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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stunden in Anspruch nehmen.«
    David nickte. »Gut. Dann erwarte ich das Fahrzeug bis spätestens drei Uhr dreißig zurück. Voll getankt! Sollten Sie sich verspäten, werde ich sowohl Kido als auch den Tenno über die mangelnde Effizienz der Geheimdienstsektion in Hiroshima unterrichten.«
     
     
    Es dauerte trotzdem sechs Stunden, bis Junzo Yamagishi und die Limousine zurückkehrten. David war nach der Räumung des Beobachtungspostens durch die Agenten zu gerade mal zwei Stunden Schlaf gekommen. Ab halb vier hatte er sich dann mit der Bezähmung seines Ärgers beschäftigt. Im Licht einer Schreibtischlampe studierte er die Glaskugel mit dem darin eingeschlossenen Siegelring. Dem goldenen Fingerreif war beim Einsinken eine Spur von Luftbläschen gefolgt. Diese im Licht glitzernden Einschlüsse hatten bei Jasons Träne die gesamte Mittelachse ausgefüllt. Hier endeten sie im Zentrum des Glaskörpers, als würden sie wie Kohlensäure noch immer von dem dort stillstehenden Ring aufsteigen. David hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das Schmuckstück ohne Gewaltanwendung wieder aus seinem Glasgefängnis herausbekommen sollte. Bei direkter Beleuchtung von oben erschienen kleine Lichtmonde, genauso wie bei der Kugel aus dem Pergamonmuseum. Aber hier wie da sahen die Gesichter – so es denn wirklich welche waren – verschwommen aus, unmöglich, sie zu identifizieren.
    Nach einer Weile gab David das Herumrätseln auf. Er wickelte die Kugel in einen Lumpen. Später würde er sie noch gründlich genug untersuchen können. Erst einmal musste er diese Stadt verlassen. Wo Yamagishi nur blieb! Hatte er ihn vergessen? War ihm bei der Erstürmung von Toyamas Anwesen etwas zugestoßen? Oder wollte er sich nur einfach nicht von seinem Rennwagen trennen?
    Lange nach Einsetzen der Dämmerung kehrte Junzo Yamagishi endlich zurück. Kidos Mann war untröstlich über die Verzögerung. Er berichtete David über allerlei Schwierigkeiten bei der Überwältigung des blinden Chinesen – der Hüne hatte drei Agenten die Rippen gebrochen. Außerdem habe die Beweissicherung in Toyamas Palast länger gedauert als erwartet. Auf dem Weg zum Hauptquartier sei man einer Militärstreife in die Quere gekommen und es habe einige Kompetenzstreitigkeiten gegeben. Außerdem…
    »Sparen Sie sich Ihre Ausreden«, unterbrach David den Geheimdienstler, »Steht der Wagen bereit zur Abfahrt?«
    »Es ist nicht mehr sehr viel Benzin im Tank.«
    Langsam wurde David wütend. »Soll ich mich etwa auf das Trittbrett stellen und den Wagen mit dem Fuß wie einen Tretroller auf Touren bringen?«
    »Ich habe Landkarten besorgt und die Abfahrtszeiten der Züge von Osaka notiert.«
    »Ach, der Wagen fährt mit Papier!«
    »Benzin ist rationiert. Ich muss…«
    »Wo befindet sich das nächste Treibstoffdepot?«, unterbrach David den Mann. Yamagishi musste sein Automobil wirklich abgöttisch lieben, so wie er an ihm hing.
    »Nicht sehr weit von hier«, antwortete der Agent kleinlaut.
    »Dann los. Dirigieren Sie mich hin. Wir klingeln den Meister des Zapfhahns aus dem Bett, ich zeige ihm ein kaiserliches Empfehlungsschreiben, und wenn er sich dann genauso ziert wie Sie, werde ich wirklich ganz, ganz böse.«
    Yamagishi resignierte. Er gab seinen Widerstand auf. Gemeinsam fuhren die beiden Männer zu einem kleineren Treibstoffdepot der Armee. Der Dienst habende Offizier war entsetzt, als Yamagishi ihm erklärte, sie trügen sich mit der Absicht, ihr Automobil aufzutanken, ohne damit gleich anschließend zur Niederwerfung des Feindes auszurücken. Weitere Minuten verstrichen, bis David tatsächlich sein von Hirohito gestempeltes Empfehlungsschreiben hervorholte und es dem störrischen Militär unter die Nase hielt. Der Tank wurde dann zügig gefüllt.
    Als Yamagishi zuletzt noch darum bat, im Hauptquartier abgesetzt zu werden, bekam David beinahe einen Wutanfall. Mit eisernem Willen konnte er sich gerade noch zusammennehmen. »Es ist nur ein kleiner Umweg«, erklärte der Japaner. Eine Viertelstunde vor acht setzte sich Davids Wagen endlich in Richtung östlicher Stadtgrenze in Bewegung.
    Er schätzte die Entfernung bis nach Osaka auf etwa dreihundert Kilometer. Um den Zug nach Tokyo zu erreichen, blieben ihm also gerade noch sechs Stunden. Für die Strecke musste er mindestens zwei Tankstopps veranschlagen, die ihn kostbare Zeit kosten würden. Wenigstens hatte Yamagishi ihn mit einer Karte der Insel Honshu ausgestattet, auf der alle Treibstoffdepots zwischen Hiroshima

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