Der Kreis aus Stein
Hundegekläff immer aufgeregter – ein helles Japsen, das zwischen den Stämmen der uralten Eichen hindurchhallte. Es jagte Gaborn eisige Schauder über den Rücken.
Als er sich aufsetzte, drehte sich alles vor seinen Augen. Er sagte: »Ich habe gehört, wie die Bäume mich hierhergerufen haben.«
»Ich habe sie darum gebeten«, meinte Binnesman mit einem Nicken. »Und ich habe Euch mit schützenden Zaubern belegt, um zu verhindern, daß Raj Ahten Euch folgt. Wenn sie auch auf diese Entfernung nur wenig haben ausrichten können.«
»Wieso haben die Bäume mich beim falschen Namen genannt?« wollte Gaborn wissen. »Wieso nennen sie mich ›Erdgeboren‹?«
»Die Bäume hier sind alt und vergeßlich«, sagte Binnesman.
»Aber sie erinnern sich immer noch an ihren König, denn dieser Wald ist Erden Geboren treu ergeben. Ihr seid ihm sehr ähnlich. Abgesehen davon hätte Euch Euer Vater Erden Geboren nennen sollen.«
»Was soll das heißen, er ›hätte mich so nennen sollen‹?«
Binnesman sagte: »Die Zeitlords haben einst erklärt, wenn der Siebente Stein fällt, wird Erden Geboren zusammen mit seinem Erdwächter und einem Gefolge aus treuen Prinzen und Königen zu diesen Steinen zurückkehren, um hier gekrönt zu werden, um hier das Ende ihrer Zeit zu planen in der Hoffnung, daß die Menschheit überlebt.«
»Ihr hättet mich zum König gesalbt?« fragte Gaborn. »Wenn die Welt nicht Kopf stehen würde«, meinte Binnesman.
»Und Raj Ahten?«
»Wäre einer Eurer glühendsten Anhänger – in einer vollkommenen Welt. Der Obalin hat ihn heute hierhergelockt, genau wie Euch und König Sylvarresta.« Binnesman deutete mit einem Nicken auf die umgestürzte Gestalt, die wie eine Statue aussah.
Der Obalin, so hatte man ihn genannt. Gaborn hatte den Ausdruck allerdings noch nie gehört.
»Gaborn, wir sind in schrecklicher Gefahr. Nichts ist so, wie es sein sollte – die Könige aus ganz Rofehavan und Indhopal hätten heute abend hier sein sollen. Männer, die eigentlich in dem bevorstehenden Krieg zu großen Helden werden sollten, sind entweder erschlagen worden oder liegen als Übereigner in den Bergfrieden von Raj Ahten. Sämtliche Mächte werden in diesen Kriegen toben, doch die Beschützer der Erde sind gering an Zahl und schwach.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Gaborn.
»Ich werde versuchen, es genauer zu erklären, sobald Raj Ahten eintrifft.«
Plötzlich brachen die dunklen Umrisse der Mastiffs unter den Bäumen hervor. Ihr Kläffen war noch aufgeregter.
Männer und ein paar Pferde folgten den Hunden. Nur drei Soldaten saßen noch hoch zu Roß. Die anderen Tiere waren während der Verfolgungsjagd verendet. Zwölf Soldaten liefen neben den Reitern her. Die Tatsache, daß diese zwölf Männer so lange gerannt waren, in voller Rüstung, über so unversöhnliches Gelände, machte Gaborn nervös. Solche Krieger waren bestimmt erschreckend stark.
Die gräßlichen Köter mit ihren roten Maulkörben und den widerlichen Halsreifen rannten bis einhundert Fuß vor die umgestürzten Steine, knurrten und sprangen dann, als wären sie gegen eine Wand gestoßen. Sie trauten sich nicht in die Nähe von Binnesmans Hundstod. Sie tollten umher wie Schatten eines flackernden Feuers. Ein paar von ihnen rannten um die umgestürzten Steine herum.
»Still!« rief Binnesman den Hunden zu, und die wütend grimmigen Mastiffs zuckten zusammen, klemmten die Stummelschwänze zwischen die Beine und wagten nicht einmal mehr zu winseln.
Jureem folgte seinem Herrn zum Kreis der umgestürzten Steine. Sein Hengst war schweißgebadet, so naß, als hätte er einen Fluß durchschwommen. Die Lungen des Tieres rasselten wie Blasebälge. Ohne eine Pause hätte es keine weiteren zehn Meilen dieser Hatz mehr durchgestanden. Ein wenig überrascht nahm er zur Kenntnis, daß Prinz Gaborns Pferde noch lebten und lahmend zwischen den umgestürzten Statuen herumliefen.
Ein seltsamer Geruch lag in der Luft – von Rauch und Eis und Staub.
Raj Ahten starrte Gaborn an, den Kopf leicht zur Seite geneigt, als suchte er nach etwas.
Hier ging etwas Seltsames vor sich, stellte Jureem fest. Alle Sieben Aufrechten Steine lagen umgestürzt wie nicht zu Ende ausgestaltete Menschen – entstellt wie im Todeskampf. Der Geruch von Rauch und Eis deutete darauf hin, daß hier ein Kampf stattgefunden hatte.
Binnesman war verwundet, sein Gesicht schmutz-und blutverschmiert.
Ein lauer Wind wehte. Die gewaltigen Eichen winkten den Sternen zu. Ein fahler
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