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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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war alles andere als erfreut über seinen Einsatzbefehl, den er direkt vom Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Südwestpazifik erhalten hatte, was ihm das Unternehmen aber nur unwesentlich schmackhafter machte. In seinem Logbuch verzeichnete er in der Navy-typischen Weise Tag, Uhrzeit, Monat und Jahr, die Position seines Bootes sowie wichtige Details der Feindfahrt.
     
    040425APR45.35.03N, 139.41E. Kurs 180. Fahrt 8. Haben »Exterminans« um 0330 gut drei Meilen westlich von Miura und etwa eine Dreiviertelmeile vor dem Strand abgesetzt. Er ist durch eines der Torpedorohre ausgestiegen. Befehlsgemäß haben wir eine halbe Stunde gewartet und dann den Rückweg angetreten. Lt. Wilkins , der Dienst habende Sonar-Controller, hat keine Detonation feststellen können. Mir ist es unerklärlich, wie es dieser Weißkopf geschafft hat, auf keine einzige Mine zu treten.
     
    Als David endlich das Ufer erreicht hatte, war er so erschöpft wie nach einem Marathonlauf. Aber er durfte sich keine Ruhe gönnen. Für den Marsch durch das Wasser hatte er mehr als eine Stunde benötigt. Noch blieb ihm genügend Zeit, vor Sonnenaufgang seine Kleidung aus dem wasserdichten Rucksack anzuziehen, die Tauchausrüstung zu vergraben und den Fußmarsch nach Miura anzutreten.
    Bis auf den Fürstenring und ein gewisses Dokument hatte David alles, was auf seine wahre Identität hinweisen konnte, auf Okinawa gelassen. Die Kleidung und die – abgesehen vom Foto sogar echten – Personalpapiere wiesen ihn als den Deutschen Hubert Schneider aus. Nach der Kapitulation des Dritten Reiches gab es in Japan keine offiziellen Militärberater oder Verbindungsoffiziere der Wehrmacht mehr, aber einige Überzeugungstäter waren trotzdem geblieben, um den Kampf gegen die Alliierten fortzusetzen.
    Der Fußmarsch auf der stockfinsteren Straße nach Miura stellte neue Anforderungen an Davids Sekundenprophetie. Um feindlichen Bombern kein Ziel zu bieten, hatte man in der Stadt sämtliche Fenster verdunkelt und die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet. David überlegte noch, wie er am besten an eine Transportmöglichkeit gelangen konnte, als er plötzlich Stimmen hörte.
    Er durchschritt eine Kurve und entdeckte die schmalen Lichtschlitze eines getarnten Scheinwerferpaares.
    Das Fahrzeug war ein Geländewagen, wie er von Offizieren oder gelegentlich auch von Meldegängern benutzt wurde. Seine Besatzung bestand aus zwei rauchenden Soldaten. Die orangerot glühenden Punkte verrieten ihre augenblickliche Position, sie befanden sich nur wenige Schritte vom Wagen entfernt. David dachte nach. Wie sollte er die beiden überwältigen? Er trug keine Waffe bei sich und wollte auch nicht zwei Menschen töten, nur um an ein Fahrzeug zu kommen.
    In diesem Moment sagte einer der beiden Soldaten: »Ich muss noch mal pinkeln.« Der andere – offenbar ein Untergebener – bat um die Erlaubnis, selbiges ebenfalls tun zu dürfen. Dem Ersuchen wurde stattgegeben. Kurz darauf standen beide im matten Scheinwerferlicht ihres Wagens und erleichterten ihre Blasen.
    David holte noch einmal tief Luft. Jetzt oder nie! Mit wenigen Schritten war er bei dem Geländewagen und schwang sich auf den Fahrersitz. Als die rechtmäßigen Besitzer desselben gerade ihre Hosenställe schlossen, sprang der Motor an.
    David musste seine Gabe der Verzögerung nur in geringem Umfang wirken lassen: Bis die beiden endlich ihre Pistolen gezückt und in die Dunkelheit abgefeuert hatten, war er längst verschwunden.
    Nach drei oder vier Kilometern hielt er noch einmal an und besah sich mit einer Taschenlampe, die er im Fahrzeug gefunden hatte, die Identifizierungskennzeichen auf dem grünen Tarnanstrich des Wagens. Er konzentrierte sich nur kurz und schon verschwanden die Markierungen, um neuen Platz zu machen. Zufrieden nickte er. Diese Schriftzeichen und Ziffern würden verhindern, dass jemand den Geländewagen als »ausgeliehen« identifizierte. Manchmal war es ganz gut, dass bei der Armee alles gleich aussah.
    Gegen Mittag rollte Davids Geländewagen endlich vor den Kaiserpalast. Zu seinem großen Erstaunen war er während der gesamten Fahrt rund um die Bucht von Tokyo überhaupt nicht kontrolliert worden. Doch nun – wenige Meter von der Nijubashi-Brücke entfernt – hatte seine Glückssträhne ein Ende.
    Am Eingang zum grünen Palastbezirk wurde er gestoppt, weniger weil man hier feindliche Spione oder Attentäter fürchtete, sondern vor allem wegen der als lästig empfundenen Angewohnheit japanischer

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