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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Dann sagte er: »Kann schon sein.«
    »Wie könnte man denn das herausfinden?«
    »Warum fragen Sie da mich?«
    »Ein Tipp von einem Freund.«
    »Ist das zufällig auch meiner?«
    David dachte kurz nach. »Er heißt Ferdi. Eigentlich Ferdinand Klotz. Berliner. Hat nur eine Hand.« Ich rede schon wie dieser Kerl.
    »Glasauge?«
    »Das ist er.«
    »Ist die Kleine da Jüdin?« Der Wirt deutete mit dem Kinn auf Rebekka.
    Die klammerte sich noch fester an Davids Arm. Er antwortete: »Spielt das denn irgendeine Rolle?«
    Der Wirt begann wieder zu wischen. »Das wird nicht billig.«
    »Ich habe Geld.«
    »Kommen Sie in drei Tagen wieder. Am 31. Um halb drei. Nachmittags. Da ist’s hier ruhiger.«
    David legte einen Fünfzigmarkschein auf den Tresen und verließ mit Rebekka das Lokal.
     
     
    »Mir ist immer noch nicht wohl bei der Sache. Wie kann sich Ferdi nur mit einem solchen Gesindel einlassen?« David schüttelte angewidert den Kopf. Der Besuch im Klabautermann lag bereits drei Tage zurück, aber allein der Gedanke, dem wortkargen Hünen wieder gegenübertreten und ihm vielleicht sogar den Rest ihrer Ersparnisse über die Theke schieben zu müssen, verschlechterte seine Laune immens. Er und Rebekka hatten gerade in einem Restaurant oberhalb der Landungsbrücken zu Mittag gegessen und befanden sich nun auf dem Weg zur Reeperbahn.
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich diese Kneipe links liegen lassen«, sagte Rebekka.
    »Wir könnten Sean um Hilfe bitten.«
    »Und dieses angebliche ›Leck im Konsulat‹, von dem er dir geschrieben hat? Ich möchte nicht wie Wilbur enden, David: mit einem Messer im Rücken.«
    »Das hat mich bisher auch davon abgehalten, mit Sean Kontakt aufzunehmen. Im Augenblick erscheint mir das Risiko einfach zu hoch.«
    »Bis jetzt war ja auf Ferdi immer Verlass.«
    »Kannst du nicht einfach sagen, ›David, tu’s‹ oder ›Schatz, lass es bleiben‹?«
    »Irgendeinen Tod muss man sterben, Liebster. Hör dir doch einfach an, was der Wirt heute vorschlägt. Wenn uns das Ganze komisch vorkommt, lassen wir die Finger davon und entscheiden uns für das andere Risiko, das britische Konsulat.«
    David nickte. »Wenn ich dich nicht hätte…«
    Ungefähr zwanzig Minuten später betraten sie den Klabautermann. Es waren nur zwei Tische besetzt, so weit man das im Tabakdunst erkennen konnte. Vor einer Stunde war es hier wahrscheinlich noch gerammelt voll gewesen. David ging mit seiner Frau zum Tresen, wo ihn schon der Champion erwartete.
    »Lissabon«, sagte der, nachdem David ein Bier bestellt hatte.
    Das klang nicht nach einer Frage, eher schon nach einem ultimativen Angebot. Dover oder Plymouth wären David natürlich lieber gewesen. Aber immerhin hatte sich Portugal in dem Einflussgerangel zwischen Hitler, Mussolini, Franco und neuerdings auch Stalin bisher neutral verhalten…
    David nickte. »Wann?«
    »Am 3. oder 4. September. Die Einzelheiten erfahren Sie morgen Nacht von einem Kontaktmann. Für Sie und die Kleine kostet der Spaß zehntausend Reichsmark, zuzüglich eintausend für mich.«
    David stieß pfeifend die Luft aus. Fast unsere gesamten Bargeldreserven. So viel hatte der Champion vermutlich in den vergangenen drei Monaten nicht geredet. Aber was tat man nicht alles für ein kleines Zubrot…
    »Keine schlechte Provision.«
    »Das Leben ist hart.«
    »Wo und wann treffe ich den Vertreter unserer Reiseagentur?«
    Der Hüne blickte David verständnislos an.
    »Den Kontaktmann, meine ich.«
    Champion hielt die Hand auf. »Erst die Provision.«
    Auch noch Vorkasse! David griff in die Brusttasche. In weiser Voraussicht hatte er mehrere Bündel à eintausend Mark eingesteckt. Mit den Fingerspitzen ertastete er einen einzelnen Packen, zog ihn unauffällig heraus und schob ihn ebenso diskret über den Tresen.
    Geben und nehmen war eine Handbewegung. Der Wirt grinste. David steckte die »Quittung« in die Tasche, ließ das Bier stehen und verließ mit Rebekka den Klabautermann.
     
     
    »Ich soll mich am Freitagabend um elf in der Speicherstadt mit diesem Vermittler treffen. Hier ist die genaue Adresse, anscheinend irgendein Lagerhaus.« David hielt Rebekka den Zettel hin, der Champions krakelige Anweisungen enthielt.
    Sie warf nur einen kurzen Blick darauf. »Der Kerl hat mir heute genauso wenig gefallen wie am Montag.«
    »Mir geht es ebenso.«
    »Andererseits macht er illegale Geschäfte, da kann man keinen Engel erwarten.«
    »Ja, auch richtig. Was soll ich nun tun?«
    »Geh hin.«
    »Bist du

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