Der Kreis der Sechs
bin? Ist das der Grund, warum du da hingegangen bist? Um mich zu überprüfen?«
»Nein, es hatte überhaupt nichts mit dir zu tun«, sagte Phoebe. Bring ihn bloß nicht in Rage, warnte sie sich selbst. »Ich habe herausgefunden, dass Mitglieder der Sechsen zu ihm gehen. Ich frage mich, ob einige von ihnen von den Medikamenten abhängig sein könnten, die er ihnen gibt.« Hutchs Worte hallten erneut in ihren Ohren: Achtzig Dollar die Pille. »Oder vielleicht …«, ergänzte sie, laut denkend, »vielleicht holen sie sich Rezepte und verkaufen die Pillen. Auf dem Schwarzmarkt.« War das der sechste Kreis, fragte sie sich plötzlich. Mit Drogen zu dealen? »Falls Rossely diesen Mädchen dabei hilft, Medikamente zu verkaufen …?«
» Rossely? «, sagte Mark geringschätzig. »Du denkst, er hat die Verantwortung?«
Er stieß einen weiteren entnervten Seufzer aus. »Das ist so typisch für dich, Phoebe – und auch für Glenda. Ich könnte im Raum stehen, aber ihr nehmt immer an, dass jemand anders die Verantwortung trägt.«
Da wusste sie es plötzlich. »Du bist in die Sache mit den Sechsen verwickelt, richtig?«, sagte sie. Das kann nicht wahr sein, sagte sie sich, und doch wusste sie, dass es so war. Sie befand sich sogar in noch ernsterer Gefahr, als ihr klar gewesen war.
»Ah, du kapierst es endlich.«
»Aber warum, Mark? Was konnten sie dir schon bieten?«
»Lass deiner Fantasie zur Abwechslung mal freien Lauf, Phoebe«, sagte er. »Oder bist du so daran gewöhnt, das Geschwätz von Filmstars auszuspucken, dass du das nicht kannst?«
Gedanken schossen in Phoebes Kopf hin und her. Der fünfte Kreis – Verführen und Ausbeuten. Das Gefühl, das sowohl Jen, als auch Alexis hatten, dass Blair sich mit jemandem beraten hatte.
»Blair hat dich angesprochen, nicht wahr?«, sagte Phoebe. »Du hattest eine Affäre mit ihr.«
»Ich hoffe, du bist nicht allzu empört über mich deswegen, Phoebe. Ich verdiene eine Frau, die mich respektiert.«
»Und hat Blair sich den Plan mit den Medikamenten ausgedacht?«
»Blair? Du denkst, sie hat sich das einfallen lassen? Du liebst es, mich zu unterschätzen.«
»Mark, bitte«, sagte sie. Er fing an, hysterisch zu werden, aber sie musste dafür sorgen, dass er weiterredete. Bestimmt würden irgendwann Leute an diesem Teil des Campus vorbeikommen, vielleicht sogar die Campuspolizei. »Was auch immer deine Gründe sind, du musst aussteigen. Wenn nicht um Glendas Willen, dann für Brandon. Die Sechsen werden entlarvt werden.«
»Oh, richtig, du bist ja auf deiner kleinen Mission, nicht wahr? Du willst die Vergangenheit einfach nicht loslassen.«
Trotz ihrer Angst machte etwas in ihrem Kopf Klick.
»Was meinst du mit, die Vergangenheit? «, fragte Phoebe. Sie merkte, wie ein seltsames Gefühl sich in ihr regte.
»Du hast immer ein Problem mit Mädchen gehabt, die ihr Ding durchziehen. Dein Leben wäre sehr viel weniger kompliziert gewesen, wenn du einfach vor Jahren lockergelassen hättest.«
»Du meinst Fortuna, richtig?«, sagte Phoebe aufgeschreckt. »Aber Glenda sagte, sie hätte dir nie von Fortuna erzählt.«
»Natürlich hat sie es mir erzählt«, sagte er und streckte seinen Kopf vor. Doch Phoebe spürte, dass er log.
»Woher weißt du wirklich von Fortuna?«, sagte Phoebe. »Gibt es hier jemanden auf dem Campus, der mitgemacht hat?«
Mark sagte nichts. Die Pistole wackelte leicht in seiner Hand, und Phoebe fühlte, wie ihre Knie wieder einknickten. Und dann rammte ein Gedanken ihr Gehirn, wie eine Explosion.
»Oh mein Gott«, sagte Phoebe. »Als du in der Schule warst, wusstest du von Fortuna. Du wusstest, was mir passiert war.«
Mark kicherte. »Selbst damals warst du das Mädchen, das nicht wusste, wann es die Dinge verdammt nochmal einfach in Ruhe lassen sollte. Du hast einfach immer unbedingt Ärger haben wollen.«
Der Boden schien unter ihr nachzugeben.
»Du warst einer von den Jungen, nicht wahr?«, sagte Phoebe und erstickte beinahe an ihren Worten. »Einer von den Jungen, die mich in dem Kriechraum begruben.«
»Halt den Mund, Phoebe«, sagte Mark. »Halt verdammt nochmal den Mund.«
Doch sie konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie recht hatte.
»Komm schon«, sagte er, verstärkte seinen Griff um die Pistole und richtete sie direkt auf sie. »Wie ich gesagt habe, du musst mitkommen …«
»Mark, leg die Waffe weg.«
Jemand hatte das gerufen, eine Frau, die sich in der Nähe der Bäume rechts befand. Sie beide zuckten vor
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