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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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können.«
    »Hm.«
    »Vor ein paar Jahren hat das Hubble-Weltraumteleskop elf Tage lang auf ein leeres Fleckchen Nachthimmel gestarrt, nicht größer als ein Staubkorn. Nacht für Nacht hat es selbst das schwächste Licht an diesem Pünktchen Himmel gesammelt. Das war nur ein Experiment, um mal zu sehen, ob da was ist. Und weißt du, was das Teleskop gesehen hat?«
    »Gottes linkes Nasenloch?«
    Abbey lachte. »Zehntausend Galaxien. Galaxien, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Jede einzelne mit fünfhundert Milliarden Sternen. Und das war nur eine winzige Nadelspitze Himmel, willkürlich bestimmt.«
    »Glaubst du wirklich, dass es irgendwo anders im Universum intelligentes Leben gibt?«
    »Mathematisch ist gar nichts anderes möglich.«
    »Was ist mit Gott?«
    »Falls es einen Gott gibt – einen
echten
Gott –, wäre er jedenfalls nicht wie der lahmarschige Jehova, den sich ein paar Schafhirten ausgedacht haben. Der Gott, der das geschaffen hat, wäre … so überwältigend, dass wir ihn unmöglich begreifen könnten.« Abbey trank noch einen Schluck. Der Wein entfaltete sich allmählich. Sie könnte sich wirklich daran gewöhnen, so guten Wein zu trinken. Vielleicht sollte sie doch an die Uni zurückgehen und Ärztin werden. Der Gedanke verdarb ihr augenblicklich die gute Laune.
    »Also, was machen wir mit diesem Meteoriten, wenn wir ihn finden?«
    »Ihn bei eBay verkaufen. Pass auf, dass das Fleisch nicht verbrutzelt.«
    Jackie nahm die Steaks vom Grill, legte sie auf Pappteller und hielt Abbey einen hin. Ein paar Minuten lang aßen sie schweigend.
    »Komm schon, Abbey. Hör auf, dir was vorzumachen. Glaubst du wirklich, dass wir ihn finden werden? Das ist wieder so eine Luftnummer wie damals, als wir nach Dixie Bulls Schatz gesucht haben.«
    »Was ist denn los – amüsierst du dich etwa nicht?«
    Jackie trank einen kleinen Schluck Wein mit Limo. »Wir haben bis jetzt nichts weiter gemacht, als uns durch irgendwelche Wälder zu schlagen. Und bei dieser Jagd auf Ripp Island hatte ich eine Scheißangst. Das ist kein Abenteuer, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Wir können jetzt nicht aufgeben.«
    Jackie schüttelte den Kopf. »Dein Vater wird einen Tobsuchtsanfall kriegen, weil du sein Boot gestohlen hast.«
    »Geborgt.«
    »Er wird dich rausschmeißen, und dann kannst du dein restliches Studium vergessen.«
    »Wer hat denn gesagt, dass ich an die Uni zurückwill?«, erwiderte Abbey hitzig.
    »Komm schon, Abbey,
natürlich
gehst du wieder an die Uni. Du musst. Du bist der klügste Mensch, den ich kenne.«
    »Ich muss mir diesen Mist schon oft genug von meinem Vater anhören, da brauchst du nicht noch was draufzulegen.«
    »Es gibt hier keinen Meteoriten«, erklärte Jackie trotzig.
    Abbey kippte die Flasche, trank den letzten Schluck und hatte auf einmal den Mund voll Bodensatz. Sie spuckte ihn ins Wasser. »Es gibt diesen Meteoriten, und wir werden ihn finden.«
    Drei Schüsse in langsamer Folge rollten über das Wasser zu ihnen heran, dann war es wieder still.
    »Hört sich an, als wären die Hinterwäldler unterwegs«, bemerkte Abbey.

24
    F ord fiel eine eigenartige Stille im Dschungel auf, als sie sich dem Rand des Tals näherten. Die Randzone des Einschlags war von allem Leben verlassen. Ein leichter Rauchschleier trieb zwischen den Bäumen und trug den Geruch von Diesel, Dynamit und verwesenden menschlichen Überresten heran. Es wurde immer heißer, während sie sich der Lichtung näherten, und Ford konnte den Betrieb vor ihnen hören, aber noch nicht sehen: das Klirren von Eisen auf Stein, die lauten Rufe von Soldaten, hin und wieder einen Schuss und einen Aufschrei.
    Die Baumstämme rückten auseinander, und dahinter wurde der Himmel hell. Sie hatten die Lichtung erreicht. Vor ihnen lagen Hunderte von Bäumen auf dem Boden, von der Explosion umgeknickt, zerfetzt und zerschmettert und ihrer Blätter beraubt. Die unmittelbare Umgebung der Mine selbst bot sich als Szene aus dem geschäftigsten, untersten Zirkel der Hölle dar … der reinste Bienenstock an ungeheuerlichem Fleiß.
    Ford wandte sich Khon zu und überprüfte dessen Erscheinung ein letztes Mal. Der Kambodschaner sah aus wie einer der Minenarbeiter – schmutziges Gesicht, zerlumpte Kleidung, und die Grinde und Geschwüre auf seinen Armen hatten sie mit Hilfe von Matsch und der roten Farbe einer bestimmten Baumrinde erzeugt. Khon war immer noch dick, aber jetzt wirkte das eher wie die Folge einer Krankheit.
    »Du siehst gut aus«,

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