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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Geräusch oder die Erschütterungen von etwas, das unter ihren Füßen buddelte –, und er hoffte, sein Gebrüll würde das Ungeheuer verwirren, es blenden, sobald es angriff.
    Der Greifer richtete seinen Stalagmiten auf ihn, stieß ein wüstes Zischen aus, und eine Kälte bohrte sich durch Gaborn, ein unsichtbarer Balken, der beißend wie der tiefste Winter war. Die Luft um diesen Balken wurde zu Frost, und Gaborn hob seinen kleinen Schild.
    In der Legende hieß es, die mächtigsten Zauber der Flammenweber könnten einem Mann die Wärme aus dem Körper, aus Herz und Lungen, saugen, genauso wie sie einem Feuer oder der Sonne die Hitze entzogen, und ihr Opfer an einem sonnigen Tag erfrieren lassen.
    Doch der Zauber war so kompliziert, verlangte ein so hohes Maß an Konzentration, daß Gaborn noch von keinem Flammenweber gehört hatte, der ihn gemeistert hätte.
    Jetzt spürte er die Berührung durch den Zauber und warf sich im Sattel zur Seite, ließ sich mitten im Galopp vom Pferd fallen. Der Frost traf ihn bis ins Mark, und ihm stockte der Atem, während er hinter dem Pferd herrannte und beim Angriff hinter dessen Körper Deckung suchte.
    »Nein! Zurück!« rief Binnesman von irgendwo hinter dem Ring aus Steinen.
    Gaborn holte tief Luft, als er sich auf das Monster stürzte.
    Der Greifer hatte keinerlei Geruch. Den hatten Greifer nie.
    Denn sie nehmen den Geruch der Erde an, die sie umgibt.
    Jetzt jedoch schnarrte der Greifermagier in fürchterlicher Wut. Zischend entwich die Luft aus dem vorderen Teil seines langen Körpers.
    Gaborns Pferd geriet unter dem Kältestrahl ins Straucheln, und der Prinz sprang über das fallende Tier hinweg, warf sich dem Greifer auf Bauchhöhe entgegen, schwenkte seinen Kriegshammer mit voller Wucht.
    Der Greifermagier versuchte zurückzuweichen, versuchte ihn mit seinem Stab zu pfählen. Gaborn tauchte unter dem Hieb weg und schlug nach seiner Schulter, vergrub den Kriegshammer tief in der ledrig grauen Haut des Greifers.
    Rasch zog er das Metall heraus und holte zu einem zweiten Schlag aus, in der Hoffnung, es noch tiefer in der Wunde zu versenken, als der Greifer plötzlich mit dem Achatstab auf ihn niederdrosch.
    Der Hammer traf seine große Pranke, knickte einen Finger ab, und das eiserne T seines Hammers traf krachend auf den glühenden Stab. Der Achatstab zersplitterte auf der gesamten Länge, und Flammen sprangen in die Greiferpranke, ein heißer Blitz, der mit explosionsartiger Wucht hervorbrach und den hölzernen Griff des Kriegshammers in Stücke fetzte.
    Jetzt kam Iome hinter Gaborn angeritten und brüllte das Ungeheuer an, während König Sylvarrestas Tier zur Seite sprang. Das Getöse und die tänzelnden Pferde versetzten die Bestie so sehr in Erregung, daß sie mit ihrem großen Schlund mal hier-, mal dorthin schnappte.
    Was dann geschah, konnte Gaborn nicht erkennen, denn in dieser Sekunde entschloß der Greifer sich zur Flucht – rannte über ihn hinweg und stieß ihn mit seinem gewaltigen Unterleib zurück.
    Gaborn ging zu Boden. Die Luft wurde ihm aus dem Leib gepreßt, während der Greifer auf allen vieren von dannen krabbelte. Er fragte sich, ob die Verletzung ihn töten würde.
    Als Junge war er beim Lanzentraining einmal aus dem Sattel gefallen, und ein voll gepanzertes Schlachtroß war über ihn hinweggetrampelt. Der Greifer war weit schwerer als das Schlachtroß.
    Gaborn hörte, wie seine Rippen brachen. Lichter blitzten vor seinen Augen auf, und er hatte das Gefühl zu fallen, langsam kreisend wie ein Blatt, das in einen tiefen, bodenlosen Abgrund trudelt.
    Als er das Bewußtsein wiedererlangte, klapperten seine Zähne. Er roch ein paar süße Blätter unter seiner Nase.
    Binnesman hatte die Hand unter Gaborns Kettenpanzer gesteckt und war dabei, die Brust mit Heilerde einzureiben, während er leise sprach: »Die Erde möge dich heilen. Die Erde möge dich heilen.«
    Als die Erde Gaborns Haut berührte, schien sich diese zu erwärmen. Ihm war immer noch entsetzlich kalt, er fror bis auf die Knochen, doch die Erde wirkte wie eine wärmende Kompresse, bewirkte auf jeder Wunde Linderung.
    »Wird er es überleben?« fragte Iome.
    Binnesman nickte. »Diese Heilerde hier ist sehr wirkungsvoll. Seht Ihr – er öffnet die Augen.«
    Gaborns Lider flatterten. Er starrte verständnislos ins Leere.
    Seine Augen fanden kein Ziel. Er versuchte, Binnesman anzusehen, doch das kostete zuviel Kraft.
    Der alte Zauberer stand über Gaborn gebeugt und stützte sich auf einen

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