Der Krankentröster (German Edition)
ich überwältigt. Es war gerade mit viel Liebe alles neu renoviert und gestaltet wurden. Acht große Sitze, die zu Betten ausgefahren werden konnten, befanden sich direkt in einer Kabine hinter dem Piloten, und Micha und ich schienen außer einem schlecht gelaunten Geschäftsreisenden allein in diesem Wunderland zu sein. Wo die Stewardess einem gleich nach Eintritt die Jacke abnimmt, einem Nüsschen und Champagner reicht sowie einen flauschigen Schlafanzug und Pantöffelchen.
Und als wir es uns nun im Mittelgang auf unseren Sitzen schön gemütlich machten, wurde George Clooney mit seinen Freunden hereingeführt. Dieses Glücksgefühl kann ich kaum beschreiben! Jackpot! Micha und ich schauten uns an. Er wusste, wie sehr ich mich gerade freute. »Wahnsinn!« , dachte ich. »Ich werde jetzt auf engstem Raum acht Stunden lang mit George Clooney verbringen. Wir sind quasi zusammen eingesperrt, und das noch in der Luft. Er kann noch nicht mal abhauen!« George verstaute sein Handgepäck und schwärmte mit seinen Freunden von der neu gestalteten ersten Klasse und nahm den Sitz neben meinem Mann ein.
O nein! Warum musste ich blöde Kuh mich auf die rechte Seite setzen? Neben den Griesgram, der noch nicht einmal zurücklächeln würde, wenn ich ihn fünf Minuten mit einem breiten Grinsen penetrant anschauen würde. Aber Plätze tauschen kann ich ja jetzt auch nicht mehr. Das wäre zu peinlich! Na ja, dann muss ich mir eben meinen Mann wegdenken und mir vorstellen, ich würde direkt neben George Clooney liegen.
George und seine Freunde aßen Nüsschen, tranken Champagner, legten ihre Füße mit Schuhen auf den Sitz vor ihnen und hatten Spaß. Sie brachten eine unwahrscheinlich gute Laune mit. Einmal rief einer seiner Freunde, der Schauspieler Richard Kind: »Ask the rich guy behind us!« »I’m not rich!«, erwiderte Micha lachend. Nun, man hätte jetzt erzählen können, dass wir nur durch ein Upgrade First fliegen. Aber man muss ja nicht alles erzählen.
Das war dann auch schon die einzige Kommunikation, die während des Fluges zwischen uns stattfand. Ich verfluchte mein schlechtes Englisch, denn auf Deutsch hätte ich mich bestimmt mal getraut, etwas zu sagen. So beobachtete ich George mit seinem unwiderstehlichen Lächeln und seinen coolen Bewegungen und hätte dabei am liebsten meinen Mann von seinem Sitz geschubst. Vor allem, als er noch anfing zu singen und vor sich hin zu summen! Er hat ja beim Sprechen schon eine tolle sexy Stimme. Dabei darf man sich nicht die deutsche Synchronstimme vorstellen, die ist seiner kein bisschen ähnlich. Er hat eine viel tiefere, erotischere Stimme, und er kann tatsächlich auch noch singen! Und anscheinend singt er gerne.
Wenn mich ein Mann erobern will, muss er mir nur was vorsingen, und ich schmelze wie Butter in der Sonne dahin. Und wenn er dazu noch wirklich gut singen kann, muss ich mich beherrschen, ihm nicht direkt um den Hals zu fallen und ihn abzuknutschen. Es ist einfach um mich geschehen. Und ich habe dann wahrscheinlich wieder denselben blöden Gesichtsausdruck wie auf dem Foto.
Die ersten zwei Stunden gab es Essen und gute Weine. Okay, ich trinke keinen Tropfen, weil mir dann auf einem Langstreckenflug schnell schlecht wird. Aber die meisten geben sich gut die Kante und legen sich dann schlafen. So auch George und seine Freunde. Nach dem Essen fragte die Stewardess, ob sie unsere Betten machen solle, und so zogen wir unsere Schlafanzüge an und legten uns hin. Ach nein, vorher gingen wir noch auf die Toilette. Erst George und dann ich. Und ich muss sagen, dass ich normalerweise sehr penibel mit öffentlichen Toiletten bin und ich sie erst einmal desinfiziere oder Papier drauflege, aber hier wäre es ja einer Sünde gleichgekommen. Als ich da saß, dachte ich nur: »Ich sitze gerade auf demselben Klo, auf dem George Clooney mit seinem nackten Hintern drauf saß. WOW!« Übrigens hatte George die Toilette sehr sauber hinterlassen. Er scheint kein Stehpinkler zu sein. Einmal bin ich auf einem Businessflug von L. A. nach Frankfurt nach einem ziemlich bekannten deutschen Schauspieler auf die Toilette gegangen, und der ganze Sitz war besprenkelt. Ich musste mit Toilettenpapier erst mal den Sitz sauber machen. Aber nun gut. Mein Mann meinte, ich hätte ihn damals ansprechen sollen und sagen: »Können Sie bitte das nächste Mal die Toilette sauber hinterlassen.« Aber so gemein bin ich dann doch nicht, ihn vor seinen Sitznachbarn bloßzustellen.
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