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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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mit einem
Wer, ich?
-Ausdruck im Gesicht.
    Und da kam auch schon der Berg zum Propheten, vielmehr gleich zwei Berge, schnaufend und klimpernd. Sie umzingelten den Goth, durchsuchten seine Tüte und fanden die Spineshank- CD . Sie übergingen seine vergeblichen und völlig unglaubwürdigen Beteuerungen, die CD müsse irgendwie in die Tüte gefallen sein, und bearbeiteten ihn mit Fragen – ja, das waren harte Kerle, die den Jungen da ins Kreuzverhör nahmen.
    Harry Burr ging hinüber, ließ eine Dienstmarke aufblitzen, die er immer bei sich trug – früher einmal hatte sie einem Officer der D.C. State Police gehört, der sich bei einer Verkehrskontrolle selbst hatte bestehlen lassen. »Officer Wilson?«, fragte er den vorgesetzten Sicherheitsmann, dessen Namen er vom Schild auf der Brust ablesen konnte.
    »Ja?«
    Burr klappte die Marke wieder weg. »Man hat mir gesagt, Sie seien der Mann, mit dem ich sprechen muss.«
    »Ja?«
    »Es geht um den Autodiebstahl heute Morgen auf dem Parkplatz. Ich bin der Verbindungsbeamte zwischen D.C. und Virginia, Undercover Investigations Division, Fahrzeugdiebstahl. Lieutenant Moore.« Er streckte die Hand aus. Wilson ergriff sie.
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten, Officer?«
    »Sicher.«
    Burr steuerte Wilson weg von dem Jugendlichen, der immer lauter protestierte und nun Handschellen angelegt bekam. Burr holte ein kleines Notizbuch hervor, leckte sich über den Zeigefinger und blätterte darin herum. »Es dauert nicht lange – ich brauche nur ein paar Einzelheiten.«
    »Die Akte ist oben im Büro. Wir haben alle Informationen schon an die State Police weitergegeben.«
    Burr verdrehte in gespielter Abscheu vor der Bürokratie die Augen. »Wir sind heutzutage ein bisschen schwerfällig, fürchte ich. Könnte eine Woche dauern, bis die Akte bei mir wieder auftaucht – aber Sie könnten mir jetzt gleich weiterhelfen.« Er zwinkerte. »Was sagen Sie?«
    »Klar doch, Lieutenant. Freut mich, wenn ich Ihnen helfen kann.«
    Das Büro sah genau so aus, wie Burr erwartet hatte – eine fensterlose Zelle, in der es nach billigem Deo-Stick roch. Wilson, der glorifizierte Nachtwächter, setzte sich an den Schreibtisch, zog eine Schublade auf und holte eine Akte heraus.
    »Ich brauche das Übliche«, sagte Burr, »Fabrikat, Kennzeichen, Zeugen … was Sie eben haben.«
    »Keine Zeugen, Lieutenant«, sagte Wilson mit ernster Miene, die der Schwere des begangenen Verbrechens angemessen war. »Es geht um einen weißen Ford F hundertfünfzig King Cab Pick-up, Jahrgang neunzehnhundertfünfundachtzig, Kennzeichen Virginia …« Er ratterte weitere Details herunter, während Burr sich Notizen machte.
    »Wir finden das Fahrzeug wieder. Wir finden sie immer«, sagte Wilson. »Irgendwelche Jugendlichen, die eine Spritztour machen wollten. So ein alter Pick-up ist nichts zum Ausschlachten.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass Sie den Fall aufklären werden, Officer«, entgegnete Burr, klopfte mit seinem goldfarbenen Kuli auf das Notizbuch und steckte es dann ein. Er streckte die Hand aus. »Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen, sich bei mir zu melden, ich halte selbst Kontakt zu Ihnen, telefonisch. Sollte dieser Pick-up wieder auftauchen, würde ich gern davon erfahren. Haben Sie eine Karte?«
    Wilson reichte ihm seine Karte.
    »Sehr zu Dank verpflichtet, Officer.« Er zögerte. »Es wäre vielleicht besser – diplomatischer, Sie verstehen schon –, wenn Sie meinen Besuch gegenüber der State Police von D.C. oder Virginia nicht erwähnen. Die sehen es nicht gern, wenn jemand aus der Undercover-Abteilung ihre bürokratischen Mauern unterläuft.« Wieder zwinkerte er Wilson verschwörerisch zu.
    »Sicher doch«, sagte Wilson grinsend.
    Burr verließ das Einkaufszentrum und stieg wieder in seinen Beetle. Herrgott, war das heiß, vor allem nach der eiskalten Luft da drin. Ford und das Mädchen hatten sich ziemlich sicher irgendwo verkrochen. Jetzt konnte er nichts tun als abwarten, bis der gestohlene Wagen irgendwo auftauchte. Harry Burr schlug frustriert mit der Hand aufs Lenkrad und fluchte leise. Was für eine verkorkste Situation. Vielleicht würde er diesmal doch eine Ausnahme machen – und das Töten genießen.

60
    E ine warme Sommerbrise wehte von der Great Salt Bay herein, als Abbey zur Tür eines alten Hauses mitten in Damariscotta huschte. Über ihr ragte die Feuertreppe in den Sternenhimmel.
    Sie drückte auf Jackies Klingel, viermal, lange und beharrlich. Gleich darauf

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