Der Kreis der Sechs
dankbar, dass sie den Hund hatte. Sie spürte, dass sie ohne Ginger, die sich neben ihr auf der Couch einrollte oder im Haus hinter ihr herlief, bei lebendigem Leibe von einer depressiven Verstimmung verschlungen worden wäre. Und auch für die nächtliche Ginger war sie dankbar. Sie stellte sich als großartiger kleiner Wachhund heraus, der jedes Mal bellte, wenn ein Blatt auf die Veranda geweht wurde. Doch obwohl Ginger Wache hielt, schlief Phoebe unruhig.
Spät am Montagabend rief Jan Wait an, und als sie den Namen sah, entschied Phoebe schnell, dass sie den Anruf nicht auf die Voicemail gehen lassen würde.
»Phoebe, Sie müssen mich wissen lassen, ob ich irgendwas tun kann«, sagte Jan. »Ich würde einen Schinken vorbeibringen, aber ich fürchte, Sie würden ihn nicht essen.«
Phoebe lachte und versicherte Jan, dass sie Bescheid sagen würde, wenn sie irgendetwas brauchte.
»Ich sollte Sie sich weiter ausruhen lassen«, sagte Jan, nachdem sie ein paar Minuten über Schulangelegenheiten gesprochen hatten. »Aber bevor ich das tue, möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich Sie neulich wie eine Idiotin habe dastehen lassen. Mein liebster Ehemann hat mir gestanden, dass er tatsächlich Angina hat.«
Nachdem Phoebe Schluss gemacht hatte, drangen Gedanken über Duncan in ihr Gehirn. Sie hatte ihr Bestes getan, sie auf Abstand zu halten, mit mäßigem Erfolg. Sie fühlte sich fast krank vor Bedauern, und doch wusste sie, dass es nichts gab, was sie tun konnte.
Am Dienstag schickte sie den Studenten in ihren beiden Kursen eine E-Mail, in der stand, dass sie nächsten Montag zurück sein würde, doch dass sie in der Zwischenzeit wollte, dass sie bis Freitag eine Aufgabe online vervollständigten. Am Ende der Mail, die sie Jen Imbibio schickte, fügte sie eine kurze Nachricht an: »Wir müssen uns so bald wie möglich unterhalten.«
Eine Stunde später kam die knappe Antwort: »Ich wünschte, ich könnte, aber ich bin gerade sehr beschäftigt.«
»Das kann nicht warten«, antwortete Phoebe. »Sollte ich in der Cafeteria nach Ihnen Ausschau halten?«
Das schien zu funktionieren.
»Nein. Ich werde wieder zu Ihrem Haus kommen.«
Das Mädchen kam am nächsten Morgen zu ihr, in einer engen Jeans, einer Jeansjacke und mit einer Schiebermütze. Sie sah heute munter und selbstzufrieden aus, ihr Selbstvertrauen schien vorläufig wiederhergestellt. Sie hatte offensichtlich keine Ahnung, dass das College kurz davor stand, die Sechsen auszuräuchern.
»Ich bin enttäuscht, dass ich nichts von Ihnen gehört habe«, sagte Phoebe. »Ich habe mich an meinen Teil der Abmachung gehalten. Das sollte ein fairer Austausch sein.«
»Ich wollte mich bei Ihnen melden«, sagte Jen. »Wirklich. Doch dann hörte ich, dass Sie im Krankenhaus waren.«
»Erzählen Sie mir, was Sie über Fortuna herausgefunden haben.«
Das Mädchen zuckte die Schultern. »Nichts weiter. Ich habe das, was sie vorgeschlagen haben, bei einem anderen Mitglied versucht – ihr erzählt, dass ich mitgehört hatte, als Sie über die Sechsen und Fortuna geredet hatten – und sie sah mich nur an, als hätte sie keine Ahnung, worüber ich sprach.«
»Und das Mädchen, das nun die Verantwortung hat, weiß sie nichts?«
»Ich denke nicht.«
»Und das ist Rachel, richtig?«
»Ja …« Jen fing sich. »Wie … ? Hören Sie, ich habe nie gesagt, dass es Rachel war.«
»Was ist mit dem sechsten Kreis? Angeblich sollen sie ihren Leuten in der Außenwelt Starthilfe geben. Falls es so ist, wie machen sie das?«
Jen biss sich auf ihre Lippe. »Äh, ich denke, es hat mit Kontakten oder so etwas zu tun.«
»Bitte, Jen«, sagte Phoebe knapp. »Sie erwarten doch nicht von mir, dass ich glaube, dass die Sechsen plötzlich zu einer Industrie- und Handelskammer werden, sobald die Leute ihren Abschluss gemacht haben, oder?«
Das Mädchen blickte weg, zu einem entfernten Punkt auf der anderen Seite des Raumes.
»Sie geben einem auch Geld, denke ich«, sagte sie ruhig und sah sie wieder an. »Um einem zu helfen, sich etwas aufzubauen.«
Geld, dachte Phoebe verblüfft. »Woher kommt das Geld?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, sagte Jen. »Ich denke, da gibt es eine Art Gönner, wissen Sie. Es könnte etwas in der Art sein.«
Bockmist, dachte Phoebe. Aber sie spürte, dass Jen es wirklich nicht wusste.
Phoebe ließ sie gehen. Danach saß sie nachdenklich an ihrem Küchentisch, verwirrt von dem, was sie gehört hatte. Sie hatte einmal gehört, dass den
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