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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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öffentlicher Bauten immer seinen Höhepunkt. Demnach musste die Eröffnung des Pergamonmuseums unmittelbar bevorstehen.
    David gelangte unbehelligt in das Gebäude. Die allgegenwärtigen Gipser und Stuckateure, Maler und Schreiner blafften ihn gelegentlich an, wenn er ihnen in den Weg geriet, ansonsten war er Luft für sie. Ihr Interesse an Davids Person nicht verhehlen konnte dagegen die auffallend höfliche junge Museumsangestellte, die ihm unvermittelt den Weg versperrte. Die hübsche blonde Dame – sie war fast noch ein Mädchen – musste hier von der Museumsleitung zur Abwehr etwaiger Pressevertreter und sonstiger Neugieriger stationiert worden sein. Jetzt war David der Spinne ins Netz gegangen. Sie schleppte die Beute zu ihrem Beobachtungsposten, einem provisorischen Auskunftsschalter. Als David sich ihr vorstellte und Walter Andraes Namen nannte, wich ihre liebenswürdig-geschäftige Miene einem eher hilflosen, fast schon verängstigten Gesichtsausdruck.
    »Wenn Sie keine feste Verabredung mit Herrn Andrae haben, dann wird er kaum für Sie zu sprechen sein, Herr Pratt. Unser Haus steht kurz vor der Eröffnung. Da gibt es tausend Geschichten, um die sich Herr Andrae gleichzeitig kümmern muss…«
    »Dann sind es ab jetzt tausendundeine Geschichte«, fiel David der jungen Frau freundlich, aber bestimmt ins Wort. »Das passt doch jetzt sehr gut zu dem orientalischen Ambiente dieses wunderbaren Museumsbaues – finden Sie nicht?«
    Die Empfangsdame blickte ihn verwirrt an.
    David lächelte gewinnend und brachte den Namen eines gewissen Dr. Anton Fresenius ins Spiel, seines Zeichens Bibliotheksleiter an der Heidelberger Ruprecht-Karl-Universität. Auf dessen Empfehlung hin wende er sich an den hoch geschätzten Archäologen, und wenn dieser von seinem Protege erfahre, müsse die hilfreiche Mittelsfrau vonseiten des viel beschäftigten Mannes gewiss auch keine Schelte fürchten.
    Die Dame hinter dem Tresen absolvierte nun eine kurze Suchaktion am Telefon und sagte dann sichtlich erstaunt: »Herr Andrae bittet Sie zum Markttor von Milet.«
    »Wo liegt das?«
    »In Kleinasien.«
    »Wann geht das nächste Schiff?«
    Im hübschen Gesicht der Empfangsdame spiegelte sich Unverständnis, dann lachte sie mit einem Mal. »Sie sind ein Schelm, Herr Pratt! Ich meinte natürlich, die antike Hafenstadt Milet liegt in Kleinasien, aber das Markttor ist hier gleich um die Ecke. Gehen Sie durch diese Tür da in den großen Saal mit dem Pergamonaltar und nehmen Sie dort den ersten Durchgang rechts, dann müssten Sie Herrn Andrae irgendwo zu Ihrer Rechten finden: Er ist mittelgroß, untersetzt, hat grau melierte Haare, eine Brille, einen Schnurrbart und ist ständig in Bewegung. Sie können ihn überhaupt nicht verfehlen.«
    David dankte dem hilfreichen Wesen.
    »Und noch etwas, Herr Pratt.«
    »Ja?«
    »Fassen Sie nichts an!«
    David nickte lächelnd und lenkte seine Schritte in die angegebene Richtung, Nur mit Mühe konnte er sich vom überwältigenden Anblick des Pergamonaltars losreißen, um sich dem Saal III zuzuwenden, in dem ihn römische Baukunst und ein rastloser Altertumsforscher erwarteten.
    Walter Andrae war ungefähr Mitte fünfzig, trug einen grauen Anzug und sah im Übrigen genau so aus, wie ihn die blonde Fee im Foyer beschrieben hatte. Er war gerade in ein Gespräch mit zwei aufmerksam lauschenden Herren vertieft. Es ging um kosmetische Eingriffe an der Markttorfassade, David verstand nur die Hälfte, Er schob sich ins Blickfeld des Archäologen und wurde gesehen.
    »Sind Sie der junge Mann, den Anton mir geschickt hat?«
    David nickte eifrig.
    Einige Minuten später saß er, in der Hand eine dampfende Tasse Kaffee, auf einem unbequemen Sessel in Walter Andraes Büro. Im Nebenzimmer sang ein Maler auf seiner Leiter deutsche Volksweisen. Andrae, davon gänzlich unbeeindruckt, hielt den Zettel mit der Übersetzung von Jasons Geschichte in der Hand und blickte mürrisch drein.
    »Ich kenne dieses Fragment bisher nur aus Antons Erzählungen, Offen gestanden halte ich es für eine Fälschung.«
    Dieses Urteil aus dem Munde eines Fachmannes war für David ein Tiefschlag. Ihm blieb die Luft weg. Erst nach Sekunden brachte er leise einen Einspruch vor: »Ich hatte den Eindruck, Dr. Fresenius war sich der Authentizität der Handschrift sehr sicher Und auf seinem Gebiet scheint er mir durchaus beschlagen zu sein.«
    »Weiß Gott, das ist er!«, entgegnete Andrae, ließ das Blatt auf den Besprechungstisch gleiten und strich

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