Der Kreis aus Stein
ihm auf die Knie. »Danke«, sagte er schluchzend.
»Womit habe ich solche Dankbarkeit verdient?« fragte Gaborn.
»Gestern abend belagerten zweihunderttausend von Raj Ahtens Soldaten meine Burg, und ich dachte, alles sei verloren. Doch auf Euer Geheiß kam jemand uns zur Hilfe.«
Gaborn wollte den Rest überhaupt nicht hören – wie die Geister aus dem Dunnwald hervorgekommen waren und was sie vollbracht hatten. Aber er mußte es wissen.
»Alle Soldaten von Raj Ahten sind verloren?«
»Jeder einzelne Mann in Sichtweite des Waldes«, berichtete Orwynne triumphierend.
Auf diese Neuigkeit hin brachen viele im großen Saal in Jubel aus, Gaborn allerdings bat um Ruhe. »Der Tod dieser Männer ist alles andere als ein Sieg«, murmelte Gaborn.
»Durch ihren Tod haben wir alle etwas verloren. Wir werden solche Männer in den bevorstehenden dunklen Zeiten brauchen.«
In dieser Nacht konnte Gaborn nicht schlafen. Er ging hinaus in Binnesmans Garten. Von Bäumen und Gräsern war nichts als knorrige Asche geblieben. Und doch spürte er Leben unter sich – Samen und Wurzeln, die sich bereits zu regen begannen.
Das Feuer hatte diesen Ort zwar verbrannt, aber mit dem Frühling würde er wieder zu einem Hort des Lebens werden.
Auf den Ebenen von Fleeds, weit entfernt von der Grenze des Dunnwalds, eilten Raj Ahtens Truppen einen Tag lang Richtung Süden, bevor sie auf die Überreste von Vishtimnus Armee stießen, die neben einer Felszinne ihr Biwak aufgeschlagen hatten.
Der Clan der Lords von Fleeds hatte die Armee auf ihrem Zug durch die Wildnis entdeckt, hatte befürchtet, sie sei gekommen, um eine Festung am Tor Billius anzugreifen, hatte die Armee daraufhin eingekreist und gut achtzigtausend Mann erschlagen.
Raj Ahten durchbrach die Feindeslinien. Als er vor dem Clan erschien, erinnerte er sie daran, ihm zu dienen. An jenem Tag traten dreißigtausend Mann in seine Armee ein, viele andere aber kämpften auch weiterhin gegen den Wolflord.
In vorderster Reihe standen der Hohe General König Connel und seine tapferen Krieger, die Angriff auf Angriff gegen den Wolflord führten, bis alle Lanzen der Ritter zerbrochen und ihre Schilde zertrümmert waren.
Connel kämpfte sogar mit Beil und Dolch weiter.
Bei Sonnenuntergang verfütterte Raj Ahten Connel bei lebendigem Leib an seine Frowth-Riesen.
Anschließend stand er lange Zeit da und blickte nachdenklich auf die Überreste seiner Armee. Dann blickte er zurück nach Norden, als sei er hin-und hergerissen.
Manche sagen, er habe kaum hörbare Flüche gemurmelt, er habe gezittert und sei abwechselnd von Zorn und Angst ergriffen worden. Andere behaupten, er habe einfach nur nachdenklich dagestanden. Mit so vielen zusätzlichen Soldaten im Rücken fühlte er sich in hohem Maße versucht, nach Heredon zurückzukehren, den Erdkönig sofort anzugreifen und die Angelegenheit zu Ende zu bringen.
Schließlich kehrte Raj Ahten Heredon den Rücken zu und begab sich eilig in die Berge.
Drei Nächte nach dem Fall von Longmot heirateten Gaborn und Iome auf Burg Sylvarresta.
Es war eine große Zeremonie, denn aus den umliegenden Völkern fanden sich Tausende von Lords ein. Iome trug keinen Schleier. Wenn Gaborn sich darüber freute, so ließ er sich das nicht anmerken. Seine Liebe zu ihr war nicht ins Schwanken geraten, als sie häßlich geworden war, sie wurde auch jetzt nicht plötzlich beflügelt.
In ihrer Hochzeitsnacht hielt Gaborn sein Versprechen.
Er erwies sich im Bett nicht als feiner Herr, jedenfalls nicht mehr, als sie es wünschte.
In jener Nacht lag Iome, nachdem sie sich geliebt hatten, lange Zeit im Bett, drückte ihre Hand sanft auf den Bauch und überlegte, was für ein Kind sie in sich trug.
Denn daß sie ein Kind in sich trug, wußte sie. Die Erdkraft in Gaborn war so stark geworden, daß er keinen Samen mehr pflanzen konnte, ohne daß dieser Wurzeln schlug.
Borenson und Myrrima heirateten am selben Tag ohne großes Aufsehen. Sie entschieden sich für eine Armeleutehochzeit.
Am nächsten Abend ging ein Viertelmond über den Hügeln östlich von Burg Sylvarresta auf. In seinem schwachen Licht bestiegen Gaborn, Borenson und fünfzig Unabhängige Ritter ihre Kavalleriepferde und ritten in großer Eile in den Dunnwald, die Lanzen bereit, um nach Greifern zu jagen.
Die Männer waren wild entschlossen, sehnten sich nach der Jagd, und ein jeder versprach, daß dies eine werden würde, an die man sich erinnerte.
Binnesman begleitete sie, denn er behauptete, es
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