Der Krake
Billy gegen die Wand schmetterte.
Die Tür zum Schlafzimmer wurde geöffnet, und da war Dane, die Fäuste geballt, finster wie ein mannsgroßes Loch. Er durchquerte den Raum mit drei irre flinken Schritten und schlug dem Eindringling ans Kinn, dass dessen Kopf zurückgeschleudert wurde. Der Mann brach ohnmächtig zusammen.
Billy schnippte mit den Fingern und erregte Danes Aufmerksamkeit. Er zeigte auf das Fenster. Da ist noch einer. Dane nickte und flüsterte: »Handschellen in meiner Tasche. Knebeln und fesseln.«
Ohne die Vorhänge zur Seite zu ziehen, griff Dane an dem Stoff vorbei und zog langsam das Fenster auf. Die Gardinen blähten sich, als kalte Luft hereindrang. Da war ein kurzes Wispern und ein Schlag. Ein Vorhang ruckte, erbebte um ein frisches Loch herum. Ein Pfeil ragte aus der Decke heraus.
Dane schwang sich zum Fenster hinaus. Billy keuchte auf. Der große Mann sprang zwei volle Stockwerke in die Tiefe, drehte sich, landete geduckt und leise in dem überwucherten Vorgarten des Hauses und stürzte sich sofort auf den Mann, der mit einem Bolzenschussgerät in der Hand davonrennen wollte. Rasend schnell traten sie in den Lichtkegel einer Straßenlaterne und wieder heraus. Billy versuchte, sie zu beobachten, während er die Handschellen holte und den bewusstlosen Eindringling an den Heizkörper fesselte, ihm eine Socke in den Mund stopfte und sie mit einer Strumpfhose der erfundenen Frau fixierte.
Die Wohnungstür wurde geöffnet. Billy war vorbereitet, aber es war nur Dane, der schwer atmend und mit bebender Leibesmitte eintrat. »Packen Sie Ihr Zeug.«
»Haben Sie ihn erwischt?«, fragte Billy. Dane nickte. Er sah erbittert aus. »Wer sind die?«, fragte Billy. »Gehören die zum Tattoo?« Dane ging ins Schlafzimmer.
»Wie kommen Sie auf die Idee?«, sagte er. »Hat er kein anständiges Gesicht? Er ist doch keine atmende Maschine, oder? Nee. Das ist Clem. Der andere Typ ist Jonno. Sagen Sie hallo zu ihm. Hallo, Clem«, sagte er zu dem geknebelten Mann und schwang sich die Tasche über die Schulter. »Ups«, machte er. »Sieht ganz so aus, als würde der Teuthex ein paar dieser Verstecke kennen.« Er lachte wenig erfreut.
Clem sah Dane in die Augen und atmete feucht in seinen Knebel. »Hey, Clem«, sagte Dane. »Wie geht's dir so, Kumpel? Wie läuft es? Alles in Ordnung, Kumpel? Gut, gut.« Dane durchsuchte Clems Taschen und nahm alles an sich, was er an Geld finden konnte, und dazu Clems Telefon. In seinem Bündel entdeckte er eine weitere dieser kleinen Harpunen.
»Um Kraks willen, Clem, Kumpel, sieh dich nur an«, sagte Dane. »Da habt ihr euch so viel Mühe gemacht, nur um mich zu schnappen, und zugleich bist du ganz zufrieden damit, faul herumzusitzen, während jemand mit Gott davonspaziert. Ich habe eine Botschaft für den Teuthex. Sag ihm das, ja, Clem? Wenn er kommt, um dich einzusammeln, dann übermittelst du meine Botschaft, okay? Du sagst ihm, er ist eine Schande. Das seid ihr alle. Ich bin nicht der Ausgestoßene. Ich bin der, der Gottes Werk tut. Ich bin jetzt die Kirche. Der Rest von euch, ihr seid die, die verdammt noch mal exkommuniziert sind. Sag ihm das.« Er tätschelte Clems Wange. Clem musterte ihn aus blutunterlaufenen Augen.
»Wo gehen wir jetzt hin?«, fragte Billy. »Wenn die von Ihren sicheren Häusern wissen, sind wir am Arsch.«
»Sie wissen von diesem hier. Ich muss eben vorsichtiger sein. Von jetzt an beschränke ich mich auf die neuesten Verstecke.«
»Und wenn sie die auch kennen?«
»Dann sind wir am Arsch.«
»Was würden die mit uns anstellen?«, fragte Billy. Dane lenkte den neuesten gestohlenen Wagen.
»Was die mit Ihnen tun würden?«, gab er zurück. »Einsperren würden sie Sie. Sie zwingen, ihnen zu erzählen, was Sie in der Nacht sehen. Was würden die mit mir anstellen? Apostasie, Kumpel. Ein Kapitalverbrechen.« Er steuerte den Wagen an einem Kanal vorbei, wo sich Müll am Rand einer Schleuse sammelte und die Straßenlaternen kalt und silbern schimmerten.
»Was denken die, dass sie durch mich herausfinden können?«
»Ich bin kein Priester«, sagte Dane.
»Ich bin kein Prophet«, entgegnete Billy. Dane antwortete nicht. »Warum fragen Sie mich nicht, was ich träume? Interessiert Sie das gar nicht?«
Dane zuckte mit den Schultern. »Was träumen Sie?«
»Fragen Sie mich, was ich in dieser Nacht geträumt habe.«
»Was haben Sie in dieser Nacht geträumt?«
»Ich habe geträumt, ich würde den Architeuthis reiten wie Clint Eastwood. Im
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