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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Bootshaken?«
    Abbey starrte sie an. »Jackie, du hast es immer noch nicht kapiert, oder?
Die Erde wird angegriffen.
Wir sind vielleicht die Einzigen, die davon wissen.«
    »Zum Teufel«, fluchte Jackie. »Stimmen wir ab.« Sie warf Straw einen Blick zu. »Was sagen Sie? Ich bin für Vinalhaven.«
    Abbey sah ihren Vater an. Seine hellen Augen waren gerötet, aus seinem Bart tropfte Wasser. Er starrte zurück. »Abbey, bist du dir auch ganz sicher?«
    »Nicht hundertprozentig.«
    »Dann ist das eher eine wohlbegründete Vermutung?«
    »Ja.«
    »Hört sich verrückt an.«
    »Ich weiß. Ist es aber nicht. Bitte, Dad, vertrau mir – nur dieses eine Mal.«
    Er schwieg lange, dann nickte er und wandte sich an Jackie. »Wir fahren nach Crow Island. Jackie, ich will dich als Ausguck. Abbey, du navigierst. Ich übernehme das Steuer.«

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    O hne einen weiteren Augenblick zu zögern, gab Straw Gas, drehte das Steuer herum und fuhr in den Sturm hinaus. »Festhalten«, sagte er.
    Sobald sie die Lee von Devil’s Limb verloren, wurde das Boot vom Brüllen brechender Wellen umtost, Regenfahnen klatschten an die Fenster, Gischt flog durch die Luft. Die Wellen türmten sich auf, heftige Windwellen ritten auf größeren Wellen, die wiederum auf einer tiefen, furchterregenden Dünung liefen, deren Wogen in gleichmäßigem Rhythmus dahinmarschierten. Ihre brechenden Kämme wurden vom Sturm zurückgepeitscht, der inzwischen Orkanstärke hatte.
    Der Wind hatte gedreht und kam nun von Osten, so dass sie die Wellen nun achtern Backbord trafen und das Boot vorwärts- und seitwärtsschoben. Ihr Vater kämpfte gegen die Schraubbewegung, indem er geschickt Gas gab und wegnahm. Jeder Wellenkamm stieg unter dem Boot empor, zog den Bug nach vorn, immer steiler, während ihr Vater volle Fahrt gab, damit das brechende Wasser das Heck nicht hinunterdrückte. Sobald die Welle unter ihnen durch war, kippte das Boot wieder hoch, der Bug erhob sich in die Luft und sank dann dem Trog der nächsten Welle entgegen. In der Lee des Wellentals wurde es dann einen Augenblick lang unheimlich still, und dann hob die nächste Woge sie in den Sturm empor. Mit ihrem Vater, dem erfahrenen Seemann, am Steuer schien das Boot einen guten Rhythmus zu finden, dessen Berechenbarkeit beruhigend wirkte. Abbey beobachtete genau ihr Fortkommen über die Bucht, und endlich, als sie den geschützten Kanal vor Muscle Ridge erreichten, ließ der Seegang dramatisch nach.
    »Abbey«, ordnete ihr Vater an, »sieh nach dem vorderen Kielraum. Ich sehe hier, dass die Lenzpumpen fast ununterbrochen laufen.«
    »Klar.«
    Sie kletterte die Treppe in die Kajüte hinunter, öffnete die Luke und spähte mit einer Taschenlampe hinein. Sie sah Wasser herumschwappen. Sie schob die Taschenlampe tiefer hinein und bemerkte, dass das Wasser schon weit über dem Schalter stand, der automatisch die Lenzpumpen in Gang setzte.
    Sie beugte sich noch weiter vor, richtete den Lichtstrahl ins schmutzige Wasser und streckte dann die Hand hinein, um den gebogenen Rumpf von innen abzutasten. Ihre Finger stießen auf einen Riss, und sie spürte, wie das Wasser hereinströmte. Der Riss war nicht breit, aber lang, und schlimmer noch, die schraubende Bewegung des Bootes bewegte die beiden Randstücke gegeneinander, so dass der Riss sich langsam, aber sicher weiter öffnete. Obwohl die Pumpe ununterbrochen lief, stieg das Bilgewasser an.
    Sie kletterte wieder hoch. »Das Wasser dringt schneller ein, als die Pumpe es rausschaffen kann«, sagte sie.
    »Bilde mit Jackie eine Eimerkette.«
    Abbey holte einen Plastikeimer unter der Spüle hervor. Jackie bezog Position an der Kabinentür, während Abbey den Eimer in die Bilge tauchte und Jackie reichte. Die kippte das Wasser über Bord. Das war eine anstrengende Arbeit auf sehr beengtem Raum. Das Bilgewasser enthielt Motoröl und Diesel, und bald waren sie beide verschmiert und stanken danach. Doch sie kamen offenbar über den Berg: Langsam, aber sicher sank der Wasserspiegel. Bald war der lange Riss zu sehen.
    »Bring mir dieses wasserfeste Spezialklebeband«, sagte Abbey.
    Jackie reichte ihr die Rolle, und sie riss einen Streifen ab. Abbey schob sich tief in die schaukelnde Bilge, die nach Diesel und Öl stank, und wischte den Kunststoff mit einem Lappen sauber. Dann verklebte sie das Leck, horizontal und vertikal, in mehreren Schichten übereinander und drückte das Band kräftig an. Es schien zu halten. Die Lenzpumpe, die immer noch auf Hochtouren lief, wurde jetzt

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