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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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sogenannten Vintenars waren Owain gegenüber für das Betragen und die Disziplin ihrer Männer verantwortlich und mussten zusätzliche Übungsstunden mit dem Schwert bei mir und Little John absolvieren. Für gewöhnlich ließ ich die zehn Vintenars etwa eine Stunde vor den übrigen Bogenschützen antreten und erklärte ihnen, was wir an diesem Tag üben würden, beispielsweise eine einfache Abfolge von Parade und Stich, und arbeitete mit ihnen, bis sie die Übung beherrschten. Dann sollten die Vintenare sie ihren Männern beibringen. Ich wanderte auf dem halbwegs ebenen, niedergetrampelten Stück Wiese herum, auf dem wir exerzierten, beobachtete, wie Gruppen von je zwanzig Mann aufeinander einschlugen, erteilte Ratschläge und korrigierte die Technik, wo es nötig war. Seit meiner nächtlichen Begegnung mit dem Attentäter zollte man mir großen Respekt, und trotz meines zarten Alters hörte man in Fragen der Fechtkunst auf mein Wort, als verkündete ich das Evangelium. Nach zwei Stunden Exerzieren entließ ich meine Bogenschützen und übte mich mit Little John im Zweikampf. Oft blieben viele der Bogenschützen da und sahen uns zu.
    John hatte schon Robins Vater als Waffenmeister gedient, und ich kannte niemanden, der mit jeglicher Waffe so hervorragend umgehen konnte wie er, abgesehen vielleicht von Robin und einer weiteren Ausnahme. Der große Mann führte in der Schlacht am liebsten eine gewaltige, zweischneidige Streitaxt, doch in unseren Übungsstunden kämpfte er für gewöhnlich mit Schwert und Schild und ich mit meinem alten Schwert und dem spanischen Dolch. Schwert und Schild war die übliche Kombination für Fußsoldaten, dazu kam vielleicht noch ein Spieß. Während die Bogenschützen unter meiner Anleitung die kurzen Schwerter klirren ließen, exerzierte John zwei Wiesen weiter mit unseren etwa hundert Spießträgern. Auf seine barschen Kommandos hin vollführten die Männer komplizierte Manöver mit geschlossener Schilderreihe und nahmen verschiedene Formationen ein: den »Igel«, einen schützenden Kreis aus Spießen, den »Keilerkopf«, eine offensive, keilförmige Anordnung, oder den »Schildwall«, die klassische Aufstellung gegen einen ähnlich frontal formierten Feind.
    Little John und ich stritten oft wegen der Bewaffnung, die ich gewählt hatte. Er war überzeugt davon, dass ich einen Schild tragen müsse, während ich zugunsten der Bewegungsfreiheit und Schnelligkeit lieber darauf verzichtete. Außerdem führte ich an, dass ich in der Schlacht nicht hauptsächlich kämpfen, sondern als Robins Adjutant und Bote dienen sollte. Ich würde zwischen den einzelnen, womöglich weit verstreut postierten Abteilungen seiner Armee hin und her galoppieren und seine Befehle überbringen. Die rautenförmigen Schilde waren schwer und unhandlich, und auf dem Schlachtfeld musste ich leicht und schnell sein. Natürlich wusste ich im Grunde, wie man einen Schild gebrauchte – das war mir seit den ersten Tagen bei Robins Bande von Geächteten eingebleut worden. Doch wenn ich kämpfen musste, zog ich den eleganten Tanz mit Dolch und Schwert vor.
    Little John brummte stets, ich solle mich nicht so verkünsteln. »In der Schlacht geht es darum, dass wir so schnell wie möglich so viele Männer töten, wie wir können, und dabei
unsere
Männer schützen. Das ist kein Tanz und auch kein Spiel. Es kommt nur darauf an, deinen Gegner rasch zu töten und dir seine Klinge vom Hals zu halten. Und dazu brauchst du einen Schild.«
    Ich schüttelte den Kopf. Mein spanischer Dolch mit der Parierstange war robust genug, um einen Schwerthieb abzuwehren. Am Körper trug ich für gewöhnlich ein knielanges Kettenhemd und schwere Stiefel, einen soliden Helm auf dem Kopf, und im Nahkampf zog ich es vor, tödliche Streiche mit beiden Händen austeilen zu können.
    Bei den Kampfübungen mit John lag meine größte Schwierigkeit darin, seine schiere Masse zu überwinden. Ich war damals fast noch ein Junge mit schmalen Hüften, leistungsfähig und schnell, aber meine Körperkraft war noch nicht voll ausgebildet. John war ein gestandener Krieger von über dreißig Jahren, fast sieben Fuß groß, seine Brust beinahe zwei Fuß tief. Einem Schwerthieb von ihm musste ich ganz ausweichen, denn die schiere Wucht hätte meine Paraden mit Schwert und Dolch, die ich bei einem anderen Gegner anwenden würde, einfach durchschlagen. Stattdessen wartete ich stets seinen brutalen Angriff ab, wich dem Hieb aus und zielte mit meinem Konter auf seinen

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