Der Krater
Finger auf ihn. »Du … bist ein Mörder.«
»Pakistan?«, meldete Lockwood sich endlich zu Wort. »Aber das ist ein rückständiges Land. Warum sollten die solche Informationen haben wollen? Die haben kein Raumfahrtprogramm, keine Wissenschaft, gar nichts.«
»Da bin ich anderer Ansicht«, sagte Chaudry mit eisiger Stimme. »Wir sind das Land von Abdalkadir Chan, einem der größten Wissenschaftler aller Zeiten. Wir haben die Bombe gebaut, wir haben Langstreckenraketen, Urananreicherung. Aber vor allem haben wir Gott auf unserer Seite. Alles, was geschieht, ist Schicksal, und Vorsehung ist nur ein anderes Wort für den Plan Gottes. Die Würfel sind vor langer Zeit gefallen. Jene, die glauben, sie könnten den wahren Lauf der Dinge verändern, geben sich einem Wahn hin. Einstein hat es Blockzeit genannt. Wir nennen es Schicksal. Wer, frage ich Sie, ist mächtiger als Allah?«
Ford wandte sich einem der Offiziere vom Dienst zu, der stumm im Flur herumstand. »Ich denke, Sie sollten diesen Mann festnehmen.«
Niemand rührte sich. Der Offizier stand da wie erstarrt. Der einzige Laut im Raum war Chaudrys keuchender Atem.
Mickelson zog seine Waffe und richtete sie auf Chaudry. »Sie haben den Mann gehört. Handschellen anlegen.«
Chaudry streckte die Arme aus, an den Handgelenken gekreuzt. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem Lächeln. »Bitte.«
Als die Handschellen klickten, sagte Chaudry leise: »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ihr Land ist am Ende, und das wissen Sie auch. Wir sind rein, uns gehört die Gunst Gottes. Über kurz oder lang werden wir siegen. Merken Sie sich meine Worte: Die Zukunft gehört Pakistan. Wir werden Indien besiegen, so Gott will, und eine Ära der pakistanischen Wissenschaft einläuten, von der die ganze Welt geblendet sein wird.«
Mickelson steckte seine Pistole wieder in die zerknitterte Uniform und sagte scharf zu dem Offizier: »Schaffen Sie ihn weg.« Dann wandte er sich der Gruppe zu. »Wir haben noch neunzig Minuten, bis wir dem Präsidenten eine Empfehlung geben müssen, also reißen Sie sich zusammen.«
Ford sagte: »Nun, da der Maulwurf enttarnt ist, kann ich Ihnen den genauen Standort der Maschine verraten. Sie steht nämlich gar nicht auf dem Mars.«
Die aufgewühlte Gruppe verstummte.
»Sie ist auf Deimos.«
88
J ackie steuerte das Boot im Windschatten von Devil’s Limb in einem langsamen Kreis herum, während Abbey und ihr Vater es auf Schäden untersuchten. Er beugte sich in den Motorraum hinab und untersuchte ihn gründlich, während Abbey ihm eine Taschenlampe hielt. Sie sah schwarze, ölige Bilge darin schwappen – das Boot war leck.
»Wie schlimm ist es?«
Straw kam wieder zum Vorschein, richtete sich auf und wischte sich die Hände an einem Papiertaschentuch ab. Er war durchnässt, das hellbraune Haar klebte ihm an der Stirn. Er hatte ein blaues Auge und eine Schnittverletzung an der Wange. »Der Rumpf hat ein paar hässliche Risse, die im starken Seegang schlimmer werden könnten. Jetzt werden die Bilgepumpen noch gut damit fertig.«
Er kletterte die Kajütenleiter hinauf zur Steuerkabine. Jackie hatte am UKW -Radio den Wetterkanal eingestellt, und die Computerstimme leierte die hässlichen Zahlen herunter: Wellenhöhe bis zu drei Meter, Wind dreißig Knoten, in Böen bis zu sechzig Knoten, starker Regen, Hochwasserstand der Flut bis zu einen Meter fünfzig über dem Durchschnitt, Unwetterwarnung für kleine Wasserfahrzeuge … Der Sturm würde noch schlimmer werden, ehe er wieder nachließ.
Jackie stand am Steuer und schaute auf die Seekarte aus Papier, die auf der Halterung am Armaturenbrett ausgebreitet war. »Ich finde, wir sollten um Sheep Island herumfahren und die innere Passage nach Rockland nehmen.«
Straw schüttelte den Kopf. »Dann hätten wir Dwarssee. Besser fahren wir gerade über die Bucht – dann haben wir nachlaufende See.«
Ein Blitz erleuchtete den Himmel, gefolgt vom Donner. Abbey erhaschte einen kurzen Blick auf das Wrack des anderen Bootes, nur noch ein paar Stücke geborstener Glasfaserkunststoff, die von den erbarmungslosen Brechern am Riff zerschlagen wurden.
»Wir könnten auch Kurs auf Vinalhaven nehmen«, sagte Jackie. »Dann haben wir gegenlaufende See.«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
Abbey erklärte schließlich: »Wir fahren weder nach Rockland noch nach Vinalhaven.«
Ihr Vater wandte sich ihr zu. »Was soll das heißen?«
Sie sah ihn und Jackie an. »Wir haben etwas Wichtigeres zu tun.«
Die beiden
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