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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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natürlich, aber die Figur hat mir gefallen. Und glaub mir, ich habe mich nicht ausnehmen lassen.«
    Khon betrachtete die kleine Edelsteinfigur mit zusammengekniffenen Augen, nahm seine Brille ab, putzte sie mit dem Hemdzipfel und setzte sie wieder auf. »Nein, so etwas, das ist ja auch Garuda!«
    »Große Geister denken eben gleich.« Ford wies mit einem Nicken auf einen freien Bereich in der Anlage. »Gehen wir spazieren.«
    Sie schlenderten nebeneinanderher. Khon sagte: »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, dir zu sagen, wie furchtbar leid mir das mit …«
    Ford brachte ihn mit einer leichten Berührung am Arm zum Schweigen. »Bitte nicht.«
    Khon nickte, und sie spazierten über das freie Feld. Er wedelte mit der Hand. »Gutes Geschäft, was?«
    »Ein hervorragendes Geschäft«, entgegnete Ford. »Jetzt reißen sie keine Tempel mehr ab, um die echten Schätze zu stehlen. Damit bin ich vollauf einverstanden.«
    »Willkommen im neuen Kambodscha!«
    Im Gehen nutzte Ford die Gelegenheit, seinen alten Freund aus den Augenwinkeln zu mustern. Er hatte sich kein bisschen verändert.
    Obwohl Khon mindestens fünfzig Jahre alt sein musste, wirkte er alterslos. Adrett gekleidet mit einem olivgrünen Leinenjackett, weißem Hemd, lockerer Krawatte und khakifarbener Hose, dazu der Spazierstock – er hätte ein Komparse aus einem Indiana-Jones-Film sein können. Die äußere Erscheinung täuschte: Er war ein außerordentlich mutiger Mann, dabei gelassen und unerschütterlich.
So wird man wohl
, dachte Ford,
wenn man unter den Roten Khmer aufgewachsen ist
.
    »Also, Kirk, was ist das für ein Auftrag?«
    »Honeys.«
    »Mädchen oder Steine?«
    »Steine. Ich soll die Quelle aufspüren. Die Mine.«
    Khon blieb stehen und wandte sich um. »Du bist wieder bei der CIA ?«
    Ford schüttelte den Kopf. »Freischaffend. Auftragsarbeit.«
    Khons Hand am Gehstock entspannte sich. »Für wen?«
    »Das spielt keine Rolle. Mein Auftrag lautet, die GPS -Koordinaten zu beschaffen, die Mine zu dokumentieren, zu fotografieren und zu filmen und diese Informationen weiterzuleiten.«
    »Und was haben ›sie‹ dann damit vor?«
    »Weiß ich nicht, und es ist mir egal.«
    Khon wackelte nachdenklich mit dem Kopf und rieb sich das Ohr.
    »Es gibt einen Mittelsmann hier, der mit Honeys handelt, sein Name ist Prum Forgang«, erklärte Ford. »Kennst du ihn?«
    Khon nickte mit dem kugelrunden Kopf. »O ja. Er ist einer der größten Zwischenhändler in der Stadt. Antiquitäten, Edelsteine und Reis – die drei Säulen unserer Wirtschaft.«
    »Hat er Familie?«
    »Einen Sohn. Achtzehn. Kluger Junge. Besucht die Universität in Phnom Penh.«
    »Lebt Prum allein?«
    »Ja.«
    »Dann statten wir ihm heute Abend einen Besuch ab.«
    Khons Augen leuchteten auf. »Wird es Gewalttätigkeiten geben?«
    »Nein.«
    Khon machte ein langes Gesicht. »Wie willst du ihn dann zwingen, dir zu sagen, was du wissen willst?«
    Ford blickte mit zusammengekniffenen Augen zu dem Metallschuppen am anderen Ende des Geländes, von wo aus das Surren der Drucker zu hören war. »Einen Sohn an der Universität, sagst du? Vielleicht brauchen wir nichts weiter als ein paar Blatt Papier.«
    Er marschierte flott auf den Druckerschuppen zu.

14
    R andall Worth machte sein Beiboot am Schwimmsteg des Dorfes fest, schulterte seinen Rucksack und stapfte die Rampe zum Kai hinauf, wobei er den Kopf tief gesenkt hielt. Es war fünf Uhr nachmittags – vielleicht würde er niemandem begegnen. Er spürte den Klumpen des alten Rohm-44er-Revolvers, den er immer an Bord hatte und der nun in seinem Gürtel steckte.
    »He, Worth.«
    Scheiße.
Worth blickte auf und sah den letzten Menschen, den er sehen wollte – Ernie Jura, der die Hummerfischer-Genossenschaft leitete. Der Mann stand in Regenkleidung und Gummistiefeln da. Jura hatte ihn schon in der Highschool schikaniert und seither nicht damit aufgehört.
    »Ich brauche das Geld, das du für den Diesel schuldig bist, dreihundertzwölf Dollar. Ich kann dir nichts mehr geben, bis ich es habe.«
    »Ich habe doch gesagt, ich
zahle
schon.« Worth spürte, wie seine Glieder vor Wut zitterten. Jura, da war er sicher, gehörte zu den Dreckskerlen, die seine Fallen losgeschnitten hatten.
    Jura bedachte ihn mit einem harten Blick aus schmalen Augen. »Das will ich hoffen.«
    Worth drängte sich an ihm vorbei und gab dem spontanen Impuls nach, ihn im Vorbeigehen leicht mit der Schulter anzurempeln. Jura packte ihn am Kragen, riss ihn herum, zerrte Worths Gesicht

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