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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Gesetzen Londons auseinanderzusetzen.
    »Ich habe also mit meinen Schnauzen geredet«, wiederholte Collingswood. »Alle drehen durch. Niemand schläft noch gut.«
    Sie saß in einer nach Bier stinkenden Nische Darius gegenüber, einem ihr flüchtig bekannten Kollegen aus der Abteilung für schmutzige Tricks, eine jener untergeordneten Spezialabteilungen, die bisweilen mit Silberkugeln oder Patronen mit eingebetteten Splittern des wahren Kreuzes und dergleichen ausgestattet waren. Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, ihr alles zu erzählen, was er über Al Adler wusste, den Mann im Glas. Darius hatte ihn flüchtig gekannt, war ihm im Zuge fragwürdiger Aktivitäten kurz begegnet.
    Vardy war ebenfalls da. Collingswood musterte ihn kurz. Sie war immer noch verwundert, dass er sie gebeten hatte, ihn mitzunehmen, als er gehört hatte, wo sie hin wollte.
    »Seit wann zum Teufel hören Sie sich das Gerede an?«, hatte sie gefragt.
    »Würde es Ihren Freund stören?«, hatte er gesagt. »Ich versuche nur, Dinge zuzuordnen. Alles, was passiert ist, in meinem Kopf unterzubringen.«
    Vardy war in den letzten Tagen noch geistesabwesender gewesen als üblich. In seiner Ecke des Büros war der Bücherberg steiler geworden, seine Bestandteile einerseits profaner, andererseits geheimnisvoller: Für jeden noch so albern erscheinenden Untergrundtext gab es irgendeinen bekannten Bibelklassiker. Immer häufiger gesellten sich nun jedoch auch biologische Fachbücher und Ausdrucke von christlich-fundamentalistischen Websites dazu.
    »Die erste Runde geht auf Sie, Prediger«, hatte Collingswood verkündet. Vardy saß mürrisch und grimmig daneben und lauschte, während Darius langweilige Anekdoten über ausweglose Situationen zum Besten gab.
    »Also, wie war das mit diesem Typ, Adler?«, fiel ihm Collingswood ins Wort. »Du hattest doch mal mit ihm zu tun, nicht wahr?«
    »Da gibt es nichts zu erzählen. Worauf willst du hinaus?«
    »Wir wissen einen Dreck über ihn. Er war ein Verbrecher - ein Einbrecher, richtig? Hat sich nicht groß erwischen lassen, aber es gab eine Menge Gerede über ihn. Und dann, vor ein paar Jahren, ist das alles verstummt. Was hat das zu bedeuten?«
    »War er religiös?«, fragte Vardy. Darius schnaubte verächtlich.
    »Nicht, dass ich wüsste. Ich bin ihm nur das eine Mal begegnet. Das war alles. Lange Geschichte.« Sie alle kannten diesen Code. Irgendeine Untergrundoperation der Met, die sich plausibel ableugnen ließ, wenn sich die Verbindungen zwischen Bündnispartnern, Gegnern, Informanten und Zielpersonen als fragwürdig erwiesen. Baron nannte so etwas »Klammereinsatz«, denn es war, wie er sagte, »(il)legal«.
    »Was hat er getan?«, fragte Collingswood.
    »Kann mich nicht erinnern. Er gehörte zu irgendeiner Truppe, die eine andere Truppe verpfiffen hat. Das Tattoo gehörte dazu.«
    »Er hat für das Tattoo gearbeitet?«, hakte Collingswood nach.
    »Nein, er hat das Tattoo und seine Leute verpfiffen. Er und ein paar andere Typen, irgendein vornehmes Weibsstück - Byrne hieß sie, glaube ich - und dieser alte Kerl, Grisamentum. Er war krank. Darum war Byrne dabei. Sie haben das Tattoo angezeigt. Tattoo war da erst kurz das Tattoo, und sie haben es zwar nicht gesagt, aber sie haben angedeutet, dass Gris ihn dazu gemacht hat. Und plötzlich war alles ganz anders, was?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Vardy.
    »Ach, Sie wissen doch. Unsere Freunde sind nicht mehr, was sie mal waren. Alles hat sich geändert. Grisamentum hat den Löffel abgegeben, und jetzt schleichen wir alle ziemlich vorsichtig um das Tattoo herum.«
    »So?«, sagte Collingswood und bot ihm eine Zigarette an.
    »Na ja ...« Darius schaute sich um. »Man hat uns gesagt, wir sollen die Leute vorläufig mit Samthandschuhen anfassen. Was ziemlich seltsam ist, denn die sind, das weißt du auch, nicht gerade subtil.« Die Vorliebe des Tattoos für den Einsatz ostentativ lädierter und wiederhergestellter Handlanger zum Zwecke der Einschüchterung war weithin bekannt. »Sie glauben, dass Goss und der verfluchte Subby derzeit für ihn arbeiten. Aber man hat uns gesagt, wir sollen uns zurückhalten, solange nichts auf die Oxford Street überschwappt.«
    »Wer tut da wem einen Gefallen?«, fragte Collingswood.
    Darius zuckte die Achseln. »Man muss schon ein bisschen auf den Kopf gefallen sein, wenn man nicht auf die Idee kommt, dass das etwas mit dem Streik zu tun hat. Es heißt, die UMA hätte es derzeit nicht so leicht. Aber alles, was ich

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