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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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südlich von Friendship Long Island, kommt Ihnen mit zehn Knoten zu Hilfe. Die
Misty Sue
wird Sie auf Kanal sechs kontaktieren. Over.«
    »Ist niemand näher dran?«, kreischte Jackie zurück. »Wir sinken!«
    »Es sind nicht viele Boote draußen,
Marea
. Wir schicken das Rettungsboot der Küstenwache
Admiral Fitch
von Tenants Harbor mit einem Sanitäter an Bord. Over.«
    »Ich werde versuchen, sie auf Franklin zu stranden«, sagte Jackie.
    »
Marea
, was fehlt dem Verletzten?«
    »Ich glaube, er ist tot. Ihm wurde mit einem Hammer der Schädel eingeschlagen.«
    Schweigen. »Wiederholen Sie das bitte.«
    »Ich habe gesagt, er ist
tot
. Es ist Randall Worth. Er hat unser Boot beschossen und geentert. Versuchter Raubüberfall. Wir haben ihn getötet.«
    Wieder eine Pause. »Ist noch jemand verletzt?«
    »Nicht weiter schlimm.«
    »Dann ist das Boot ein Tatort, das muss berücksichtigt werden. Bitte achten Sie darauf …« Die Stimme schwafelte weiter. Sie kamen mit drei Knoten kaum voran und wurden immer langsamer, je mehr Wasser die
Marea
aufnahm. Abbey sah drüben unter Deck nach; die Plane ließ das Wasser langsamer einströmen, hielt es aber nicht ab. Franklin Island war über vier Seemeilen entfernt – bei dieser Geschwindigkeit war das über eine Stunde Fahrt.
    »Scheiße!«, schrie Jackie, schnitt die Küstenwache mitten im Satz ab und stellte Kanal sechs ein. »Hier ist die
Marea
,
Marea
an
Misty Sue
, wie ist Ihre Position?«
    »Ich komme gerade durch die Allen-Island-Passage. Was ist passiert?«
    »Ich schleppe ein sinkendes Boot. Ich brauche mehr Zugkraft. Ich will versuchen, sie auf Franklin zu stranden.«
    »Ich müsste in … vierzig Minuten bei Ihnen sein.«
    Worths Boot hatte Mühe, voranzukommen und die untergehende
Marea
mitzuschleppen. Die
Marea
hatte nun starke Schlagseite, und Worths Boot ließ sich durch das Gewicht kaum mehr steuern.
    »Wir müssen sie losschneiden«, sagte Jackie. »Wenn sie sinkt, bringt sie uns zum Kentern und zieht uns mit runter.«
    »Nein!«, rief Abbey. »Bitte. Wir machen sie von der Seite los und binden sie am Heck an – dann ziehen wir sie hinter uns her. So sind wir sicher schneller.«
    »Wir versuchen es.«
    Abbey band die
Marea
los und führte ein schweres Kabel vom Vorsteven zu einer Heckklampe auf Worths Boot.
    »Die Klampe wird nicht halten«, warnte Jackie.
    »Besser als die andere.«
    Jackie nahm Fahrt weg, damit sich der Zug langsam einstellen konnte. Die
Marea
krängte nun so stark nach backbord, dass Wasser durch ein Speigatt am Heck drang. Worths Boot ächzte und heulte, das Kabel war nun straff wie eine Geigensaite, doch sie kamen immer noch kaum vom Fleck.
    »Abbey, um Himmels willen, sie sinkt! Sie wird uns mit runterziehen!«
    »Nein, bitte, sie ist Vaters einziges Boot! Fahr einfach weiter!«
    Jackie schob den Gashebel ganz nach vorn. Der Motor kreischte protestierend, es gab einen scharfen Knall wie einen Pistolenschuss, und die Klampe riss ab, mitsamt einem Stück vom Heck. Worths Boot machte einen Satz, als es so plötzlich von der Last befreit wurde. Jackie schlug sofort hart steuerbord ein und kehrte zur
Marea
um. Aber es war zu spät. Mit einem Seufzen ließ sich das Hummerfangboot auf die Seite sinken, die Luft zischte heraus. Dann glitt es unter die Wellen und verschwand, nur ein Ölfleck blieb zurück.
    »O Gott«, sagte Jackie. »Worth war noch an Bord.«
    Abbey starrte entsetzt ins Wasser und konnte das Schreckliche, was eben geschehen war, noch kaum begreifen. »Das Boot meines Vaters … ist
gesunken


36
    D ie Boje an der Hafeneinfahrt von Round Pond ragte aus dem Nieselregen auf, sie schwankte auf den aufgepeitschten Wellen. Abbey stand am Steuer von Worths Boot und folgte dem Boot der Küstenwache, der
Admiral Fitch
, in den Hafen. Es war ihnen etwa eine Meile vor der Küste entgegengekommen – zu spät, als dass es noch etwas genützt hätte. Jetzt hatten die Männer von der Küstenwache ihren Spaß daran, sie wieder in den Hafen zu »eskortieren«. Der Nebel hatte sich fast verzogen und die Welt in feuchtem, deprimierendem Zwielicht zurückgelassen. Als die Kaimauer in Sicht kam, erkannte Abbey einen ganzen Haufen Lichtpunkte von Taschenlampen auf dem Parkplatz des Hafens.
    »Sieht aus, als würde uns ein ganzes Empfangskomitee erwarten.«
    Sobald sie im Hafen waren, nahm sie Fahrt weg und warf Jackie einen Blick zu. Die sah schrecklich aus – das feuchte Haar hing ihr schlapp und schmutzig ums Gesicht, sie hatte dunkle Ringe

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