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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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und Sportschuhen, standen an verschiedenen Orten versammelt und redeten. Phoebe schätzte aufgrund der aufgewühlten Gesichtsausdrücke, dass es dabei um Lily ging.
    Es war eine Erleichterung, das Berta’s zu betreten. Etwas, das mit der Atmosphäre dort zu tun hatte – die in Bast gebundenen Sträuße getrockneter Kräuter und die zahllosen kitschigen Hähne –, schien jeden unter fünfundzwanzig abzuschrecken, was der Stadt neben Tony’s wenigstens eine studentenfreie Zone verschaffte. Die Besucher waren normalerweise eine Mischung aus Fakultätsangehörigen und Verwaltung sowie auch Einheimischen, die stundenlang dasaßen, Caffé Latte tranken und Muffins in der Größe von Cantaloupe-Melonen aßen. Sie suchte den halb vollen Raum zuerst nach Tom ab, und dann, als sie ihn nicht sah, nach einem Tisch mit ein wenig Privatsphäre. Da war ein leerer Tisch an der hinteren Wand, und Phoebe schlängelte sich dorthin durch. Obwohl es nicht überfüllt war, schien der Ort seltsam mit Energie aufgeladen zu sein. Die Leute hatten bestimmt von der Leiche gehört, die aus dem Fluss gezogen worden war, und sprachen jetzt darüber.
    Phoebe bestellte Kaffee und wartete. Endlich, fast zwanzig Minuten zu spät, traf Stockton ein und duckte seine eins neunzig unter dem oberen Türrahmen durch, als er eintrat. Er war um die fünfundvierzig und sah auf eine verklemmte, elitäre Art gut aus. Als er Phoebes Winken sah, bahnte er sich seinen Weg in den hinteren Teil des Cafés.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagte er und zog einen Stuhl heraus. »Es war total verrückt.«
    »Ich kann es mir nur vorstellen«, sagte Phoebe.
    »Es freut mich übrigens, Sie nun offiziell kennenzulernen«, sagte er und beugte sich über den Tisch, um ihre Hand zu schütteln. Sein Griff war so fest, dass er ihre Finger zusammenquetschte. Er schlüpfte aus seiner dunkelblauen Freizeitjacke und ließ sie hinter sich fallen. Er trug nette Jeans zu einem steifgebügelten blauen Baumwollhemd und einem Gürtel aus weichem braunen Leder. Sein dunkelblondes Haar war kurz, er trug es mit einem klassischen Seitenscheitel, und seine Haut war glatt und klar, abgesehen von einem kleinen Rasierschnitt an seinem kräftigen Kinn. Er sah wie die Art von Typ aus, der an einem angesehenen College wie Williams oder Middlebury arbeiten sollte; sie fragte sich, wie er in Lyle gelandet war.
    »Mir geht es ebenso«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Der Kerl hatte etwas Hochnäsiges an sich, das sie bereits jetzt nervte.
    »Wie gefällt Ihnen das Unterrichten?«, fragte er. »Es ist eine ganz andere Erfahrung für Sie, oder?«
    »Eine ganz andere Erfahrung«, sagte Phoebe. »Aber ich genieße es.«
    Genießen war eine Übertreibung, aber Phoebe würde Stockton gegenüber kaum ehrlich sein.
    »Und ich habe gehört, dass Sie und Glenda sich seit Langem kennen«, sagte Stockton. Seine schiefergrauen Augen blickten neugierig. »Sie sind zusammen im Internat gewesen?«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie eilig. Sie war bemüht, von dem Thema wegzukommen und zu dem zu kommen, das von Bedeutung war. Glücklicherweise kam die Bedienung vorbei, um Stocktons Bestellung aufzunehmen.
    »Also, erzählen Sie mir von heute Morgen«, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Phoebe zu. »Sie waren zufällig gerade im Park im Stadtzentrum als sie die Leiche fanden?«
    Was zum Kuckuck wollte er da andeuten, fragte sie sich. Dass sie sensationslüstern war?
    »Tatsächlich verließ ich nach einer Radtour gerade den Radweg«, sagte Phoebe. »Ich sah den Aufruhr im Park und ging hinüber.«
    »Waren irgendwelche Verletzungen an der Leiche? Irgendwelche Anzeichen, dass sie angegriffen worden war?«
    »So nah bin ich nie herangekommen.«
    »Haben Sie irgendeinen Eindruck davon bekommen, was passiert sein könnte?«
    »Nein, nur dass sie eindeutig eine Weile im Wasser gewesen ist. Gibt es in der Innenstadt Überwachungskameras, wissen Sie das? Ich habe mich gefragt, ob eine von ihnen etwas aufgezeichnet hat, in der Nacht als Lily verschwand.«
    Stockton spottete: »Ich fürchte, wir Hinterwäldler in Lyle haben New York und London in dieser Hinsicht noch nicht eingeholt«, sagte er. War das eine Spitze, fragte sie sich. Wie auch immer, sie würde nicht zurückschießen und es riskieren, ihn zu verärgern.
    »Wenigstens melden sich jetzt, da sie ihre Leiche gefunden haben, vielleicht mehr Augenzeugen«, sagte Phoebe. »Glenda sagt, dass Lily zuletzt gesehen wurde, wie sie die

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