Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
traten Pater Henri und Bruder
Guilbert an den Altar. Bruder Guilbert trug das Schwert zwischen seinen ausgestreckten Händen, als wäre es eine Oblate oder ein heiliger Gegenstand. Das Schwert wurde vorsichtig mitten auf den Altar gelegt. Pater Henri stimmte das Paternoster an, und alle Anwesenden murmelten das Gebet mit. Danach wandte sich Pater Henri zu Arn um und gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, dass er sich an das Grab seiner Mutter begeben solle. Der Chor stimmte eine neue Hymne auf Französisch an, die Arn noch nie in seinem Leben gehört hatte und die die Sänger auch nicht so gut beherrschten wie alles andere. Arn war jetzt so sehr von all dem Unverständlichen erfüllt, dass er die Worte des Gesangs nicht hörte. Seine weit offenen Augen verschlangen vielmehr alles, was sich vor ihm ereignete.
Das Schwert wurde vom Altar genommen und direkt auf das Grab von Arns Mutter gelegt. Jetzt lag es vor ihm; der Griff zeigte auf den Altar, die Schwertspitze auf Arn selbst. Es war ein wunderschönes Schwert mit einer Klinge, deren weißer, gehärteter Stahl blitzte. Es war ein Metall, wie Arn es noch nie gesehen hatte. Das Heft des Schwerts war so geformt, dass die vergoldeten Parierstangen ein Kreuz bildeten. Über dem Querriegel des Kreuzes war ein Text eingeprägt, der sich nicht missverstehen ließ: IN HOC SIGNO VINCES, in diesem Zeichen wirst du siegen. Das sollte heißen, allein in diesem Zeichen kann man siegen, wie Arn sofort aufging.
Das Heft des Schwerts war präzise nach der Größe von Arns Händen geformt. Er nahm Maß und sah, dass es ihm in der Hand liegen würde, als wäre es ein Teil seiner selbst. Die frische Vergoldung blitzte.
Dann knieten Pater Henri und Bruder Guilbert auf der anderen Seite des Grabes nieder und wandten sich zu Arn.
Es wurde vollkommen still in der Kirche, als hielten alle den Atem an. Pater Henri flüsterte Bruder Guilbert zu, dass es wohl am besten sei, wenn er jetzt übernehme, da er es am besten könne. Bruder Guilbert zeigte ein schnelles und bleiches Lächeln über diese Untertreibung; auch er war von der Stimmung dieser bemerkenswerten Stunde erfüllt.
»Arn, unser geliebter Bruder«, begann er auf Französisch und nicht auf Latein. Seine laute Stimme hallte in dem Kirchengewölbe wider. »Schwöre nur den folgenden Eid, den ich dir vorspreche:
Ich, Arn Magnusson, schwöre bei Jesus Christus,
beim Heiligen Grab und dem Tempel,
dass das Schwert, das ich jetzt empfange,
nie im Zorn oder
um des eigenen Gewinns willen
erhoben werden soll.
Dieses Schwert soll der guten Sache Gottes dienen,
der Wahrheit, der Ehre meiner Brüder wie meiner eigenen.
Mit diesem Glauben und in diesem Zeichen werde ich siegen.
Wenn ich aber in meinem Glauben schwankend werde, soll mich Gott mit vollem Recht zu Boden schlagen.
Amen.«
Arn musste den Eid erst zweimal auf Französisch und dann noch ein drittes Mal auf Lateinisch wiederholen. Er hielt dabei das Schwert mit beiden Händen an der Klinge umfasst. Dann nahm ihm Pater Henri das Schwert ab, küsste es und hielt es ausgestreckt vor sich, während er
mit geschlossenen Augen stumm betete. Danach wandte er sich mit wenigen Worten an Arn.
»Vergiss nie den Eid, den du Gott geleistet hast, mein Sohn. Dieses Schwert, das jetzt dir gehört, solange du lebst, ist ein geweihtes Schwert, das nur von dir oder einem der Tempelritter des Herrn getragen werden darf. Dieses Schwert und seinesgleichen sind die einzigen Waffen, die Zutritt zum Haus Gottes haben, vergiss auch das nicht. Und trage dein Schwert, ohne in deiner Liebe zu Gott schwankend zu werden und ohne der Ehre untreu zu sein, die diesem Schwert folgt.«
Mit leicht zitternden Händen überreichte Pater Henri das Schwert an Arn, der kurz zu zögern schien, bevor er es schließlich in Empfang nahm. Er machte den Eindruck, als hätte er befürchtet, das Schwert könnte ihn verbrennen.
Doch als er es schließlich in Händen hielt, stimmte der Chor eine neue, von großer Freude erfüllte Huldigungshymne an, die Arn nicht kannte, die aber ebenfalls auf Französisch gesungen wurde.
Arn reiste noch am selben Tag ab. Diese Abreise aus Varnhem war jedoch besser vorbereitet als seine erste Fahrt, die so schnell und unglücklich geendet hatte. Das Pferd, auf dem er jetzt ritt, war der Hengst Chimal, der ein Jahr lang in der Zucht gedient hatte und erst dann zurückkehren musste, wenn es wieder soweit war. Man hatte Arn in grauen und roten Stoff gekleidet wie einen Mann aus der niederen
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