Der Krater
Tastatur zu tippen.
Fünfzehn Minuten später ging Corso zum Haupteingang der NPF hinaus, begleitet von zwei Männern vom Sicherheitsdienst. Er trug einen kleinen Karton mit seinen bescheidenen Habseligkeiten bei sich: seine gerahmten Diplome vom MIT , einen Drusen-Briefbeschwerer und ein Foto von seiner Mutter.
Als er in den heißen Sonnenschein trat und in das Meer glitzernder Autos auf dem riesigen Parkplatz eintauchte, hatte Mark Corso eine Erleuchtung. Er blieb stehen und ließ beinahe seinen Karton fallen. Ihm war eine Kleinigkeit, eine scheinbare Nebensächlichkeit eingefallen: Deimos, einer der winzigen Monde des Mars, umrundete den Planeten alle dreißig Stunden. Das erklärte die Anomalie.
Die Gammastrahlenquelle war nicht auf dem Mars – sie war auf Deimos.
31
D er Nebel wurde zu leichtem Nieselregen, während Abbey fieberhaft Steinbrocken aus dem Krater räumte, sie mit der Spitzhacke herausschlug und über den Rand warf. Der Meteorit war durch etwa dreißig Zentimeter Erde in das Gestein darunter eingedrungen, hatte Steine und Dreck verspritzt und eine Masse aus zersplittertem Fels und Matsch zurückgelassen. Es überraschte sie, wie klein der Krater war, nur etwa einen Meter tief und gut einen Meter fünfzig breit. Es nieselte jetzt kräftiger, und der Grund des Kraters verwandelte sich in Schlamm, eine matschige Pfütze mit Steinbrocken darin.
Abbey stemmte ein besonders großes Stück Fels heraus und rollte es zum Kraterrand hinauf, wo Jackie es packte und ganz hinauszerrte.
»Da drin sind verdammt viele Steine«, bemerkte Jackie. »Woher sollen wir wissen, welcher der Meteorit ist?«
»Glaub mir, das wirst du merken. Er besteht aus Metall – Nickel und Eisen.«
»Was, wenn er so schwer ist, dass wir ihn nicht hochheben können?«
Abbey löste einen weiteren Brocken vom Grund des Kraters, stemmte ihn hoch und hievte ihn über den Rand. »Uns fällt schon was ein. In der Zeitung stand, er sei etwa fünfzig Kilo schwer.«
»In der Zeitung stand, er sei
wahrscheinlich
nur fünfzig Kilo schwer.«
»Je größer, desto besser.« Abbey räumte kleinere Steine weg und kippte ein paar Schaufeln zähen Schlick über den Rand. Während sie weiterarbeiteten, ging das Nieseln in kräftigen Regen über. Trotz ihrer Regenjacke war sie bald durchnässt. Kalter Schlamm schwappte immer wieder über den Rand ihrer Stiefel, bis ihre Füße bei jeder Bewegung darin quatschten.
»Hol den Eimer und das Seil aus dem Beiboot.«
Jackie verschwand im Nebel und kam fünf Minuten später zurück. Abbey befestigte das Seil am Henkel und schöpfte eimerweise Matsch, den Jackie hochzog und auskippte, ehe sie den Eimer für die nächste Ladung hinunterreichte.
Abbey ächzte, als sie eine weitere Ladung Matsch hochstemmte. Sie griff zur Schaufel und stocherte damit im Schlick herum. Die Spitze traf klirrend auf Gestein. »Das hier ist Felssohle.« Weiteres Stochern. »Der Meteorit muss irgendwo da drin sein, zwischen dem zersplitterten Gestein.«
»Und, wie groß ist er?«
Abbey überlegte und rechnete kurz nach. Was war noch einmal das spezifische Gewicht von Eisen? Sieben und ein paar Zerquetschte. »Ein Fünfzig-Kilo-Meteorit«, sagte sie, »hätte etwa fünfundzwanzig, dreißig Zentimeter Durchmesser.«
»Mehr nicht?«
»Das ist schon ganz schön groß.« Abbey schob die Hacke zwischen zwei geborstene Steinbrocken, stemmte sie mit einem schmatzenden Geräusch im Schlamm auseinander und rollte sie mühsam zum Kraterrand hoch. Sie war mit Matsch bedeckt, und der Regen rann ihr den Nacken hinab, doch das war ihr egal. Sie war im Begriff, die Entdeckung ihres Lebens zu machen.
Randy Worth schraubte das Motorpanel der
Marea
wieder fest und wischte seine schmierigen Fingerabdrücke ab. Er beugte sich zur Seite und leuchtete mit der Taschenlampe in den Motorraum – alles sah ganz normal aus, nichts verriet seine Arbeit. Er schloss die Klappe, drückte sie fest an und wischte auch hier fettige Abdrücke weg.
Das Werkzeug kam wieder in den Rucksack, den er verschloss und sich über die Schulter hängte. Er stand auf und sah sich um. Sein Blick glitt über sämtliche Flächen auf der Suche nach irgendwelchen verräterischen Spuren seiner Anwesenheit. Alles sauber. Er überprüfte sämtliche Motoreinstellungen, Schalter und Hebel und vergewisserte sich, dass sie alle so standen, wie er sie vorgefunden hatte.
Er schlüpfte aus der Steuerkabine und lauschte zur Insel hinüber. Der Regen trommelte jetzt aufs Dach und
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