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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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mir lieber, wenn Sie sich den SHARAD -Polardaten zuwenden würden – die bereits sehr spät dran sind.«
    »Aber … wir sollten dieser Gammastrahlenanomalie doch sicher nachgehen«, erwiderte Corso schwach. »Diese Sache könnte ein signifikantes Risiko für alles Leben auf der Erde darstellen.«
    »Ich bin nicht überzeugt davon, dass es da eine Anomalie
gibt
«, sagte Chaudry. »Und ich halte nichts von diesem Hang zur Panikmache auf Grundlage derart wackeliger Daten. Wir müssen hier sehr vorsichtig sein.«
    »Wenn nur die geringste Chance besteht, dass –«
    Chaudry unterbrach ihn. »Wenn man zu lange ins Rauschen starrt, sieht man irgendwann Dinge, die nicht da sind. Der menschliche Verstand versucht oft, Muster zu erkennen, wo es keine gibt.« Er sprach ruhig, beinahe mitfühlend. »Die SHARAD -Daten sind das, worauf es ankommt. Der verstorbene Dr. Freeman hat einen Fehler gemacht, indem er den Gammastrahlungsdaten so viel Zeit gewidmet hat. Ich würde es bedauern, wenn Sie in dieselbe Falle tappen.«
    Derkweiler sprach Chaudry an. »Chuck, ich werde die SHARAD -Analyse selbst fertigstellen, du hast sie bis morgen um fünf auf dem Schreibtisch. Bitte entschuldige.«
    Chaudry nickte. »Dann also morgen um fünf. Danke, Winston.«
    Corso saß während der restlichen Präsentationen mit gefalteten Händen da, einen aufmerksamen Ausdruck aufs Gesicht geklebt, ohne etwas zu sehen oder zu hören. Er fühlte sich, als würde er innerlich absterben. Selbst Marjory Leungs mitfühlende Hand auf seiner Schulter, als er am Ende des Meetings aufstand, half ihm nicht. Wie konnte ihm ein so elementarer Fehler unterlaufen?
    Freeman hatte recht gehabt: Chaudry war tatsächlich genau so ein Idiot wie Derkweiler. Und was bedeutete das für ihn, Corso? Dass er am Arsch war.

22
    F ord saß im Schneidersitz auf dem Boden, starrte ins Feuer und lauschte den Geräuschen des nächtlichen Dschungels. Der dunkle Urwald umschloss sie wie eine feuchte Höhle.
    Khon streckte die Hand aus, hob den Deckel des Kochtopfs auf dem Feuer an und rührte den Inhalt mit einem Zweig um. Mit ausgesprochen skeptischer Stimme fragte er: »Und – was jetzt? Wie willst du die Mine sprengen?«
    Ford seufzte.
    »Während der Zeit der Killing Fields«, sagte Khon, »habe ich gesehen, wie mein Onkel in den Kopf geschossen wurde. Weißt du, für welches Verbrechen? Er besaß einen Kochtopf.«
    »Warum war das ein Kapitalverbrechen?«
    »Das sind eben die Roten Khmer. So denken sie. Dass er einen Kochtopf besaß, bedeutete, dass er sich nicht dem wahren kollektiven Geist angeschlossen hatte, dem kommunistischen Geist. Es spielte keine Rolle, dass er einen fünfjährigen Sohn hatte, der schon beinahe verhungert war. Also richteten sie erst den Jungen vor seinen Augen hin, und dann ermordeten sie ihn. Das sind die Männer, mit denen du dich hier anlegst, Wyman.«
    Ford brach einen Zweig durch und warf die Stücke ins Feuer. »Erzähl mir von Bruder Nummer Sechs.«
    »Er gehörte zu Pol Pots Studentengruppierung, in Paris in den Fünfzigern. Er wurde während der Zeit der Killing Fields Mitglied des Zentralkomitees unter dem Namen Ta Prak.«
    »Herkunft?«
    »Gebildete Familie aus Phnom Penh. Der Bastard hat die Ermordung seiner eigenen Familie angeordnet – Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Großeltern. Hat das als Ehrenplakette vor sich hergetragen, um die Reinheit seiner Ideale zu beweisen.«
    »Netter Kerl.«
    »Nach dem Tod Pol Pots achtundneunzig hat er sich in den Norden abgesetzt und angefangen, Drogen und Edelsteine zu schmuggeln. Seine ›revolutionären Ideale‹ sind zu reiner Kriminalität verkommen.«
    »Was treibt ihn jetzt an?«
    »Er will überleben. Ganz einfach.«
    »Kein Geld?«
    »Man braucht Geld, um zu überleben. Was der beschissene Bruder Nummer Sechs will? Ich sage dir, was er will: seine letzten Jahre in Ruhe und Frieden verleben und eines natürlichen Todes sterben. Das will der Massenmörder: an Altersschwäche sterben, umgeben von seinen Kindern und Enkeln. Er ist fast achtzig, aber er klammert sich ans Leben wie ein junger Mann. All das Grauen in diesem Tal, die Mine, die Versklavung von Menschen – das dient alles dazu, dem Leben diese paar letzten Jahre abzuquetschen. Verstehst du, wenn der Bastard seinen eisernen Griff lockern würde, und sei es nur für eine Sekunde, wäre er ein toter Mann, und das weiß er auch. Nicht einmal seine Soldaten würden sich hinter ihn stellen.«
    »Und dann fällt ihm so ein Meteorit in den

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