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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wiedersehen. »Fragt sich nur, ob mit oder ohne Kopf.«
    David blieb stehen und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er seinen Freund gehörig zusammenstauchen. Aber dann begann er den Kopf zu schütteln und zu lachen. »Na, dann hab recht herzlichen Dank, mein Guter. Doch das nächste Mal sage ich dir Bescheid, wenn ich wieder einen Lebensretter brauche.«
    »Darauf kann ich mich nicht…«
    »Pass auf!«, entfuhr es David, zugleich zog er Balu in die Hocke. Ein Schuss hallte durch den Wald und zischte über ihnen durch das Dickicht. »Anscheinend ist Ben Nedals Leibwächter wieder wach.«
    Balu spähte wütend durch das dichte Blattwerk. »Ja, und jetzt veranstaltet er eine Treibjagd auf den weißen Wolf und den Tiger von Meghalaya.«
    »Höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Komm!« David zog Balu wieder mit sich.
    »Ich würde doch ganz gerne wissen, wo du eigentlich hinwillst, Sahib.«
    »Denke ich mir. Gib auf den Ast Acht!«
    Balu zog den Kopf ein und stapfte weiter hinter David her.
    Bald waren Geräusche im Wald zu hören, die nicht vom Unwetter stammten: Stimmen, laut brechende Äste und immer wieder Schüsse. Aber noch hatten die Gurkhas sie nicht ausgemacht.
    Mit einem Mal stießen David und Balu auf einen Trampelpfad. Ihre Schuhe versanken im Matsch, aber sie kamen nun dennoch besser voran als zuvor im Wald. Natürlich bald auch ihre Verfolger. Doch schon lichtete sich das Blätterdach. Unmittelbar voraus sah David die Spitze des Leuchtturms und sein rotierendes Licht. Er schlug einen Haken nach links.
    Wieder mussten sie sich durch Unterholz und Sträucher kämpfen. Balu fiel das Vorankommen zusehends schwerer und das Lärmen der Verfolger wurde lauter. Normalerweise konnten sich Gurkhas völlig geräuschlos durch den Dschungel bewegen, aber hier schienen sie das nicht für nötig zu halten. Manora war eine sehr schmale Halbinsel. Die Fliehenden mussten bald auf das Meer stoßen.
    Natürlich ahnten die Verfolger nicht, dass genau darin Davids Absicht lag. Mit einem befreienden Aufschrei begrüßte er den Strand. Sie hatten sich bis zur westlichen Seite der Insel durchgeschlagen. Vor ihnen lag die Wasserstraße, die Karachis Hafen mit dem offenen Meer verband. Schwach ließ sich im Regen das andere Ufer ausmachen, flaches Schwemmland, das den so genannten Clifton Hills vorgelagert war. Besorgt wanderte Davids Blick am Strand entlang, aber dann jauchzte er erneut auf.
    »Da drüben wartet unser Taxi«, rief er Balu zu und zerrte ihn mit sich.
    Am Strand lag ein kleines Beiboot mit Außenbordmotor und davor stand ein Mann mit einem triefenden weißen Turban.
    »Ich dachte schon, Sie hätten es sich anders überlegt, Sahib«, begrüßte der Wartende die beiden klitschnassen Ankömmlinge in ihren verdreckten und zerschlissenen Kleidern.
    »Darf ich dir Chaudhuri vorstellen«, sagte David zu Balu. »Er ist ein hilfsbereiter und äußerst geschäftstüchtiger Fischer.«
    Ein Schuss hallte über den Strand. »Ich schlage vor, wir stechen jetzt erst einmal in See«, schlug Chaudhuri vor.
    Keiner erhob Einspruch. Balu wurde über das Dollbord gehievt und das Beiboot ins tiefere Wasser geschoben. Chaudhuri warf den Motor an und übernahm das Steuer. David bezog Posten am Bug.
    Als das kleine Boot sich durch die Wellen fraß, erreichten die Verfolger den Strand. Sie gaben noch ein paar Schüsse ab, schnell jedoch befiel ihre Gewehre eine seltsame Krankheit: Schlagkolben verkanteten sich, Patronen blieben einfach stecken. Dann verschwanden die Flüchtigen in einem Nebel aus Wasser und Gischt.

 
    Das Dokument
     
     
     
    Das Unwetter hatte auf Manoras Seeseite besonders heftig getobt. Nun aber – wie ein Komplize Belials, der sich widerstrebend der Niederlage fügte – ließ der Regen allmählich nach und hörte schließlich ganz auf. Als die Fatima in Karachis Fischereihafen ihrem Liegeplatz entgegentuckerte, herrschte kaum größerer Seegang als während der Erkundungsfahrt vom Vortag.
    Chaudhuri hatte sich als Retter in der Not erwiesen, wenn auch für ein fürstliches Entgelt. Von Balu bekam der Fischer nun sogar noch einen dicken Bonus. Als man sich auf der Mole verabschiedete, hing fast so etwas wie Wehmut in der Luft. Wer einmal gemeinsam dem Tod ins Auge geblickt hat, kommt schwer wieder voneinander los. Aber dieser Abschied sollte nicht der letzte des Tages sein.
    »Was werden wir als Nächstes tun, Sahib?«, erkundigte sich Balu voller Überschwang. Sein

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