Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
fiel, es zu begreifen, so gehörten dem Handel und neuen Formen des Ackerbaus die Zukunft, denn dadurch wuchs das Silber in den Truhen. In all diesen Dingen war Eskil sehr klug und würde vermutlich ein Erbe hinterlassen, das doppelt so groß sein würde wie das, was er selbst, Magnus, ihm vermachen würde. Die Leute, die Eskil verhöhnten, weil er sich nur wenig für männliche Tugenden interessierte, begriffen nichts von dem, was Gott mit dem Streben der Menschen im irdischen Leben beabsichtigte. Eskil würde in all den Dingen, die wirklich etwas bedeuteten, ein kluger und reicher Herr zu Arnäs werden, darüber bestand kein Zweifel. Dass der älteste Sohn wahrlich kein Mann der Waffenspiele war, war also ohne große Schmach zu ertragen.

    Dass aber auch dem zweiten Sohn männliche Tugenden völlig abgingen, war schlimmer und machte die Schmach nur umso größer; Magnus hatte gehört, wie einige seiner Leibwächter über Arn geflüstert und ihn als die »Nonne aus Varnhem« bezeichnet hatten. Magnus hatte seinen Ärger heruntergeschluckt und so getan, als hätte er nichts gehört. Es war schon schlimm genug, dass seine Leibwächter recht zu haben schienen, denn was die Mönche mit dem kleinen Knaben angestellt hatten, den Magnus noch als munteres kleines Kerlchen in Erinnerung hatte, das früh mit Pfeil und Bogen umgehen konnte, war nur schwer begreiflich. Seit Arns Heimkehr wurden bei Tisch schöne Gebete gesprochen, doch das erhöhte die Ehre des Hauses auch nicht gerade.
    Der Junge war eines schönen Herbsttages auf einem lächerlich mageren Klepper angeritten gekommen und hatte zu allem Überfluss auch noch ein Schwert an der Seite gehabt, das wie für Frauen geschaffen schien, falls man sich ein solches Schwert überhaupt vorstellen konnte. Es war viel zu lang und viel zu leicht und schlecht geschmiedet gewesen, und es hatte zu allem Überfluss hell geglänzt. Magnus hatte schnell dafür gesorgt, dass das Schwert in der Waffenkammer des Turms verschwand, damit es nicht zu bösem Gelächter über den unschuldigen Jungen verlockte.
    Ein Vater musste seine ehelichen Söhne lieben, das war Gottes unausweichliches Gebot. Die Frage war jedoch, wie viel Enttäuschung und Unehre an dieser Liebe nagen durfte, bis man sie am Ende nicht mehr Liebe nennen konnte.
    Man konnte sich natürlich fragen, ob sich aus dem Jungen trotzdem ein Mann machen ließ, doch es hatte den Anschein, als wäre er so lange bei den Mönchen gewesen,
dass er selbst zu einem geworden war. In gewisser Weise kam es Magnus vor, als hätte er jetzt einen Priester im Haus, als könnte man beim Nachtmahl nicht mehr frei über alles sprechen, was einem durch den Kopf schoss, sondern müsste seine Zunge hüten, damit man keine allzu gottlosen Worte äußerte.
    Und Bier konnte er offenbar auch nicht vertragen. Das hatte sich schon bei der Begrüßungsmahlzeit gezeigt, die immerhin ein Freudenfest hätte sein sollen. Wie es in der Heiligen Schrift heißt, hatte Magnus bei der Heimkehr des verlorenen Sohnes das gemästete Kalb geschlachtet, obwohl es sich in Wahrheit um ein gemästetes Spanferkel handelte, weil das feiner war. Alle hatten sich festlich gekleidet, und Arn hatte einige von Eskils Kleidungsstücken bekommen, aus denen er in den letzten Jahren hinausgewachsen war, denn Eskil war nicht aus der Art geschlagen und ähnelte seinem Urgroßvater Folke dem Dicken.
    Doch im Verlauf jenes Abends gab es niemanden, der nicht gesehen hätte, dass Arn alles andere als ein Kerl war, da er im Lauf des ganzen Abends nur zwei Humpen Bier trank und von dem guten Ferkel so geziert aß, als wäre er eine Frau. Obwohl er sich natürlich bemüht hatte, es allen recht zu machen, wirkte er beim Gespräch ein wenig zurückgeblieben. Er hatte Mühe, Scherze zu verstehen, und es fiel ihm schwer, gescheit zu reagieren, wenn jemand den Versuch machte, ihn ins Gespräch zu ziehen. Er schien nichts von dem schnellen Denkvermögen und der listigen Zunge seiner Mutter geerbt zu haben.
    Da der Rausch den Gedanken ebenso leicht löst wie die Zunge, kam Magnus der abscheuliche Einfall, dass Arn dort unter den Mönchen wie eine Frau geworden sei - schließlich erzählten sich die Kleingläubigen und die
Gottlosen, was für unaussprechliche Sünden bestimmte Mönche trieben.
    Mit seinem inzwischen etwas getrübten Scharfsinn versuchte Magnus zu beurteilen, ob die Tatsache, dass Arn sich unter Frauen am wohlsten fühlte, darauf hindeutete, dass er diesem besonderen Gräuel der

Weitere Kostenlose Bücher