Der Krater
wollen, dass ich für die Information
bezahle?
«
Abbey errötete. »Ich brauche Geld.«
»Was für Informationen haben Sie denn?«
»Ich weiß, wo er gelandet ist. Ich habe den Krater gesehen.«
Ford wollte seinen Ohren kaum trauen. Log sie vielleicht? »Möchten Sie mir mehr darüber erzählen?«
»Wie gesagt, ich brauche Geld.«
»Wie viel?«
Kurzes Zögern. »Einhunderttausend Dollar.«
Ford starrte sie an, dann brach er in Lachen aus. »Sind Sie verrückt?«
Sie machte ein langes Gesicht. »Ich verlange das nur, weil … na ja … so viel hat es mich gekostet, den Krater zu finden.«
»Für hunderttausend Dollar könnte ich diesen Krater fünfmal finden.«
»Glauben Sie mir, Mr. Ford, Sie könnten diese Bucht hundert Jahre lang absuchen, ohne ihn zu finden – wenn Sie nicht genau wissen, wo Sie suchen müssen. Er ist klein und aus der Luft nicht zu erkennen.«
Ford lehnte sich zurück und nippte an seinem Kaffee. »Vielleicht erzählen Sie mir wenigstens, wie Sie ihn entdeckt haben und warum Sie das hunderttausend Dollar gekostet hat.«
Das Mädchen trank einen großen Schluck Kaffee. »Sicher. Am vierzehnten April hatte ich mir gerade ein Teleskop gekauft, und ich habe damit eine Langzeitaufnahme des Orion gemacht. Weitwinkel. Der Meteorit ist durchgeflogen, und ich hatte den Schweif auf dem Film. Oder vielmehr auf dem Digitalbild.«
»Sie haben ihn fotografiert?« Ford konnte sein Glück kaum fassen.
»Dann hatte ich eine Idee – ich habe mir die Daten der Go MOOS -Wetterboje im Internet angesehen. Keine Wellen. Also dachte ich mir, dass er auf einer Insel eingeschlagen sein muss, nicht im Wasser. Vom Winkel des Schweifs auf dem Foto konnte ich eine Linie ableiten, auf der er aufgetroffen sein musste. Ich habe mir das Hummerboot meines Vaters geborgt und mich zusammen mit einer Freundin auf die Suche danach gemacht.«
»Warum interessieren Sie sich so für Meteoriten?«
»Meteoriten sind eine Menge Geld wert.«
»Sie haben wirklich Unternehmergeist.«
»Zur Tarnung haben wir die Geschichte in die Welt gesetzt, wir würden nach einem Piratenschatz suchen.«
»Allmählich erkenne ich die wahre Geschichte«, sagte Ford.
»Ja. Der Methsüchtige, der uns verfolgt hat, war so hirnverbrannt, dass er die Geschichte geglaubt hat. Er hat uns angegriffen und das Hummerboot meines Vaters versenkt. Die Versicherung wollte nicht dafür aufkommen.«
»Das tut mir leid.«
»Mein Vater muss ein Boot abzahlen, das es gar nicht mehr gibt. Wir verlieren vielleicht unser Haus. Dafür brauche ich Geld, verstehen Sie – um ihm ein neues Boot zu kaufen.«
Tränen traten ihr in die Augen. Ford tat so, als merkte er es nicht. »Sie haben also den Krater gefunden«, sagte er locker. »Wie sah der Meteorit denn aus?«
»Habe ich gesagt, ich hätte einen Meteoriten gefunden?«
Fords Herzschlag beschleunigte sich. Er wusste instinktiv, dass das Mädchen die Wahrheit sagte. »Sie haben in dem Krater keinen Meteoriten gefunden?«
»Das gehört zu den Informationen, die Sie etwas kosten werden.«
Ford sah ihr lange fest in die Augen. Schließlich sagte er: »Darf ich fragen, was eine junge Frau mit Ihrem Verstand als Kellnerin in Damariscotta, Maine, zu suchen hat?«
»Ich habe das Studium geschmissen.«
»Welche Uni?«
»Princeton.«
»Princeton? Ist das nicht irgendwo in Jersey?«
»Sehr witzig.«
»Was war Ihr Hauptfach?«
»Offiziell habe ich Medizin studiert, aber ich habe eine Menge Physik- und Astronomiekurse belegt. Zu viele. Ich bin in organischer Chemie durchgefallen und habe mein Teilstipendium verloren.«
Ford dachte nach. Ach, zum Teufel damit. »Glücklicherweise sind mir kürzlich hunderttausend Dollar in den Schoß gefallen, die ich eigentlich gar nicht brauche. Sie gehören Ihnen – für ein neues Boot. Aber ich habe Bedingungen. Sie arbeiten ab jetzt für mich. Sie werden absolutes Stillschweigen wahren, Sie erzählen niemandem irgendetwas, nicht einmal Ihrer Freundin. Und das Erste, was wir mit diesem neuen Boot machen werden, ist, dem Krater einen Besuch abzustatten. Einverstanden?«
Die junge Frau überraschte Ford mit der schieren Wattzahl ihres Lächelns. Sie streckte ihm die Hand hin. »Einverstanden.«
42
M ark Corso warf die Post auf den Tisch und ließ sich im Kellerapartment seines Freundes an der Upper West Side in einen Sessel fallen. Sein Kopf sank an die Lehne, und er schloss die Augen. Er war fix und fertig, und ein drohender Kater zog schon hinter seinen Augäpfeln
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