Der Krater
ließ sie los, und als sie rückwärtstaumelte, schlug er sie ins Gesicht, so dass sie hintenüberfiel. »Das ist dafür, dass du mich belogen hast.« Er packte sie am Arm und zerrte sie wieder auf die Füße. »Wo ist er hin?«
Ein ersticktes Schluchzen. »Ich habe ihn ans Festland gebracht. Er wollte … zurück nach Washington.«
»Wohin in Washington?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wer ist dann mit dir hier? Ich habe noch jemanden auf dem Boot gesehen.«
Sie schluckte. Er drückte ihr die Waffe an den Kopf. »Antworte.«
»Niemand. Ich bin allein.«
»Du lügst.«
»Sie müssen meine Regenjacke gesehen haben, die hängt an einem Haken in der Steuerkabine, direkt am Fenster. Sie hat eine große Kapuze, und im Dunkeln …«
»Halt den Mund.« Er überlegte schnell. Sie musste die Wahrheit sagen. Niemand hätte ihn bis zehn zählen lassen, ohne einzuknicken und alles auszuplaudern. Und tatsächlich hatte er keine der beiden Gestalten allzu deutlich sehen können, im Zwielicht und über eine halbe Meile Wasser hinweg.
»Wo ist die Festplatte?«
»Die hat er mitgenommen.«
Der Hurensohn.
Er bebte vor Wut. Der Job war versaut. Ohne die Festplatte würde er sein Geld nicht bekommen.
Es gab vielleicht noch eine Möglichkeit, Ford einzuholen. Aber erst musste er hier aufräumen – das Mädchen töten, auf sein Boot zurückkehren, den Vater erledigen und zusehen, dass er aufs Festland kam. Dann konnte er Ford nach Washington folgen. Es hatte keinen Sinn, hier noch mehr Zeit zu vergeuden. Er stieß Abbey zu Boden und trat einen Schritt zurück, damit er nicht schmutzig wurde.
Sie lag zwischen den Felsen und versuchte aufzustehen.
»Wenn du dich bewegst, bist du tot.«
Sie hielt still. Er ging breitbeinig in Stellung, die Desert Eagle in beiden Händen, zielte auf Abbeys Kopf und drückte ab.
73
F ord fand, was er suchte, in Topsham, Maine – eine kleine Ladenzeile, deren Geschäfte noch geöffnet waren. Er hielt vor einem Elektronikladen, ging hinein und kaufte eine ganz gewöhnliche Festplatte. Im Copyshop nebenan druckte er die Bilderserie aus dem DEIMOS-MASCHINE -Ordner aus, nachdem er sorgfältig alle Hinweise auf Deimos entfernt hatte, und stopfte sie in seinen Aktenkoffer. Dann kaufte er vier DVD -Rohlinge und brannte am Computer des Copyshops dieselbe Bilderserie darauf. In einem Kaufhaus besorgte er Nagellackentferner, weiße Emailfarbe, eine Rolle Malerkrepp, einen schwarzen Filzstift, eine Schachtel, braunes Packpapier und Luftpolsterfolie.
Im Auto benutzte er den Nagellackentferner, um sämtliche Labels, Logos und Seriennummern von der neuen Festplatte verschwinden zu lassen. Er klebte darauf ein Quadrat mit Malerkrepp ab, bemalte es mit weißer Emailfarbe, legte es unter die Fußheizung des Beifahrersitzes und drehte sie voll auf.
Während die Farbe trocknete, besorgte er Verpackungsmaterial aus dem Copyshop, der auch FedEx-Annahmestelle war. Er schrieb einen Brief.
Das Passwort lautet fuck NPF 1. Sehen Sie sich die Bilder im Ordner DEIMOS MASCHINE und die Radaraufnahmen-Serie R-2756–2760 an. DAS SIND ECHTE BILDER , UNVERÄNDERT . Sie zeigen eine außerirdische Waffe auf dem Grund des Voltaire-Kraters auf Deimos, einem der Marsmonde. Diese Waffe hat am 14. April die Erde beschossen und heute Abend den Mond – Sie haben die Folgen selbst gesehen. Dies ist die größte Wissenschafts-Story aller Zeiten. Sehen Sie sich nur die Bilder an, dann werden Sie verstehen. Veröffentlichen Sie das schnell, ehe es durch gerichtliche Anordnung verboten wird, denn das Material ist streng geheim.
Er faltete das Blatt und klebte es in einem Umschlag auf die Unterseite der echten Festplatte, wickelte die in mehrere Lagen Luftpolsterfolie und Packpapier und schrieb darauf:
WICHTIG ! EIGENTUM VON MARTIN KOLODY , WISSENSCHAFTSREDAKTION , WASHINGTON POST . FALLS SIE DIES FINDEN , SCHICKEN SIE ES BITTE SCHNELLSTMÖGLICH ZU , ALLE AUSLAGEN WERDEN ERSTATTET .
Er überlegte kurz und fügte dann hinzu:
$ 500 FINDERLOHN FÜR UNBESCHÄDIGTE RÜCKGABE .
Dann füllte er ein FedEx-Versandetikett aus. Als Empfänger gab er einen völlig fiktiven Namen samt Adresse an, als Absender einen falschen Namen, aber die echte Adresse eines gut geführten kleinen Luxushotels in Washington D.C. nicht weit vom Redaktionsbüro der
Post
.
Er steckte die vier DVD s in schlichte Polsterumschläge und adressierte sie an die Wissenschaftsredaktion der
New York Times
, den Herausgeber des
Scientific American
, den Präsidenten der
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