Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
Versteh das nicht falsch.«
    Abbey setzte sich im Schneidersitz zu ihr, nahm den Joint, inhalierte und gab ihn zurück. Während sich das brennende Gefühl von ihrer Lunge in ihren Kopf ausbreitete, wickelte sie ihr Sandwich aus und biss hinein. Sie aßen schweigend, dann ließ Abbey sich rücklings ins Gras sinken, faltete die Hände hinter dem Kopf und schaute in den blauen Himmel hinauf. »Ist dir nichts aufgefallen?«, fragte sie. »Mindestens die Hälfte der Leute, die hier begraben sind, waren jünger als wir.«
    »Du wirst immer so leicht morbide.«
    »Ich werde nicht mehr morbide sein, wenn ich den Meteoriten gefunden habe.«
    Die beiden lachten, im Gras ausgestreckt, die Gesichter dem Himmel zugewandt.

11
    R andall Worth kam in seinem vierundzwanzig Fuß langen PC -6-Hummerfangboot, der
Old Salt
, um Thrumcap Island herum. Der Dieselmotor ratterte vor sich hin und legte eine cognacfarbene Abgaswolke aufs Wasser. Das UKW -Radio war auf WTOS eingestellt und gab Rauschen mit gerade so viel Klang aus, dass Worth raten konnte, welcher Song gerade lief.
    Worth fischte allein, ohne Gehilfen, denn niemand wollte für ihn arbeiten. Umso besser, dann brauchte er seinen Profit nicht zu teilen. Vor einiger Zeit hatte irgendein Dreckskerl seine Korbleine durchgeschnitten, weil er dabei erwischt worden war, dass er zu kleine Hummer mitgenommen hatte.
Scheiß auf sie, scheiß auf alle.
    Er legte die letzte Falle aus und hielt das Boot still, das Steuer hart steuerbords. Die Leine zischte raus, der Schwimmkörper platschte aufs Wasser, gefolgt von der Boje. Einen Moment lang ließ Worth das Boot treiben, während er die zweite Hälfte eines Coors Light kippte und die Bierdose über Bord warf. Er wischte sich den Mund ab und sah aufs Armaturenbrett. Der Motor wurde kalt, die Einspritzventile waren hinüber, Treibstoff sickerte aus dem nassen Auspuff und malte Regenbogen aufs Wasser. Alle paar Minuten schalteten sich die Lenzpumpen ein und spien öliges Wasser aus. Er spuckte, und der schleimige Klumpen lag auf dem Deck wie eine nackte Auster. Er versetzte dem Rohwasser-Schlauch einen Tritt und spülte den Klumpen zum Speigatt hinaus.
    Er hoffte nur, dass sein beschissenes Boot noch diese Saison überstehen würde. Dann würde er es versichern und versenken. Er brauchte nichts weiter zu tun, als eine kaputte Zündkerze in die Bilgenpumpe einzubauen, sein Boot zu vertäuen und zwei Tage zu warten.
    Als Thrumcap Island steuerbords vorüberzog, kam der ferne Umriss von Crow Island in Sicht. Die riesige weiße Radarkuppel der alten Bodenstation erhob sich darauf wie eine Blase. Die Crow Island Ferry kam gerade aus dem Hafen, tuckerte um die Landspitze und nahm Kurs auf Friendship. Als er zum Festland zurückblickte, entdeckte er zu seiner Überraschung ein Boot, das in einer stillen Nische der Marsh Island Passage vor Anker lag. Er kniff die Augen zusammen.
    Die
Marea
. Abbey Straws Boot.
    Sofort nahm er Fahrt weg und starrte unablässig hinüber. Wut kroch an seiner Wirbelsäule empor und breitete sich in seinem Gehirn aus wie Wasser in einem Schwamm. Die beschissene schwarze Schlampe, er konnte diese
tiefer, tiefer
-Scheiße einfach nicht vergessen. Und sie hatte es auch noch vor dieser Nutte Jackie Spann gesagt, der endlich mal jemand den Kopf zurechtrücken sollte. Und da waren die beiden, auf Louds Island, und suchten nach dem Schatz von Dixie Bull. Im Ort ging das Gerücht um, dass Abbey eine Karte in die Finger bekommen hatte.
    Während das Boot mit der Strömung trieb, holte Worth die letzte Dose Coors hervor und warf die Plastikringe des Sixpacks über Bord.
Vielleicht erwürgen sie ein paar Seehunde.
    Er kippte einen Schluck Bier hinunter und stellte die Dose in den Halter, der seitlich an die Instrumententafel geschraubt war. Allmählich wurde er unruhig, und seine Haut prickelte, als krabbelten Insekten darunter herum. Er begann sich nervös im Gesicht zu kratzen, riss aus Versehen ein Stück Schorf ab und spürte nasses, frisches Blut an den Fingerspitzen.
    Er fluchte. Er schob sich gebückt in die winzige Steuerkabine, holte eine kleine Glaspfeife hinter irgendwelchem Kram hervor, ließ einen Stein hineinfallen, entzündete mit zitternder Hand ein Feuerzeug und richtete die Flamme in den Pfeifenkopf. Es gab ein blubberndes Kochgeräusch, und er sog kräftig die Luft ein, füllte den Pfeifenkopf mit Rauch und zog ihn dann in seine Lunge. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ den Rausch kommen, ein so

Weitere Kostenlose Bücher