Der Kreis der Sechs
dann erkannte sie durch die Panik, die in seinen Augen aufflackerte, dass sie ihn falsch verstanden hatte.
»Es ist nicht nur das Heiraten«, sage er schnell. »Ich denke, ich hätte auch gerne Kinder. Und ich weiß, dass das für dich ein K.-o.-Kriterium ist.«
»Nun, es ist ganz bestimmt jetzt ein K.-o.-Kriterium. Ich bin zweiundvierzig, und es besteht keine große Chance, dass ich schwanger werde. Aber lass uns wenigstens darüber sprechen. Wenn du deine Meinung über bestimmte Dinge geändert hast, höre ich dir gerne zu.«
Doch seine Entscheidung stand nicht zur Diskussion. Er hatte sich entschieden, weiterzugehen und auszuziehen, etwas Neues im Leben auszuprobieren. Nein, da war keine andere Frau, sagte er. Phoebe hatte einfach dort am Tisch gesessen, ihr Kopf schwirrte von dem Schock. Sie hatte gewusst, dass es mit ihnen nicht perfekt lief, dass ihre Beziehung kaum noch ansatzweise leidenschaftlich war, doch Alec lag ihr am Herzen, und sie hatte das niemals kommen gesehen.
»Tatsächlich dachte ich, du könntest möglicherweise erleichtert sein«, sagte er nach ein paar Minuten.
»Was soll das heißen?«, fragte sie ärgerlich.
Alec hatte mit den Achseln gezuckt. »Es schien mir, als hättest du nicht ganz … ich weiß nicht, in der Beziehung dringesteckt in der letzten Zeit. Selbst mit all deinen Reisen hast du früher immer ein wenig Energie für mich aufgespart, aber jetzt nicht mehr.«
Sechs Wochen später rief er Phoebe an, wollte sie – »fairerweise« – wissen lassen, dass er mit einer einunddreißigjährigen Frau aus seiner Kanzlei zusammen war. Nein, schwor er, nichts war passiert, während er noch mit Phoebe zusammenlebte, aber um »ganz ehrlich« zu sein, hatte er im Nachhinein erkannt, dass da von Anfang an eine gewisse Anziehung bestanden hatte.
Phoebe hatte das Telefon mit dem Gefühl weggelegt, betrogen und gedemütigt worden zu sein. Das also musste Karma nach Hollywoodart sein, hatte sie gedacht. Ist das die Strafe dafür, dass ich Jennifer Aniston bei Entertainment Tonight eine liebesbedürftige Tussi genannt habe?
Sie vergrub sich in Projekten, die mit ihrer Arbeit zu tun hatten – Recherchen, Reden, TV-Auftritten. Doch Ende Mai ging auch das den Bach runter. Dan, ihr Herausgeber, und der adretteste schwule Mann, der ihr jemals begegnet war, hatte sie um neun Uhr angerufen, genau in dem Moment, als sie sich an ihren Schreibtisch in ihrem Home Office setzte. Was eine Überraschung war, da er selten vor zehn Uhr im Büro eintraf.
»Hast du es gehört?«, fragte er atemlos in derselben Sekunde, in der sie abnahm.
»Was? Dass ich für den Pulitzer-Preis vorgeschlagen wurde?«, hatte Phoebe spaßeshalber gefragt. Und dann, als hätte ihr Gehirn einen Zeitverzug von zwei Sekunden, war ihr klar geworden, dass seine Stimme nervös und nicht geschwätzig geklungen hatte.
»Ein Blogger behauptet, dass du dich bei deinem letzten Buch des Plagiats schuldig gemacht hast«, erzählte ihr Dan. »Dass du einiges über Angelina Jolie von einem anderen Schriftsteller geklaut hast.«
»Das ist absolut nicht wahr«, sagte Phoebe entrüstet. »Von welchem Schriftsteller? Wo? «
»Irgendein britisches Mädel, das für eine Webseite in England schreibt. Die Huffington Post berichtet darüber. Aber die von Gawker haben es bereits aufgegriffen.«
»Es ist jedenfalls eine Lüge. Ich habe niemals etwas von einem anderen Schriftsteller benutzt.«
Doch das hatte sie. Unbeabsichtigt. Während der nächsten Wochen, als die Sache sich zu einem Alptraum zu entwickeln begann, entdeckte sie, dass eine freiberufliche Rechercheassistentin, die sie für das Buch eingesetzt hatte, Notizen von einem Blog abgetippt und diese dummerweise in Phoebes Ordner mit ihren eigenen getippten Notizen gespeichert hatte, statt in einem Rechercheordner. Als Phoebe die Notizen Monate später gelesen hatte, war es nicht schwer gewesen, sie mit ihren eigenen Notizen zu verwechseln – die Autorin schien tatsächlich den unverblümten Stil nachzuäffen, für den Phoebe bekannt war – und sie hatte sie direkt in ihr Manuskript eingebaut.
Auf den Rat von Imageberatern einer Top-PR-Agentur hatte sie eine Stellungnahme abgegeben, in der sie alles erklärte, doch die Presseberichte darüber waren unbarmherzig und unerbittlich gewesen, angeheizt zum größten Teil durch die Schadenfreude der Leute, die in ihren Büchern schlecht weggekommen waren. Sehen Sie, hatte ein Hollywood-Agent in einem Interview verkündet, alles, was Phoebe
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