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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gebäude seiner unmittelbaren Umgebung.«
    »Das stimmt, der Gläubige soll dem Gurdwara huldigen, wenn er sich darauf zubewegt.«
    »Ich hoffe nur, der Wächter des heiligen Beckens ist wirklich über mein Kommen informiert.«
    »Keine Sorge, Sahib. Der gestrige Tag war nicht verschenkt. Ich habe meine alten Beziehungen spielen lassen, einige wichtige Leute getroffen und mit der Zunge eines Gurus geredet. Bhag Bhabra wird uns auf die Brücke lassen.«
    »Ist das der Name des Wächters?«
    Balu nickte und deutete über die Schulter des schimpfenden Rikschapiloten. »Sieh nur, da ist er schon.«
    Ein bogenförmiger Durchlass in der weißen Häuserflucht gewährte Zugang zum eigentlichen Tempelbezirk. Linker Hand stand ein großer bärtiger Sikh mit einem blauen Turban. Er trug einen langen weißen Baumwollmantel und musterte jeden Gläubigen voller Argwohn.
    Balu bezahlte das indische Taxi und sagte dann zu David gewandt: »Du wartest hier, Sahib, bis ich dir ein Zeichen gebe.«
    »Was macht mein Make-up?«
    »Man könnte dich für einen Doppelgänger von Pandit Nehru halten.«
    »Sehr witzig. Ich komme mir eher wie ein Eskimo in Verdis Oper Othello vor – in der Rolle des Mohren.«
    »Achte auf mein Zeichen.«
    Balu hinkte würdevoll auf den Wächter des heiligen Beckens zu. Die beiden wechselten einige leise Worte und dunkel umrandete Augen blickten argwöhnisch zu David hinüber. Der erinnerte sich an frühere Aktionen und Selbstversuche in Sachen Farbgebung, die jämmerlich gescheitert waren, und musterte unauffällig seine Hände. Sie waren »indisch braun«. Aber was hieß das schon? Vielleicht leuchtete sein Gesicht längst so blau wie der Turban, den er auf dem weißen Haupt trug.
    Offenbar war alles in Ordnung, denn die Miene des Wächters, den Dreibein als Bhag Bhabra angekündigt hatte, entspannte sich ein wenig. Balu klapperte mit seinem Stock auf dem Pflaster – das Zeichen.
    David holte noch einmal tief Atem und setzte sich in Bewegung. Bhag Bhabra war fast so groß wie er selbst, jedoch stärker gebaut und mit nicht weniger als fünfzig Jahren beladen. Ein ebenbürtiger Kämpfer, dachte David.
    Als er mit dem Wächter auf einer Höhe war, nickte er ihm freundlich zu. Des Wächters Erwiderung bestand in einem bohrenden Blick. Plötzlich spuckte er ein Wort aus, das David nicht verstand, geschweige denn hätte wiederholen können. Von einem Moment auf den anderen erstarrte er zur Salzsäule.
    Bhag Bhabra trat ganz dicht an ihn heran und fixierte ihn zwischen zwei schmalen Schlitzen hindurch. David, sich in der Rolle des falschen Mohren immer unwohler fühlend, begann zu schwitzen. In aller Seelenruhe nahm der Wächter nun Zeige- und Mittelfinger, steckte sie kurz in den Mund und fuhr dann mit erheblichem Nachdruck in Davids Gesicht herum.
    Endlich gab Bhag Bhabra auf und zischte etwas in Balus Richtung. Der antwortete fröhlich. David verstand nicht das Mindeste.
    Dann kam das Winken des Wächters.
    David deutete die Geste als Eintrittserlaubnis und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Was hat er eigentlich gewollt?«, raunte er, sobald Bhag Bhabra außer Hörweite war.
    »Dein Gesicht hat ihm nicht gefallen, Sahib. Zu europäisch.«
    »Hab ich’s dir nicht gesagt!«
    »Ich erinnerte den Wächter daran, dass wir in Indien leben. Viele Europäer haben sich hier mit indischen Mädchen vergnügt.«
    David schnappte nach Luft.
    »Sieh dich vor, Sahib, sonst wirst du nass.«
    Balu hatte leicht übertrieben. Ein hohes Geländer schützte die Gläubigen davor, in ihrer Verzückung in das riesige Becken zu fallen, das gleich hinter der Pforte begann und über eine lange Brücke erkundet werden konnte.
    Während David über die kunstvollen Steineinlegearbeiten der Brücke schritt – der Steg war leicht abschüssig –, blickte er benommen auf den goldenen Schrein. Der reich verzierte Tempel erinnerte ihn an eine gewaltige längliche Schmuckschatulle mit abgeschrägten Ecken, obenauf vier winzige Türmchen und in der Mitte eine Kuppel. Unter den Gurdwaras der Sikhs nahm diese Anbetungsstätte den ersten Rang ein. Über einem weißen Steinfundament glänzte pures Gold in der Frühlingssonne, das sich in dem leicht bewegten Wasser des viereckigen Beckens spiegelte.
    »Das Nektarbecken«, erklärte Balu mit gedämpfter Stimme, als er Davids staunenden Blick bemerkte. »Die heiligen Becken gehören zu den Gurdwaras wie das Weihwasser in die katholischen Gotteshäuser.«
    »Mir ist aufgefallen, dass der Tempel Tore an

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