Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder
und rollte sich zur Seite, das Schwert sauste knapp an ihm vorbei.
Im Nu war er wieder auf den Beinen. Drei schnelle Schritte brachten ihn zu Toyamas Waffensammlung an der Wand. Bevor der Geheimbündler ihm noch nachsetzen konnte, hatte David ein katana aus der Scheide gezogen, wirbelte herum und parierte den Hieb, der seinem Hals gegolten hatte.
»Ich mache Ihnen ein Angebot«, sagte David mit einer Ruhe, die selbst den skrupellosen Verbrecher staunen ließ. »Wenn Sie sich stellen, lasse ich Sie leben.«
»Sie lassen mich leben? Ha!« Toyama lachte grimmig auf. »Mir scheint, Sie verkennen Ihre Lage, Camden. Ich bin einer der letzten Samurai, die ihr Schwert noch im Krieg geschwungen haben. Noch nie hat mich jemand mit dem katana besiegt und einem Engländer wird es schon gar nicht gelingen.«
Mit diesen Worten unternahm Toyama einen neuerlichen Angriff auf David. Seine Füße bewegten sich parallel zueinander, nie kreuzten sie sich, der Gegner sollte keine Gelegenheit bekommen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. David wehrte mehrere Schwerthiebe ab, die mit brutaler Gewalt auf ihn niedergingen. Die beiden Klingen kreischten wie zornige Bestien. Keine Frage, Toyama war ein besserer Schwertkämpfer als er – wenn da nicht die Sekundenprophetie gewesen wäre.
David wollte Toyama nicht töten. Er musste erfahren, wie Belial herbeigerufen werden konnte. Irgendwie. Während er und der Japaner sich umtänzelten, fragte er: »Was wird wohl Ihr Herr und Meister dazu sagen, wenn er hier erscheint und sehen muss, dass Sie ihm die ganze Freude verderben?«
»Er wird noch nicht so schnell kommen.«
Heißt das nun, die Zeremonie war unvollständig, oder meint der Schurke nur, Belial brauche eben etwas länger? »Natür lich, ich habe Sie ja bei der Anrufung gestört. Wie schade!«
Toyama grinste. »Sie wollen mich aushorchen. Netter Versuch, Camden. Leider etwas plump.«
Wieder stürzte der große Japaner auf David los. Er kämpfte mit eisernem Willen. Toyama musste an die einhundert Jahre alt sein, aber er focht wie ein dreißigjähriger Ninja-Meister. Zwar war auch David in besserer Verfassung als jeder andere Fünfundvierzigjährige, aber langsam spürte er doch seine Arme schwer werden. Selbst wenn er Toyamas kraftvolle Schläge voraussah, musste er diese doch parieren. Sein Gegner wirkte von der Konstitution her jünger, war wendiger und ausdauernder als David. Der Kampf tobte unerbittlich hin und her. Ein Wunder, dass Ba Xun noch nicht aufgetaucht war, um seinem Herrn beizustehen.
»Gleich wird es dir ergehen wie deiner Familie«, grunzte Toyama nach einer neuerlichen Attacke. Der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht, aber er schien überhaupt nicht zu ermüden.
David keuchte. Spricht er von Rebekka? »Hast du etwa meine Frau getötet?«
»Das war gar nicht nötig«, antwortete Toyama mit einem fiesen Grinsen. »Ich habe Bruder Rasputin nur ein paar Hinweise zukommen, ihn einfach von meiner Erfahrung im Kampf gegen die Camdens profitieren lassen.« Toyama spritzte ein ätzendes Lachen in Davids Gesicht.
Der konterte mit einem wütenden Gegenangriff. Wie oft hatte er sich geschworen, nie die Beherrschung zu verlieren, und jetzt war es dennoch geschehen. Dieser Schurke hat nicht nur meine Eltern auf dem Gewissen, sondern auch Rebekka! Eine schnelle Folge von Schwertstreichen brachte Toyama zum ersten Mal in ernste Bedrängnis. Er stieß mit Schwung gegen die versetzte Ming-Vase und diese ging mit lautem Scheppern zu Bruch.
Toyamas Rückzug sollte nicht von Dauer sein. Schnell hatte sich der erfahrene Schwertkämpfer wieder gefangen und parierte David geschickt, konterte sogar mit einer Riposte.
»Nur noch ein paar Augenblicke und dein Blut wird an diesem Schwert kleben«, rief der Japaner triumphierend, während er einen neuen Streich gegen den Leib des Gegners führte.
»Oder das deine an meinem«, antwortete David, als er den Angriff abwehrte. Drohend richtet er sein katana auf die Brust des Japaners. Mit einem Mal begann sich Davids Schwert von der Spitze ausgehend bis zum Griff rot zu färben. »Kusanagi«, hauchte er, in Anspielung auf die mythische Klinge der Göttin Amaterasu.
Der Name des Sagenschwertes und der Anblick der blutroten Schneide verunsicherten Toyama. Möglicherweise glaubte er sogar schon das eigene Blut auf Davids katana zu sehen. Seine Augen waren jedenfalls für einen Moment vor Schreck geweitet. Doch der Schock sollte ihn nicht lange bannen. Das Entsetzen des
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