Der Kreis der Sechs
dieser Inquisition ausgesetzt?«
»Es war alles ein Zufall. Tom hatte eine Reihe dringender Dinge mit mir zu besprechen, also habe ich ihn vor unserem Mittagessen zu mir gebeten. Während wir sprachen, platzte Ball mit dem Laptop ins Haus. Er hatte uns Sekunden, bevor du ankamst, von dem Blog erzählt. Ich hätte verlangen sollen, dass sie gehen und selbst mit dir reden sollen. Ich habe dich jedoch in keiner Weise beschuldigen wollen. Ich war nur geschockt davon, und besorgt.«
Glenda hatte recht, dachte Phoebe – sie hätte die Männer bitten sollen, zu verschwinden, bevor sie die Angelegenheit mit Phoebe besprach. Aber es war nicht eine so große Verletzung, dass Phoebe Glenda jetzt nicht verzeihen konnte.
»Haben die Technikleute irgendwelche Fortschritte dabei gemacht, ihn zurückzuverfolgen?«, sagte Phoebe mit weicherer Stimme.
»Ja und nein. Sie haben ihn zu einem fingierten E-Mail-Account zurückverfolgt, aber von dort führt er in eine Sackgasse.«
»Nun, die New York Post hat schon einen Artikel gepostet. Ich brauche von der Schule eine Erklärung, die besagt, dass ich von jedem Verdacht und jeder Schuld freigesprochen bin.«
»Die ist bereits in Arbeit. Jetzt erzähl mir von letzter Nacht.«
Phoebe teilte ihr die Geschichte mit, und auch die Unterhaltungen mit Hutch, die dazu geführt hatten. Als sie fertig war, sank Glenda auf ihrem Stuhl zurück und ließ ein abgehacktes Seufzen hören. Phoebe konnte sehen, dass ihre Freundin das, was sie gehört hatte, wirklich schmerzte.
»Mir tut einfach das Herz weh, wegen Hutch«, sagte Glenda. »Er war ein guter, guter Mann – und es ist grauenvoll, dass er auf so brutale Art gestorben ist.«
»Das muss die Dinge auf dem Campus sogar noch verschlimmern«, sagte Phoebe.
»Darauf kannst du wetten. Alles bis zu diesem Zeitpunkt erscheint dagegen wie eine große Maifeier. Zwei Mädchen haben tatsächlich ihr Studium abgebrochen – wurden von Mami und Papi gezwungen, es zu tun, da bin ich sicher.«
Glenda presste ihre Lippen zusammen. »Ich muss dich das fragen«, sagte sie. »Denkst du, dass die Sechsen Hutch getötet haben?«
Das war eine Frage, die Phoebe sich selbst mehr als einmal gestellt hatte, während sie in ihrem Krankenhausbett lag – sowohl in ihrer betäubten Benommenheit als auch später mit klarerem Kopf.
»Meine Antwort wird dich wahrscheinlich überraschen«, sagte sie. »Weil ich tagelang versucht habe herauszufinden, ob sie hinter den Todesfällen durch Ertrinken steckten. Und doch sagt mir mein Bauchgefühl, dass sie das nicht getan haben.«
»Denkst du, dass es untypisch für sie ist?«, fragte Glenda. »Dass sie vielleicht in ihren Frye-Stiefeln herumlaufen und Studenten in Flüsse schubsen, aber dass sie keinen alten Mann totschlagen würden?«
»Ich sage nicht, dass sie es nicht getan haben. Wesley erinnert sich daran, dass Blair in der Nacht, als er in den Fluss fiel, im Cat Tails war, und es könnte sein, dass sie ihn als Teil dieses Musters, sogenannte Verlierertypen ins Visier zu nehmen, unter Drogen gesetzt hat. Es besteht die Möglichkeit, dass Hutch, als er sich die Flussvorfälle noch einmal in Erinnerung rief, etwas sah, das eindeutig die Sechsen damit in Verbindung brachte, und er rief Blair an, womit er ihr einen Hinweis gab. Sie tauchte dann in seinem Haus auf – allein oder mit anderen Mitgliedern – und tötete ihn.
Aber diese Theorie hat einen Schönheitsfehler«, fuhr Phoebe fort. »Ich lande immer wieder bei der Tatsache, dass Hutch mir gesagt hat, dass ein wichtiger Schlüssel in den Notizen über Wesley zu finden war. Und da war nichts in diesen Notizen über Blair oder, was das betrifft, irgendein anderes Mädchen vom Lyle College.«
»Wenn die Sechsen Hutch nicht getötet haben, wer war es dann? Sind wir damit wieder bei der Serienmördertheorie angelangt?«
»Möglicherweise«, sagte Phoebe düster. »Aber mit einer überraschenden Wendung.«
»Erklär es mir«, sagte Glenda.
»Stockton sprach von den Todesfällen durch Ertrinken im Mittleren Westen und nördlich von hier, und wie diese Todesfälle mit den hiesigen in Verbindung stehen könnten – dass sie alle das Werk eines Mörders sein könnten, der durch das Land zieht. Aber ich denke, dass der Mörder ein Ortsansässiger sein könnte. In den Notizen hat Hutch den Teil über diesen Kerl Anfang vierzig, der versuchte, Wesley an der Jukebox anzusprechen, dick unterstrichen. Das könnte Hutch aus irgendeinem Grund bekannt vorgekommen sein. Er
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