Der Kreis der Sechs
geblieben.
Nach dem Abendessen versuchte Phoebe es erneut, aber ohne Glück. Dann rief sie Glendas Festnetznummer an, aber es ging nur der Anrufbeantworter dran.
»Glenda, ruf mich an, sobald du zurück bist, okay?«, sagte Phoebe. »Ich gehe mit Ginger spazieren, aber ich habe mein Handy dabei. Es gibt da eine seltsame Verbindung zwischen einem Arzt in der Stadt und den Sechsen, und ich muss herausfinden, worum es geht. Gibt es irgendjemanden im Gesundheitswesen, mit dem ich sprechen kann?«
Nachdem sie aufgelegt hatte, legte Phoebe Ginger eine Leine um und schloss das Haus ab. Es war frisch draußen, aber es war nicht die beißende Kälte, die sich während der letzten paar Tage durchgesetzt hatte. Sie war mit dem Hund schon zum College und zurückgegangen, aber heute Abend zog Ginger, als sie die Grenze des Campus erreicht hatte und anfing, umzudrehen, an ihrer Leine. Der Hund schien begierig darauf, weiterzugehen, vielleicht weil die Nacht wärmer war als üblich.
»Gut, gut«, sagte Phoebe.
Sie war nicht weit vom Westtor des Colleges entfernt, dem Tor, das leichten Zugang zu den Spielfeldern bot. Phoebe ging mit dem Hund bis zum Tor und betrat den Campus. Ihr wurde klar, dass Ginger vermutlich die Gelegenheit lieben würde, zur Abwechslung mal auf ein wenig Rasen herumzuflitzen. Sie ließ sich von dem Hund zum südlichen Ende der Spielfelder führen, gleich links neben dem Sportcenter. Darin befand sich ein großes Fitnessstudio, und sie wanderte ziellos mit dem Hund umher, während sich in Abständen die Tür öffnete, wenn Studenten hinein- und hinausspazierten.
Phoebe versuchte, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie war begierig darauf, Antworten zu finden, aber zu intensiv nachzudenken, half im Moment nicht weiter. Ginger schien es zu genießen, auf dem Campus zu sein. Sie schnüffelte an jedem einzelnen Busch, Blatt und Papierfetzen, an dem sie vorbeikamen. Nach ein paar Minuten wurde Phoebe bewusst, dass sie ziemlich weit gegangen waren und sich nun am Rand des diamantförmigen Baseballfeldes befanden, weit entfernt von dem Licht, das die großen Fenster des Sportcenters warfen. Sie nahm ihre Augen von dem Hund und blickte sich um. Es war niemand in Sichtweite. Dämlich, dachte sie. Wie zur Hölle habe ich zulassen können, dass ich alleine hier um Dunkeln lande?
»Lass uns gehen, Prinzessin«, sagte sie und zog an Gingers Leine, damit sie die Richtung änderte. Als Phoebe begann, auf kürzestem Weg zurück zum Sportcenter zu gehen, hörte sie zu ihrer Rechten das Rascheln trockener Blätter. Sie drehte sich in die Richtung. Plötzlich trat ein Mann hinter einem der großen Ahornbäume hervor. Er war groß und trug einen langen, dunklen Mantel, der bis über seine Knie reichte.
Phoebes Herz hüpfte. Es ist nur jemand vom Campus, sagte sie sich, jemand, der eine Abkürzung hier entlang nimmt, um das Sportcenter zu erreichen. Und einen Bruchteil einer Sekunde später sah sie, dass sie recht hatte. Es war Mark Johns. Ginger sprang ein wenig herum, als sie ihn erkannte. Sie war natürlich von ihrem Aufenthalt bei Glenda her mit Mark vertraut.
»Hallo, Mark«, sagte Phoebe. Ein Teil von ihr war erleichtert, das er es war; ein anderer Teil fühlte sich unbehaglich. Das letzte Mal, als sie mit ihm geredet hatte, war gewesen, als er sie im Flur seines Hauses angesprochen hatte. Und dann war da diese furchtbare Erfahrung gewesen, als sie ihn am Telefon gehört hatte, während sie – praktisch auf dem Bauch – durch den Flur seines Hauses gekrochen war.
»Hallo, Phoebe«, sagte er. Seine Stimme war kühl, unfreundlich. Er ist eindeutig genauso glücklich darüber, mich zu sehen, wie ich ihn, dachte sie.
»Wie geht es dir denn so?«, fragte sie. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Tatsächlich nicht so gut«, sagte er.
»Das tut mir leid. Ich weiß, was für eine harte Zeit es gewesen ist.«
»Ach, weißt du das?«
»Ja, Mark, das weiß ich«, sagte sie. Lass dieses Zusammentreffen nicht feindlich werden, sagte sie sich. »Ich weiß, dass es für Glenda furchtbar gewesen ist, und ich bin sicher, dass es auch für dich sehr hart war.«
»Weißt du, was ich weiß, Phoebe?«, sagte er. Seine Stimme klang seltsam, sogar noch nervöser, als sie an dem Tag, als er sie in seinem Haus zusammengestaucht hatte, geklungen hatte. »Was ich weiß, ist, dass du dich einfach nicht zurückhalten kannst. Du musst deine Nase in alles stecken.«
Junge, Junge, dachte Phoebe. Glenda musste ihm erzählt
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