Der Krater
muss dich schwer getroffen haben«, bemerkte sie.
»Hat es. Er war wirklich ein feiner Kerl. Ein bisschen verrückt.«
»Weißt du, warum er gefeuert wurde?«, fragte sie.
»Nichts Genaues. Abgesehen von einer Art allgemeinem Niedergang. Es wäre möglich, dass er wegen gewisser Daten mit Derkweiler aneinandergeraten ist.«
»Daten?«
»Gammastrahlungsdaten.« Corso merkte, dass er sich hart an der Grenze bewegte, was Sicherheitsfragen anging, indem er außerhalb des Institutsgebäudes mit einer Person aus einer anderen Abteilung über ihre Daten sprach. Er nippte an seinem Drink: Scheiß auf die Regeln.
»Ach ja«, sagte sie. »Er hat mal darüber gesprochen, aber ich habe es nicht ganz verstanden. Was für Gammastrahlen?«
»Anscheinend gibt es eine Gammastrahlenquelle irgendwo auf dem Mars. Eine
Punktquelle
. Jedenfalls komme ich zu dem Ergebnis, wenn ich die ganzen Störungen herausfiltere – eine schwache Periodizität.«
Sie beugte sich vor. »Moment mal. Du machst wohl Witze.«
Sie hat es sofort kapiert
, dachte Corso. »Nein, das ist mein Ernst. Die Periode beträgt zwischen fünfundzwanzig und dreißig Stunden. Was ziemlich genau einem Marstag entspricht.«
»Aber was in diesem Sonnensystem könnte Gammastrahlung produzieren? Nicht einmal die Sonne hat genug Energie dafür.«
»Kosmische Strahlung.«
»Ja, aber kosmische Gammastrahlung stellt sich als schwaches, diffuses Leuchten an jedem Festkörper im Sonnensystem dar. Du sagst, dieses Signal sei periodisch. Das bedeutet, die Quelle müsste ein bestimmter Punkt auf der Oberfläche des Planeten sein.«
Corso konnte nur darüber staunen, wie schnell sie das Ganze begriff.
»Richtig. Das Problem ist, dass das Compton-Teleskop am MMO nicht gerichtet ist – der Detektor kann nicht bestimmen, woher die Gammastrahlung kommt. Die Quelle könnte überall auf der Oberfläche sein.«
»Hast du irgendeine Ahnung, was das sein könnte?«, fragte Leung.
»Erst dachte ich, es könnte ein abgestürzter Reaktorantrieb sein – vielleicht von irgendeinem geheimen Regierungsprojekt. Aber ich habe alles durchgerechnet, und das müsste schon ein Reaktor von der Größe eines Berges sein.«
»Was noch?«
Corso nippte noch einmal. Er spürte, wie der Druck seines Knies, jetzt innen an ihrem Oberschenkel, sein Herz pochen ließ. Sie erwiderte den Druck. »Ich habe mir schon das Gehirn zermartert. Ich meine, hochenergetische Gammastrahlung entsteht normalerweise nur bei gewaltigen astrophysischen Prozessen. Supernovae, schwarze Löcher, Neutronensterne – die Größenordnung. Oder in einem Atomreaktor oder einer Atombombe.«
»Das ist unglaublich. Du bist da an einer großen Sache dran.«
Er wandte sich ihr zu. »Ich glaube, es könnte ein kleines schwarzes Loch sein, oder ein sehr kleiner Neutronenkörper, der irgendwie auf der Oberfläche des Mars feststeckt oder sich in einer Umlaufbahn um den Mars befindet.«
»Du willst mich wohl verarschen.«
Er sah ihr fest in die lebhaften schwarzen Augen. »Nein. Keineswegs.
Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast …
«
»… muss das, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit sein.«
Sie beendete das vertraute Zitat für ihn und schmückte es mit einem strahlenden Lächeln ihrer roten Lippen. Er senkte die Stimme. »Falls es ein schwarzes Mikroloch oder ein winziger Neutronenstern ist, könnte es wachsen, den Mars vernichten und die Erde mit tödlichen Gammastrahlen sterilisieren oder selbst explodieren. Das ist nicht irgendeine akademische Übung. Das ist
real
.«
Leung stieß den Atem aus. »Himmel.«
Er legte die Hand auf ihr Bein und drückte es leicht. »Ja. Es ist echt.«
Sie beugte sich vor, so dass ihr Gesicht dem seinen näher war. Er konnte ihr Shampoo riechen. »Was wirst du unternehmen?«
»Ich werde es zum Thema meiner Präsentation machen.« Er schob die Hand ein kleines Stückchen unter ihren Rock, der auf ihrem Oberschenkel hochgerutscht war, als sie sich auf den Barhocker gesetzt hatte. Gleich darauf schob sie die Hüfte ein wenig nach vorn, so dass die Hand noch höher glitt. Er konnte spüren, wie heiß ihre Schenkel waren.
Sie beugte sich noch näher heran und raunte »Mmmmm« in sein Ohr. Ihr Pfefferminz-Atem kitzelte ihn im Gesicht.
»Noch einen Drink?«, fragte er.
Sie rutschte auf dem Hocker herum und schob die Hüfte noch weiter vor, so dass seine Fingerspitzen den heißen Rand ihres Höschens zu spüren bekamen. Sie presste die Oberschenkel um
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