Der Kreuzfahrer
die Hüften in Ruths Richtung. »Judenfreunde«, schrie er Robin und mich an, und die wachsende Menge nahm den Ruf auf: »Judenfreunde, Judenfreunde.« Ein Passant spuckte auf uns, und der Schleimklumpen klatschte an den Rumpf des Packpferds. Ich wollte zum Trab übergehen, doch wieder bedeutete Robin mir, dass wir weiterhin im Schritt reiten würden.
Dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie ein Mann einen losen Pflasterstein aufhob. Mit dem Schrei »Tod den Christusmördern!« schleuderte er ihn auf uns. Er traf Ruth mitten in den Rücken, und sie keuchte auf vor Schmerz. Sogleich drückte ich die Stiefelspitze in Ghosts Schulter, drehte ihn zu dem Angreifer herum, sprengte los und ließ mein Pferd den erbärmlichen Kerl rammen. Ghosts Brust prallte gegen seine Schulter, der Mann wurde herumgewirbelt und unter die Hufe geschleudert. Ganz deutlich hörte ich Knochen brechen, einen erstickten Aufschrei, und dann zog ich mein Schwert und hielt über dem stöhnenden Mann inne. Einen Moment lang ließ ich den Blick über die anschwellende Menge schweifen und suchte nach jemandem, der meinem Blick standhielt – niemand wagte es. Also wendete ich Ghost, trabte weiter und nahm meinen Platz in unserem kleinen Reiterzug wieder ein.
Ich empfand Befriedigung, doch indem ich den Steinewerfer niederritt, hatte ich noch Schlimmeres entfesselt. Waren zuvor einzelne Beleidigungen zu hören gewesen, vereinte sich das Geschrei der Menge nun zu einem Chor, der immer lauter wurde. Ein weiterer Pflasterstein zischte an Ghosts Hals vorbei, dann noch einer, und ein weiterer traf mit einem hässlichen Klatschen Robins Oberschenkel. Er gab keinen Laut von sich, sondern zog nur sein Schwert blank und bedeutete mir, dass wir jetzt schneller reiten sollten. Wir trieben die Pferde zum Trab an, und die Hufeisen klapperten scharf auf dem Pflaster und zwangen wütende Menschen, uns aus dem Weg zu gehen. Ein paar weitere Steine flogen und zersprangen vor uns auf der Straße, doch während wir den brüllenden Mob hinter uns rasch abhängten, erschienen nun noch mehr Menschen vor uns. Ein missgebildeter Mann mit unnatürlich krummem Rücken, der sich auf eine große hölzerne Krücke stützte, humpelte direkt vor uns auf die Straße, zeigte mit dem Finger auf uns und rief: »Juden … Juden … Juden …« Als wir ihn in flottem Trab erreichten, schwang er seine Krücke nach Robin, der ihm am nächsten war. Der gefährliche, wie mit einer Sense geführte Schlag hätte Robin den Schädel zertrümmert, wenn er getroffen hätte. Doch Robin parierte ihn locker mit dem Schwert und führte dann einen klassischen Hieb abwärts, den Little John mich Hunderte Male hatte üben lassen. Die Klinge fuhr dem Krüppel in den Kopf, helles Blut spritzte auf, und er sackte zu Boden, als hätte er plötzlich keine Knochen mehr im Leib.
Die Menge hinter uns schrie zornentbrannt auf, ein tiefer, tierischer Laut, von dem mir die Haare zu Berge standen, und stürmte als dichtgedrängtes Rudel los. »Aufschließen«, rief Robin über den Tumult hinweg. Er klang ruhig, eiskalt, wie stets in einer Schlacht. »Aufschließen, Alan, und du hast meine Erlaubnis, jeden niederzumachen, der sich uns in den Weg stellt.« Ich grinste ihn nervös an.
Einen Augenblick später sprang plötzlich ein Mann aus dem offenen Fenster eines Hauses, an dem wir gerade vorbeiritten. Fast auf gleicher Höhe mit mir, warf er sich auf mich und stieß mich beinahe aus dem Sattel. Er packte mich um die Taille, und ehe ich reagieren konnte, saß er rittlings hinter mir und stieß mir ein kurzes Messer in den Rücken, das auf meine Niere zielte. Gott sei Dank schützte das Kettenhemd unter meinem Umhang mich vor der Klinge. Ohne nachzudenken, riss ich den Oberkörper herum und rammte ihm den Ellbogen seitlich an den Kopf. Sein Griff um meine Taille lockerte sich, also wirbelte ich das Schwert in der Hand herum, so dass die Spitze rückwärts zeigte, und stieß es durch die Lücke unter meinem linken Arm nach hinten, tief in die Seite des Angreifers. Er stürzte kreischend und blutend von Ghosts Kruppe.
Wir trieben unsere Pferde voran, drängten aus der Menschenmenge hinaus, und auf einmal hatten wir wieder Platz und galoppierten mit blutigen Schwertern in den Händen auf das Burgtor zu, nur zweihundert Schritt entfernt. Hinter uns heulte der Mob wie ein Rudel Wölfe und rannte los.
Ein großer dunkelhaariger Mann mit einer dänischen Streitaxt stand plötzlich vor uns. Er bewegte sich locker hin
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