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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Lichtschein schimmerte im Kreis der umgestürzten Steine.
    Der Erdwächter stand da und sah Raj Ahtens Männer unter buschigen Brauen hervor prüfend an. Das Sternenlicht glänzte auf seinem dünnen Bart. Selbstsicher. Verdreckt und blutverschmiert. Trotzdem, der Zauberer wirkte zu selbstsicher. Jureem wünschte, die Flammenweber seines Herrn wären hier. Es war ein Fehler gewesen, ohne sie in diesen Wald hineinzureiten.
    Endlich ließ Raj Ahten sich vom Rücken seines müden Pferdes gleiten, blieb stehen und hielt die Zügel seines Tieres.
    Er lächelte. »Prinz Orden«, rief er mit seiner verführerischsten Stimme, während seine Männer das Herumgelaufe um die Steine einstellten. »Eure Flucht nähert sich dem Ende. Ihr braucht Euch nicht vor mir zu fürchten. Ihr müßt nicht länger fliehen. Kommt her, mein Freund.«
    Jureem spürte den ehrfurchtsgebietenden Sog dieser Stimme.
    Ganz sicher würde der Prinz jetzt auf das Große Licht zugehen.
    Doch der Prinz blieb standhaft.
    »Prinzessin, wenigstens Ihr werdet Euch mir doch nicht verweigern?« fragte der Großmächtige. Zufrieden registrierte Jureem, daß Iome schwankte und sich gezwungen sah, näher heranzutreten.
    »Niemand wird Euch begleiten«, sagte Binnesman und stellte sich vor sie. »Ihr könnt nicht näherkommen, Raj Ahten – ebensowenig wie Eure Hunde und Eure Krieger.«
    Der Zauberer zerbröselte drohend Blätter in der Hand.
    Hundstod. Selbst, wenn es nicht von einem Erdwächter eingesetzt wurde, vertrieb Hundstod Hunde so wirksam, wie Solomons Siegel Cobras verscheuchte. Raj Ahtens Männer wichen von den Statuen zurück. Hundstod würde sie nicht töten. Doch ihre Hunde fürchteten bei dem Geruch um ihre Nasen.
    »Warum seid Ihr hergekommen?« wollte Raj Ahten von Binnesman wissen. »Dies ist nicht Eure Angelegenheit. Geht jetzt, und niemand wird Euch Schaden zufügen.«
    »Wichtiger wäre«, wandte Binnesman ein, »wieso Ihr hierhergekommen seid. Ihr seid ein König der Menschen. Habt Ihr die Bäume rufen hören?«
    »Ich habe nichts gehört«, antwortete Raj Ahten.
    Aber Binnesman schüttelte den Kopf. »Überall an diesem Ort gibt es Runen der Geheimhaltung. Mächtige Runen. Niemand hätte ihn ohne Hilfe finden können. Irgendeine größere Macht hat Euch hierhergelockt.« Er nickte wissend, und sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
    »Vielleicht… Ich habe ein Flüstern gehört, Erdwächter«, sagte Raj Ahten. »Aber es war sehr schwach, wie die Stimmen der Toten.«
    »Das ist gut. Ihr seid stark an Erdkräften, und nur sie können uns bewahren. Das Ende eines Zeitalters steht uns bevor.
    Wenn unser Volk überleben soll, müssen wir einen Rat abhalten. Die Erde hat Euch gerufen, Raj Ahten, genau wie sie die Könige ruft, die Ihr zu Sklaven gemacht habt. Könnt Ihr sie jetzt hören?« Binnesman stand unbefangen da und blickte dem Wolflord tief in die Augen.
    »Ich fühle es«, erwiderte Raj Ahten. »An diesem Ort ist die Macht stark vertreten, der Ihr dient.«
    Binnesman stützte sich auf seinen Stab. Das Licht der Glühwürmchen ließ sein Gesicht in einem eigenartigen, metallischen Glanz leuchten. Vielleicht war Binnesman einst ein Mensch gewesen, seine Hingabe an die Erde jedoch hatte ihn ein wenig dieser Menschlichkeit beraubt. Jureem erkannte, daß der Zauberer den Menschen vielleicht ebenso fremd war wie jeder Frowth oder Ferrin.
    »Und Ihr?« fragte Binnesman. »Könntet Ihr dieser Macht dienen? Könntet Ihr einer Sache dienen, die mächtiger ist als Ihr?«
    »Warum sollte ich?« wollte Raj Ahten wissen. »Meine Flammenweber bitten mich immer wieder, ich solle mich ihren Feuern gegenüber zu größeren Diensten verpflichten. Aber warum? Die Mächte dienen den Menschen nicht.«
    Binnesman legte den Kopf schief, so als lausche er genau auf Raj Ahtens Worte. »Und doch tun sie das – und zwar oft –, vorausgesetzt, wir haben die gleichen Ziele. Und sie wiederum dienen denen, die ihnen dienen.«
    »Sie erwidern diese Dienste widerstrebend, wenn überhaupt.«
    Binnesman nickte. »Euer Mangel an Glaube beunruhigt mich.«
    Raj Ahten hielt dagegen: »So wie Euer Glaube mich.«
    Binnesman zog die buschigen Augenbrauen hoch. »Ich hatte nicht die Absicht, Euch zu beunruhigen. Sollte ich Euch gar beleidigt haben, so bitte ich um Verzeihung.«
    Raj Ahten neigte den Kopf zur Seite und betrachtete den jungen Gaborn. »Verratet mir, Erdwächter, was ist das für ein Zauber, daß ich den Prinzen nicht erkennen kann, sondern an seiner Statt Felsen

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