Der Krater
von Waziristan transportieren. Wissen Sie, was al-Qaida mit den Edelsteinen macht?«
Nummer Sechs starrte ihn an. Dieser Gedankengang war ihm offensichtlich neu.
»Al-Qaida zermahlt die Steine, konzentriert die Radioaktivität daraus und benutzt sie, um schmutzige Bomben herzustellen.«
»Ich wisse nichts. Nichts!«, kreischte Nummer Sechs zornig.
Ford lächelte. »Ja, Sie und Feldwebel Schultz.«
»Wer Feldwebel Schultz?«
Ford wartete und ließ das Schweigen sich hinziehen. »Also: Möglichkeit eins oder zwei?«
»Sie sind nur Mann komme her mit dumme Geschichte, nicht mehr.« Nummer Sechs spie aus.
»Fragen Sie sich, Bruder Nummer Sechs: Würde ich ohne jede Rückendeckung hier hereinspazieren?«
»Sie bringe keine Beweis, gar keine, nicht einmal Ausweis!«
»Sie wollen einen Beweis?«
Nummer Sechs machte schmale Augen.
Ford wies mit einem Nicken auf die Hügel. »Ich gebe Ihnen Ihren Beweis. Ich werde einer Predator-Drohne den Befehl geben, eine Rakete auf die Hügel da drüben abzuschießen. Reicht Ihnen das als Beweis?«
Nummer Sechs schluckte, dass sein großer, hässlicher Adamsapfel hüpfte. Er sagte nichts. Tuks Augen blieben verhangen.
»Nehmen Sie mir die Fesseln ab«, verlangte Ford.
Nummer Sechs murmelte einen Befehl, und Fords Hände waren frei.
»Stecken Sie das Messer weg.«
Der Kambodschaner schob das Messer zurück in die Scheide.
Ford zeigte nach Westen. »Sehen Sie den Hügel dort hinten mit der doppelten Kuppe? Den werden wir mit einer kleinen Rakete beschießen.«
»Wie gebe Sie Befehl?«
Ford lächelte nur. Er wusste, dass die meisten Kambodschaner ein beinahe übernatürliches Grauen vor der CIA hegten, und hoffte, diese Angst ausnutzen zu können. »Wir haben unsere Mittel und Wege.«
Nummer Sechs schwitzte jetzt.
»Binnen einer halben Stunde haben Sie Ihren Beweis. Bis dahin möchte ich als geehrter Gast behandelt werden, nicht wie ein Verbrecher.« Er wies auf die Männer mit den Gewehren.
Nummer Sechs sagte etwas, und die Gewehre wurden gesenkt.
»Über Ihren Köpfen befindet sich eine Menge Technik, die Sie nicht sehen können. Wenn Sie mir etwas antun, regnen Tod und Zerstörung so schnell auf Sie herab, dass Ihnen keine Zeit mehr bleiben wird, sich in die Hose zu pinkeln.«
Nummer Sechs wahrte eine undurchdringliche Miene. Er beugte sich vor und spuckte auf die Veranda. »Sie habe halbe Stunde. Dann Sie sterbe.« Er schlurfte zurück zu seinem Schaukelstuhl, setzte sich und begann zu schaukeln.
25
E gg Rock war so ziemlich die trostloseste Insel, die Abbey je gesehen hatte, kaum mehr als ein Häuflein vom Meer umtoster Felsbrocken im Atlantik. Sie brauchten keine fünf Minuten, um festzustellen, dass es auf der Insel keinen Krater gab. Nachdem sie niedergeschlagen hin und her gelaufen waren, ruhten sie sich auf dem höchsten Felsen aus. Möwen kreisten über ihnen und kreischten laut. Das Meer donnerte an die umgebenden Felsen.
»Und?«, sagte Jackie und setzte sich neben sie. »Das war wohl nichts.«
Abbey schluckte. »Wir haben immer noch Shark vor uns.«
»Schon klar.«
»Nebel zieht auf«, bemerkte Abbey. Die Nebelbank rollte von Süden heran, eine tiefe, graue Linie am Horizont. Während sie noch hinüberschaute, begann die Nebelbank Monhegan Island zu verschlingen – die Insel wurde grau und verschwand –, und gleich darauf fraß sie auch die kleinere Insel daneben, Manana. Abbey konnte alle paar Sekunden das einsame Stöhnen des Nebelhorns auf Manana Island hören.
Ihr Blick glitt über das Wasser zu Shark Island, einem Fleckchen Land etwa acht Meilen vor der Küste, nicht einmal einen Hektar groß, baumlos und trübselig. Das war die letzte Insel auf ihrer Liste. Wenn der Meteorit dort nicht war … Sie warf ein Steinchen ins Wasser und dachte bedrückt an ihre Chancen, auf Shark noch einen Einschlagskrater zu finden. Über ihnen rollten nun auch dicke Wolken herein, ein Schatten fiel über sie, das Licht verschwand aus der Luft und hinterließ ihnen nur einen kalten Tanggeruch.
»Gleich regnet’s«, sagte Jackie. »Zurück zum Boot.«
Abbey nickte. Sie suchten sich einen Weg durch Felsen und Tang zum Beiboot und stießen es in die leichte Dünung. Das Wasser war ruhig und schien sich noch mehr zu setzen, wie so oft bei Nebel. Abbey ruderte energisch zurück zur
Marea
, und wenige Minuten später kletterten sie übers Heck an Bord. In der Steuerkabine ging Abbey eine geistige Checkliste durch und überprüfte Treibstoffvorrat, Batterien und
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