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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Staubkörner, unter einem Gestalt-Feld verbunden waren und im Kollektiv wie ein Gehirn dachten und in den Streik getreten waren.
    Dort, wo sie hinzogen, kreisten Vögel über dem Rathaus. Dieser unwahrscheinliche Schwarm - eine Eule, etliche Tauben, zwei verwilderte Nymphensittiche - bestand ausschließlich aus Vertrauten, hochrangig genug, um einen beachtlichen Teil der Schlagkraft ihrer Herren und Herrinnen verinnerlicht zu haben, was ihnen selbst einen nicht zu unterschätzenden Einfluss verlieh. Sie protestierten dort, wo mehrere besonders ausbeuterische Zauberer arbeiteten, die sich nun mit schlecht ausgebildeten Streikbrecherpüppchen herumschlagen mussten.
    Die coleopterische Gruppe sollte unter Leitung eines UMA-Aktivisten als Streikposten von außerhalb zu den Vögeln und ihrer luftigen Postenkette stoßen. Damit sollte ein Solidarstreik der Vögel der Arbeitsstätte der Käfer in der Vorwoche vergolten werden. Es war ein großartiges Zeichen der Solidarität gewesen: Einige der mächtigsten zauberischen Assistenten der Stadt gesellten sich Feder an Chitin zu einigen der schwächsten, Räuber skandierten aviar Seite an Seite mit Kreaturen, die üblicherweise Beute waren.
    Das war der Plan. Die Presse war informiert worden, dass mit Besuchern zu rechnen sei. Der hauptberufliche Vertreter der UMA signalisierte den kreisenden Vögeln, dass er bald zurück sei, und zog los, um mit den Neuankömmlingen zu konferieren. Um die Ecke in einem kleinen Park krochen die Käfer aus einer Ritze hervor, kleine Projektile von irisierendem Schwarz, die auf ihre Kontaktperson warteten. Sie schlenderten über die Laubstreu und formierten sich zu einem Pfeil, als sie Schritte hörten.
    Doch was sich dort näherte, war nicht ihr Organisator. Es war ein stämmiger Mann in Jeans, Lederjacke und schwarzen Stiefeln, dessen Gesicht unter einem Motorradhelm verborgen blieb. Am Zaun wartete ein weiterer Mann in exakt derselben Montur.
    Die Käfer, die absolut still gewartet hatten, verteilten sich ein wenig und gingen den geistlosen Geschäften insektilen Lebens nach, als krabbelten sie nur zufällig im Park umher. Aber mit zunehmender Beunruhigung erkannten die koagulierten Streikposten, dass der gesichtslose Mann auf sie zuhielt, dass er das schützende Gestrüpp zur Seite trat, dass er seine großen Bikerstiefel hob und wieder herunterbrachte, direkt auf die Streikenden und zu schnell, als dass sie noch hätten flüchten können.
    Mit jedem Stampfer zersplitterten zehn Rückenpanzer, deren Innenleben zu Brei zertrampelt wurde, und das Gesamtbewusstsein verebbte und wurde zu einer weniger vernunftbegabten Panik. Die Käfer huschten davon, und der Mann mordete sie.
    Der UMA-Organisator kam um die Ecke. Er stand im grauen Tageslicht in Blickweite abblätternder georgianischer Fassaden, Kinderwagen und Passanten und starrte zu den Käfern hinüber. Nach einem Augenblick puren Entsetzens brüllte er: »Hey.« Und er rannte auf den Angreifer zu.
    Aber der Mann setzte sein brutales Gestampfe fort, achtete überhaupt nicht auf den Schrei und mordete mit jedem Tritt. Sein Kumpan trat dem Organisator in den Weg und schlug ihm ins Gesicht. Er schickte ihn zu Boden, die Beine gespreizt, und das Blut spritzte in weitem Bogen. Der Helmträger packte den Liegenden und schlug wieder und wieder zu. Leute sahen es, brüllten, riefen die Polizei. Die beiden dunkel gekleideten Gestalten machten weiter, einer mit seinem wahnsinnig aussehenden, mörderischen Tanz, der andere damit, dem Gewerkschafter die Nase zu brechen, die Zähne auszuschlagen und ihn zwar nicht zu Tode zu prügeln, aber doch so, dass sein Gesicht nie wieder so aussehen würde wie noch vor dreißig Sekunden.
    Ein Polizeifahrzeug jaulte heran, als das Schlagen und Treten endete. Die Autotüren sprangen auf, aber dann endete die Bewegung. Die Beamten stiegen nicht aus. Jeder, der nahe genug war, konnte sehen, dass die Einsatzleiterin in ihr Funkgerät brüllte, Anweisungen lauschte, wieder brüllte, im Wagen blieb und wütend die Hände in die Luft warf.
    Die beiden Biker zogen sich zurück. Unter den entgeisterten Blicken der Anwohner, von denen einige forderten, sie sollten stehen bleiben, andere sich außer Sichtweite duckten, wieder andere erneut die Polizei riefen, verließen die beiden Männer die Grünanlage und gingen davon. Sie hatten keine Motorräder: Sie marschierten o-beinig und schwankend wie gewalttätige Matrosen durch die Straßen des nördlichen London.
    Als sie außer

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