Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder
dir sicher, Bekka?«
Sie nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Ja.«
»Ich werde meine Schwerter mitnehmen. Nur für den Fall, dass der angebliche Kontaktmann ein echter Gauner ist und es als Komplize des Wirtes allein auf unser Bargeld abgesehen hat.«
Rebekka schluckte. »Dann willst du also ohne mich gehen?«
David nahm sie in den Arm. »Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen, Schatz. Du bleibst besser in Ferdis Wohnung.«
Nachdem diese Entscheidung getroffen war, kauften die beiden in einem kleinen Laden eine Flasche Wein und einige Lebensmittel. Rebekka hatte sich vorgenommen, endlich wieder einmal zu kochen, das erste Mal seit – ach, sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern.
Am Nachmittag räumte sie Ferdinands halbe Wohnung um, was bei den wenigen Möbelstücken allerdings nicht besonders schwierig war. Trotzdem hatte David danach das Gefühl, das Wohnzimmer sei viel gemütlicher geworden. Vielleicht lag es auch nur daran, dass jemand Ordnung geschaffen hatte.
Anschließend rumorte Rebekka in der Küche herum. Es sollte Huhn geben, wie damals im Haus ihrer Mutter in Hazebrouck.
Als sie gegen sieben plötzlich das Licht ausschaltete und David zu Tisch rief, schrak er regelrecht hoch. Er war in den letzten drei Stunden nur ein einziges Mal aufgestanden – nach Einsetzen der Dämmerung hatte er die zierliche Geheimschrift seiner Schattenarchiv-Aufzeichnungen nicht mehr recht erkennen können. Danach war er so in das Studium der kodierten Dossiers vertieft gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie sich der kleine Tisch mit den zwei Stühlen herausgeputzt hatte. David bot sich ein Bild wie aus einem Nobelrestaurant.
Rebekka lächelte glücklich, als sie seine leuchtenden Augen sah. »Eine kleine Entschädigung für den Klabautermann.«
Staunend ging er zum Tisch und bewunderte ihr Kunstwerk. Alles war perfekt. Es gab ein weißes Tischtuch, zwei Kerzen, eine kleine Vase mit Blumen, eine Batterie von (nicht ganz vorschriftsmäßigen) Bestecken und Geschirr – eben alles, was Ferdis Junggesellenhaushalt hatte aufbieten können.
Und dann erst das Essen: ein knusprig braunes Huhn, bereits zerteilt und mit gedünstetem Gemüse umgeben, dazu eine sämige Soße und dampfende Kartoffeln. Als Entree wurde Salat gereicht. Alles war sehr appetitlich angerichtet.
David strahlte Rebekka an. »Du musst eine Fee sein!«
Auf ihrer Nase entstanden kleine Fältchen. »Das hast du lieb gesagt. Wart erst ab, was nachher kommt.«
»Nachtisch gibt es auch noch?«
Sie zog den Kopf zwischen die Schultern und lächelte schelmisch. »Du kannst zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen.«
David blickte in ihre funkelnden dunklen Augen und schlagartig wurde ihm die Bedeutung ihrer Worte bewusst. Ein Stromschlag schien durch seinen Körper zu gehen. »Ich…« Er musste schnell einen Schluck Wein nehmen. »Ich glaube, ich weiß schon, wie meine Wahl ausfallen wird.«
Sie strahlte. »Da bin ich aber gespannt.«
Das Huhn war köstlich, doch eigentlich nur Nebensache. Das kulinarische Mahl geriet zum Vorspiel: Rebekka strich sich die dunklen Haare aus dem Gesicht, um David über den Tisch hinweg verführerisch anzulächeln, ließ mehr ein- als zweideutige Bemerkungen fallen oder leckte sich nach einem Schluck Rotwein die Lippen. Die Hände der beiden trafen sich wie zufällig, mal an der Weinflasche, mal beim Vorlegebesteck – sie war sehr erfinderisch.
Als vom Huhn nur noch die Knochen übrig waren, tupfte sich Rebekka ihre roten Lippen ab, legte die Serviette langsam auf den Tisch und schob den Stuhl zurück. Im nächsten Moment saß sie auf Davids Schoß, den rechten Arm – den »besseren«, wie sie nach dem Unglück zu sagen pflegte – um seine Schulter gelegt.
»Und jetzt darfst du dir dein Dessert aussuchen, Liebster. Möchtest du Grießpudding mit Backpflaumen oder…?«
In David schien ein Sprengsatz zu explodieren. Ein Prickeln überlief seinen ganzen Körper. »Ich denke, ich werde mich für ›oder‹ entscheiden. Grießpudding ist mehr was für die Kleinen.«
Sie verlagerte ihr Gewicht auf seinem Schoß, als suche sie eine bequemere Sitzposition. Schließlich schob sie ihre Lippen ganz dicht an sein linkes Ohr und hauchte: »Du hast Recht, Liebster. Dem Alter bist du entwachsen.«
David wartete die nächste Explosion ab, dann erhob er sich samt Rebekka von seinem Stuhl. Bis zum Schlafzimmer hatte er nur wenige Schritte zurückzulegen. Ferdis Wohnung war erfreulich klein.
Am
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