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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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allein mit dem Wasser fertig, ohne die Unterstützung durch ihre Eimerkette.
    Jackie rief zu ihr hinein: »Abbey, dein Vater will dich an Deck haben. Wir erreichen die Kabbelung.«
    Abbey kletterte die steile Treppe hoch zur Steuerkabine. Sie hatten den Kanal hinter sich gelassen, und die Wellen türmten sich wieder auf. Voraus konnte Abbey ein Feld weißer Schaumkronen sehen, wo die Kabbelung begann, der Ripp Island seinen Namen verdankte. Das war eine klassische Kreuzsee, denn die Wellen liefen hier der vorherrschenden Richtung von Wind und Strömung entgegen, wodurch gewaltige stehende Wellen, Strudel und brutale Kabbelung entstanden.
    »Festhalten«, sagte ihr Vater und gab Gas. Als das Boot auf die Gegenströmung traf, wurde es langsamer, und George Straw gab mehr Gas, um gegenzuhalten. Die Wellen schoben das Heck voran, und die Strömung wollte die
Marea II
um den Bug drehen. Das Boot bekam einen heftigen, unvorhersehbaren Schubs, den ihr Vater auszugleichen versuchte, indem er das Steuer hin- und herriss. Kraftvolle kleine Wellen preschten über den Bug hinweg und schossen über das Deck, während schwere Wogen gegen das Heck drückten und Wasser durch die Speigatten hereinpressten. Das Boot bebte unter den starken Verwindungskräften, denn das donnernde Wasser hämmerte aus zwei verschiedenen Richtungen gegen den Rumpf.
    Stumm stand ihr Vater am Steuer. Die Beleuchtung der Instrumente tauchte sein angespanntes Gesicht in gespenstisches grünes Licht, seine muskulösen Arme arbeiteten am Steuer. Es war ein aussichtsloser Kampf. Das Wasser, das ins Heck einbrach, konnte nicht durch die Speigatten ablaufen, und mit jeder Welle, die über das Deck hereinbrach, schwappte mehr Wasser ins Cockpit.
    »Du meine Güte, ich glaube, wir laufen voll«, sagte Jackie und wollte mit einem Eimer zum Heck laufen.
    »Bleib hier!«, rief Straw. »Du wirst von Bord gespült!«
    Der Motor dröhnte und rang mit dem zusätzlichen Gewicht, das Boot bebte und plagte sich in den Wellen. Abbey konnte das Knarren und Schrammen des gerissenen Rumpfs hören. Es klang nicht gut.
    Sie stieg hinunter in die Kabine.
    Sie öffnete die Luke und sah, dass der Riss sich wieder geöffnet hatte, noch größer als vorher. Wasser schoss herein. Sie schnappte sich das Klebeband und schälte einen Streifen ab, den sie über den Riss zu kleben versuchte, aber der lag wieder unter Wasser, und der erste Flicken war abgerissen. Der Druck des einströmenden Wassers machte es unmöglich, den Sprung abzudichten.
    »Die Eimerkette, los!«, rief ihr Vater.
    »Es fließt zu schnell nach!«
    »Dann schafft die Bugpumpe achtern! Jackie, mach schon!«
    Jackie schob sich durch die vordere Luke und kam gleich darauf mit der Bilgepumpe, einer Rolle Schlauch und ein paar Drähten wieder hervor.
    »Schlauch und Drähte durchschneiden«, wies Straw an. »Verdrahtet sie direkt mit einer Batterie und schließt sie an, und den Schlauch schiebt ihr durch ein Bullauge.«
    »Verstanden.«
    Das Boot ächzte und stöhnte in den Wellen, während sie arbeiteten wie verrückt. Fünf Minuten später waren sie fertig und schoben den Abflussschlauch durch ein Bullauge nach draußen.
    Die Pumpen brummten. Das Wasser im Kielraum hörte zu steigen auf und sank dann sogar.
    »Es funktioniert!«, schrie Jackie und klatschte Abbey ab.
    In diesem Moment krachte eine riesige Welle donnernd gegen den Rumpf, und Abbey hörte ein scharfes
Kracks!
Plötzlich sprudelte das Wasser nur so in den Kielraum, Luftbläschen blubberten darin auf.
    »O Gott.«
    Abbey sah entsetzt zu, wie das Wasser hereinschoss und hochwirbelte. Binnen Sekunden lief es aus der Luke und flutete die Kabine.
    »Schließ die Luke!«, kreischte Jackie.
    Abbey knallte die Luke zu und zerrte die Hebel herum, während das Wasser an den Rändern hervorquoll, und gleich darauf war sie dicht. Aber das half nicht lange. Die Schotten, durch die Kabel und Schläuche liefen, waren nicht wasserdicht, und Abbey konnte das Wasser im Motorraum gurgeln hören.
    »An Deck!«, brüllte ihr Vater.
    Sie krabbelten die Leiter hinauf.
    »Dad!« Sie richtete sich auf. »Wir sinken …«
    »Rettungswesten anlegen. Sofort. Sobald das Wasser über die vorderen Schotten steigt, sind wir erledigt.«
    Er versuchte, so viel Schwung wie möglich aufzunehmen, und drückte den Gashebel bis aufs Armaturenbrett. Das Boot röhrte an Ripp Island vorbei, und Abbey erhaschte einen Blick auf die Lichter im Haus des Admirals, die trübe durch dichte Regenschleier

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