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Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
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irgendwie Bockmist gebaut.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Phoebe mit weicherer Stimme. Sie fühlte einen Hauch von Schuldgefühl, weil sie sie missverstanden hatte und so kurz angebunden gewesen war.
    »In Ihrem Buch Zweite Akte schreiben Sie über Leute, die sich neu erfinden«, sagte das Mädchen. »Ich habe mich gefragt, können sie das wirklich schaffen?«
    »Ich habe natürlich speziell über Berühmtheiten geschrieben«, sagte Phoebe. »Und ja, einige von ihnen schaffen es definitiv.«
    »Ich meine, kann es jeder? Normale Leute. Nachdem etwas Schlimmes passiert ist, nachdem man … wissen Sie … es versaut hat. Kann man wirklich entkommen?«
    Phoebe atmete kurz durch, sammelte sich. Sie wollte das Mädchen nicht abwürgen, aber sie musste auch los.
    »Ja, ich denke wirklich, dass man neu anfangen kann. Aber Sie müssen die Arbeit auf sich nehmen, wie man sagt. Das bedeutet, herauszufinden, welche Schritte Sie tun müssen, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Sie müssen außerdem bereit sein, sich den Schlamassel anzusehen und zu verstehen, wie es passieren konnte, damit Sie dieselben Fehler nicht noch einmal wiederholen.«
    Das Mädchen blickte kurz weg, und als sie sie wieder ansah, sah Phoebe, dass ihr Gesicht verhärmt aussah.
    »Danke«, sagte das Mädchen. »Ich bin dankbar für Ihren Rat.«
    »Natürlich«, sagte Phoebe. Sie fragte sich, ob sie nachbohren sollte, doch mittlerweile hatte sich der Strom der Menschen, die auf das Arthur-Gebäude zugingen, zu einem Tröpfeln reduziert, was ein Zeichen dafür war, dass die Kurse anfingen. »Nun, viel Glück.«
    Das Mädchen lächelte matt und wollte weitergehen. Dann blieb sie stehen und drehte sich wieder um.
    »Erzählen Sie niemandem, was ich gesagt habe, okay?«, sagte sie ruhig. »Es ist ein Geheimnis.«
    »Natürlich nicht«, sagte Phoebe. »Schicken Sie mir bitte eine E-Mail, okay?«
    Das Mädchen sagte, das würde sie, und eilte vor Phoebe in das Gebäude.
    Jetzt krampfte sich Phoebes Magen zusammen, während sie Baum für Baum mit dem angehefteten Flugblatt passierte. In der Nähe des westlichen Randes des Campus sah sie, dass jemand etwas auf eines der Flugblätter gekritzelt hatte. Sie ging näher, um es sich anzusehen. Der Buchstabe G – oder was aussah wie der Buchstabe G – war grob mit einem dicken schwarzen Textmarker genau über Lilys Gesicht geschrieben worden. Phoebe riss den Flyer ab und stopfte ihn in ihre Handtasche.
    Als sie an ihrem Haus drei Blocks westlich vom Campus ankam, machte sie sich eine Tasse Tee und spulte die kurze Unterhaltung mit Lily noch einmal in ihrem Kopf ab, um sicherzugehen, dass sie nichts vergessen hatte. Was war es, was Lily versaut hatte, fragte sie sich. Stand es in Zusammenhang mit ihrem Verschwinden? Hätte Phoebe mehr tun sollen, um dem Mädchen an jenem Tag zu helfen?
    Und warum hatte jemand mit einem Textmarker über Lilys Gesicht geschmiert? Gab es jemanden auf dem Campus, der sie hasste?
    Phoebe nahm ihr Telefon und rief Glenda an. Eine Babysitterin nahm ab und sagte, dass Dr. Johns und ihr Ehemann eine Campusveranstaltung besuchten. Phoebe hinterließ eine Nachricht, in der sie Glenda bat, sie anzurufen, sobald sie zurückgekehrt war.
    Mit dem Becher in der Hand lief sie im Kreis durch die zusammenhängenden Räume ihres winzigen Hauses – einen rechteckigen Wohnraum, der an der Vorderseite des Hauses lag, und im hinteren Teil, Seite an Seite liegend, eine Küche und ein kleines Esszimmer, das Phoebe zu ihrem Büro gemacht hatte, indem sie den Esstisch in einen provisorischen Schreibtisch umgewandelt hatte. Als sie zuerst nach einem Ort zum Leben in Lyle gesucht hatte, hatte sie etwas sehr viel Charmanteres im Sinn gehabt, vielleicht ein Haus auf dem Land, doch dies war eines der wenigen anständigen Mietobjekte, das verfügbar gewesen war, und letztendlich war sie dankbar für seine Lage nur ein paar Blocks vom Campus entfernt gewesen. In einer ländlichen Gegend isoliert zu sein, hätte es nur schwerer für sie gemacht, sich an ihr Exil zu gewöhnen.
    An einem Punkt in ihrem Im-Kreis-Herumlaufen blieb Phoebe in ihrem Büro stehen und betrachtete den Tisch. Weiter vorne lag ein Stapel mit Magazinartikeln, die sie heruntergeladen hatte und die sie plante, morgen als Inspiration in ihren Kursen zu verwenden.
    Im hinteren Teil des Tisches lag ein dicker Ordner mit ausgeschnittenen Magazinartikeln, alle über Berühmtheiten, die sie periodisch durchging in der Hoffnung, einer von ihnen würde eine

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