eine dritte Flammen spucken, um

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