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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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verärgern«, sagte er.
    Bevor ich mich dagegen verwahren konnte, dass er meine schönen, elegant komponierten Cansons als »Liebesgesäusel« bezeichnete, brachten mich seine nächsten Worte abrupt zum Schweigen. »Und übrigens, Sir Richard Malbête ist hier bei unserem Herrn, König Richard. Er traf gestern Nacht aus Marseille ein.«
    Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Die Bestie war hier, in Messina, beim König?
    »Nach dem Blutbad in York ist er in Ungnade gefallen«, fuhr Robin fort. »Der König war sehr verärgert, weil seine Juden ermordet wurden. Ich hörte, dass er wirklich aufgebracht war. Er braucht sie als Geldverleiher für seine militärischen Unternehmungen.« Er lächelte mich schief an. So sah, kurz gesagt, auch Robins finanzielle Lage aus. »Daher verlor Malbête seine Ländereien im Norden, und nun hat er sich als Buße diesem Kreuzzug angeschlossen.« Robin grinste und sagte dann im Scherz: »Um seine Seele von der scheußlichen Sünde des Mordes an den Juden zu läutern, muss Malbête nach eurer Christenlogik nun eine gleiche Anzahl Sarazenen töten.«
    Ich runzelte die Stirn. Mir gefiel es nicht, wenn Robin respektlos von der wahren Religion sprach oder unserer bedeutenden Mission, das Heilige Land zu befreien. Ohne meine säuerliche Miene zu beachten, fuhr Robin fort: »Unsere Geschichte lautet: Wir beide waren nicht in York, noch nie in diesem Turm, und mussten uns auch nicht durch einen Trupp Soldaten schlagen, um davonzukommen. Falls es sich überhaupt je so abgespielt haben sollte – und es klingt weit hergeholt, nicht wahr? –, waren das irgendwelche anderen Männer. Nicht wir. Verstanden?«
    »Ihr habt den Soldaten Euren Titel zugerufen«, erinnerte ich ihn.
    »Ein Hochstapler«, sagte Robin schnell. »Ein gerissener Jude, der seine Haut retten wollte, indem er sich für den berühmten Earl of Locksley ausgab. Du hast mich verstanden, oder?«
    Ich verstand. Robin wollte selbst nicht mit der Katastrophe in Verbindung gebracht werden. Er wollte nicht erklären müssen, warum er dort gewesen war, oder zugeben, dass er zur Verteidigung der Juden christliche Bürger getötet hatte. Vor allem, spürte ich, war es ihm peinlich; bei diesem Vorfall hatte sich niemand mit Ruhm bekleckert. Aber das passte mir gut. Ich war vollends zufrieden, nie wieder an diese blutigen paar Tage zu denken oder gar von ihnen zu sprechen.
    »Was ist mit Reuben?«, fragte ich. »Wenn Reuben herausfindet, dass Malbête hier ist, wird er ihm das Herz herausreißen.«
    »Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Also habe ich Reuben persönlich gesagt, dass Malbête nun beim König ist, und ihm mein Wort gegeben: Wenn er den gemeinen Bastard am Leben lässt, bis wir das Heilige Land erreicht haben, werde ich selbst Reuben dabei helfen, ihn heimlich zu töten. Ich habe auch erwähnt, dass du wahrscheinlich gern mit von der Partie wärst.«
    Ich nickte. Ich würde mit Freuden helfen, Malbêtes Seele zu seinem Herrn, dem Teufel, zu schicken. »Aber warum warten?«, fragte ich. »Warum töten wir ihn nicht einfach gleich?«
    Einen Moment lang sah er aus, als werde er mir die Antwort schuldig bleiben, aber dann schien er einen Entschluss zu fassen.
    »Aus zwei Gründen, Alan. Und die musst du für dich behalten. Ich meine es todernst, du wirst niemandem ein Wort davon sagen, ist das klar? Erstens will ich den schönen Schein jetzt nicht trüben. Ein diskreter, sauberer kleiner Mord würde uns vielleicht gelingen, aber wenn die Ritter des Königs anfangen, sich gegenseitig umzubringen, könnte das diese Expedition zerreißen – schlimm genug, dass Richard kaum ein Wort mit Philip wechselt. Es ist mir völlig egal, welcher Haufen Fanatiker sein Banner über Jerusalem wehen lässt, aber aus gewissen Gründen will ich, dass dieser Feldzug ein Erfolg wird. Was mich zum zweiten Punkt bringt. Sollte unser Anschlag misslingen, möchte ich Reuben nicht wegen Mordes in Sizilien hängen sehen – König Richard hat geschworen, jeden kurzerhand hinzurichten, der einen anderen Pilger tötet. Und Malbête, verflucht soll er sein, ist ein Pilger. Ich brauche … Ich brauche Reuben für etwas, das ich in Outremer tun muss, und nur er kann mir dabei helfen. Nein, Alan, ich sage dir noch nicht, was es ist, und bitte frage mich nicht danach. Ich werde dir mehr darüber erzählen, wenn die Zeit reif ist.«
     
    Ich war nicht der einzige Trouvère, der die Armee ins Heilige Land begleitete. Wir waren sogar recht zahlreich,

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