Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
Ja, wirklich, wo sind wir jetzt? Seine Gnaden irrt nicht oft, aber dieser Mr. Harrow ist kein so ungetrübtes Wässerchen, wie er glauben macht, wenn solche Burschen bereitstehen, um ihn wegzuzaubern. Weiß immer noch nicht genau, wer dir da vor die Birne geknallt ist, du armer Junge. Geht's wieder besser?« Er zerzauste Subby, der ihn mit offenem Mund angaffte, die Haare.
    »Was ist das für einer? Ganz tief drin steckt der, hängt in dieser Geschichte wie zäher Schleim in Alveolen. Trotzdem ist er unsere beste Spur, was inzwischen sogar unsere hautgeschriebene Emminenz zugibt, und, wie heißt es so schön, einmal ist keinmal. Wir haben ihn schon einmal geschnappt, wir werden es auch noch einmal tun.
    Nur, wo mag er wohl sein? Das ist in der Tat das große Fragezeichen, mein junger Schüler.
    Ohr an den Boden, Subby, Zunge ausfahren.« Er tat es schon, während er sprach, und kostete, wo sie waren, und wenn Fußgänger oder Einkäufer in dieser nicht-ganz-vorstädtischen Fußgängerzone sein schlangenhaft schlürfendes Schlecken bemerkten, dann ließen sie es sich nicht anmerken. »Vorrangig sind wir hinter Fluffy her, also, irgendein Aroma von dem Du-weißt-was, ein ausgeprägtes fleischig-blässliches Wildbukett, habe ich mir sagen lassen, und wir scheren aus. Anderenfalls scheint es, als wisse Mr. Harrow ein winzig kleines bisschen, und an seinen Geschmack erinnere ich mich.«
    Dieser Tage trugen sich in der Stadt alle möglichen verschiedenen Dramen zu: Intrigen, Verrat, Unterstellungen und Missverständnisse zwischen Gruppen, die individuelle, einander überlappende Interessen verfolgten. In den Büros, Werkstätten, Laboratorien und Büchereien zorniger Wissenschaftler und freischaffender Theoretiker-Manipulatoren kam es zu lautstarken Streitereien untereinander und auch mit jenen nichtmenschlichen Genossen, die immer noch da waren. »Wie kannst du mir das antun?«, lautete der am häufigsten geäußerte Satz. Gefolgt von: »Ach, fick dich.«
    In der Hauptgeschäftsstelle der Confederation of British Industry gab es einen Korridor zwischen einer vielfrequentierten Toilette und einem kleinen Besprechungszimmer. Die meisten Angehörigen der Organisation, wenn sie ihn überhaupt einmal bemerkten, wunderten sich nur kurz, warum er ihnen zuvor niemals aufgefallen war; und sie neigten dazu, ihn danach kein zweites Mal wahrzunehmen. Er war nicht so hell erleuchtet, wie er hätte sein sollen. Die Aquarelle an den Wänden wirkten ein wenig unwirklich: Sie waren da, gewiss, aber es war schwer, ihnen Aufmerksamkeit zu zollen.
    Auf einem Plastikschild am Ende des Ganges stand Lagerraum oder außer Betrieb oder so etwas - irgendein Hinweis, der sich nur schwer exakt ins Gedächtnis rufen ließ, dessen Kernpunkt aber lautete, nicht diese Tür, geh woanders hin. Zwei Gestalten ignorierten diese Aussage. Die vordere war ein großer Mann in einem teuren Anzug, der einen schwarzen Motorradhelm trug. Gleich hinter ihm, die Hand in der seinen, stolperte eine Frau in den Sechzigern einher, trippelte wie ein verängstigtes Tier. Ihr Gesicht wirkte leblos, und sie trug einen fadenscheinigen Trenchcoat.
    Der Mann klopfte und öffnete, ohne eine Reaktion abzuwarten. Hinter der Tür befand sich ein kleiner Büroraum. Dort stand ein Mann, der sie begrüßte und auf zwei Stühle vor seinem Schreibtisch deutete. Der Mann im Anzug blieb stehen, schob aber die Frau auf einen der Stühle. Seine Hände beließ er auf ihren Schultern. Ihr Mantel klaffte auf. Darunter trug sie nichts. Ihre Haut sah unterkühlt und kränklich aus.
    Mehrere Sekunden passierte nichts. Dann bewegte die Frau den Mund auf absonderliche Weise. Sie erzeugte ein Klingeln.
    »Hallo?«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch.
    »Hallo«, sagte die Frau, begleitet von leisem Klicken, mit einer hohl klingenden Männerstimme, einer Londoner Stimme. Ihre Augen waren so ausdruckslos wie die einer Schaufensterpuppe. »Spreche ich mit Mr. Dewey von der CBI?«
    »Das tun Sie. Danke, dass Sie so schnell Kontakt aufgenommen haben.«
    »Kein Problem«, sagte die Frau. Sie sabberte ein wenig. »Soweit ich informiert bin, haben Sie ein Angebot für mich hinsichtlich des, äh, gegenwärtigen Disputs.«
    »Das habe ich, Mr .... das habe ich. Wir haben uns gefragt, ob Sie uns vielleicht helfen könnten.«
    Cricklewood war der Ort, an dem die Metropolitan Police nach Erwägung hochspezifischer geographopathischer Kriterien diejenigen ihrer Beamten untergebracht hatte, die jenseits des

Weitere Kostenlose Bücher