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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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mich erinnere, werden die Qumran-Rollen in Jerusalem untersucht. Die Stadt soll ja als internationale Zone unter die Verwaltung der UNO gestellt werden. Es wäre also durchaus denkbar, dass Zvi Aharoni dort ein paar Erkundigungen für mich anstellen kann.«
    »Ah, jetzt verstehe ich! Ihn um Hilfe zu bitten ist bestimmt ein guter Einfall, Sahib.«
    Diesmal hatte es Balu geschafft, seinem Sahib ein leichtes, aber warmes Lächeln abzutrotzen. »Natürlich. Er stammt ja auch von dir, mein Guter.«
    David blickte einem Gespann von Buckelochsen nach, das einen Bauern samt Pflug hinter sich herschleppte. Trotz der geöffneten Schiebefenster war das Zugabteil stickig und roch ausgesprochen orientalisch: Gewürze, Rosenwasser, Schweiß… Wie gut, dass Balu Fahrkarten für ein Zweiter-Klasse-Abteil bewilligt hatte und nicht für die »Dachklasse« – in Indien gehörte es zum Normalsten der Welt, auf Zugdächern sitzend oder an allen vorspringenden Teilen hängend weite Strecken zurückzulegen.
    Der pfiffige kleine Greis hatte versprochen, ein Treffen mit einem Sikh-Meister zu arrangieren.
    Als David wieder leise zu reden begann, schaute er noch immer auf die vorüberfliegende Landschaft. »Vielleicht gelingt es uns, den Marionettenspieler ausfindig zu machen, der Männer wie Nathuram Godse und Raja Mehta meucheln und brandschatzen lässt.« David wandte sich wieder seinem Freund zu. »Ich bin froh, dich bei mir zu haben, Balu. Ohne dich könnte Indien für mich genauso gut auf einem anderen Stern liegen. Abgesehen von ein paar buddhistischen Lehren, die mir aus Japan bekannt sind, habe ich keine Verbindung zu diesem Land. Ende der zwanziger Jahre konnte ich Kelippoth und seinen drei K noch mit den Waffen eines Journalisten begegnen… Aber hier… «
    »Wieso nur drei?«, fragte Balu unvermittelt.
    »Ich rede vom Ku-Klux-Klan, kurz KKK.«
    Der alte Mann nickte verstehend. »Na, dann kommen hier noch zwei K hinzu!«
    Davids schneeweiße Augenbrauen hoben sich verwundert. »Das macht insgesamt fünf. Wovon sprichst du überhaupt?«
    »Von der Khalsa.«
    »Aha.«
    »Das ist eine Sikh-Bruderschaft, die von einem ihrer zehn Gurus gegründet wurde. Als Christ würdest du die Khalsa vielleicht einen Orden nennen.«
    David musste an seinen verschollenen Freund Lorenzo Di Marco denken. »Ähnlich den Benediktinern?«
    »Ja und nein, Sahib. Guru Gobind Singh hat auch Frauen den Weg der Khalsa eröffnet. Aber die Bruder- und Schwesternschaft braucht keine Klöster, um nach Reinheit im Denken und Handeln zu streben.«
    »Sondern?«
    »Die fünf K.«
    David rutschte auf der harten Holzbank in eine bequemere Sitzposition. »Du machst mich neugierig.«
    »Da ist einmal Kesch, das ungeschnittene Haar als Geschenk Gottes, keine Klinge darf es verletzen. Es ist von einem Turban gekrönt. Seine Bedeutung wird auch durch das zweite K hervorgehoben: Kangha, der hölzerne Kamm zum Pflegen des Haars, symbolisiert Reinlichkeit, Ordnung und Disziplin. Kachh, die kurze Baumwollhose, unter den normalen Beinkleidern getragen, dient der ständigen Mahnung zur Reinheit und Enthaltsamkeit.«
    »Das wären drei K«, stellte David fest.
    »Jetzt wird es gefährlich. K Nummer vier ist Kirpan, der Säbel der Rechtschaffenheit zur Verteidigung des erhabenen Weges der Wahrheit. Er steht auch für Würde, Mut und Selbstaufopferung, was wir nicht unterschätzen sollten, Sahib.«
    David nickte. »Und Nummer fünf?«
    »Kam, der Kreis.«
    Für einen Moment starrte David nur auf Balus dunkle Augen unter den buschigen Brauen. »Hast du eben ›Kreis‹ gesagt?«
    »Nun, eigentlich handelt es sich dabei um einen eisernen Ring. Einen Armreif, den der Khalsa um das Handgelenk trägt. Meistens das rechte. Kara steht für die Einheit und Verbundenheit mit Gott und die Freiheit von jeglicher Verstrickung mit den Feinden der Wahrheit.«
    »Jetzt hast du mir aber einen Schreck eingejagt, Balu. Wenn die Sikhs sich der Wahrheit verpflichtet fühlen, dann kann mir das nur recht sein.«
    »Sie verstehen darunter natürlich ihre Version der Wahrheit.«
    »Hätte ich mir denken können. Schon ein wenig seltsam, dass ich auf meiner Jagd nach Belials Bund alle Nase lang über Kreise stolpere.«
    »Vielleicht liegt das an der Vorliebe der Bruderschaft für dieses uralte Symbol der Unendlichkeit und des Zusammenhalts. Wusstest du, dass das Zeichen der Sikh-Religion drei über einem Kreis gekreuzte Schwerter sind?«
    »Allmählich kann ich da kaum noch an einen Zufall glauben. Mit

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