Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
Gottes über ihre siegreiche Liebe.
An jenem Tag wurde es schnell dunkel. Das Wetter schlug um und wurde zu Sturm. Als Arn mit flatternder Kutte durch den Kreuzgang zu dem Treffen mit Bruder Guilbert eilte, betete er, Gunvor und Gunnar möchten bei diesem ersten Herbststurm auf dem Weg nach Hause Schutz finden, etwas mehr Schutz als nur ihre Liebe zueinander. Obwohl ihre Liebe sicher stark genug war, um sie gegen alle Winde des Lebens zu schützen.
Bruder Guilbert wartete schon im Parlatorium neben dem Kapitelsaal. Er war frisch gewaschen und hatte noch nasses Haar, als Arn eintrat. Die drei brennenden Wachskerzen flackerten ein wenig, als er schnell die Tür öffnete und hinter sich schloss. Sie beteten erst gemeinsam ein Paternoster und sprachen dann jeder für sich ein stilles Gebet.
Als Bruder Guilbert schließlich aufblickte, verriet sein Blick zärtliche Liebe zu seinem Schüler, aber auch eine unbekannte Trauer, von der Arn bisher nur gelegentlich einen Anflug hatte sehen können.
»Als Bruder in unserem Orden heiße ich Guilbert de Beaune, das weißt du«, begann Bruder Guilbert langsam. »Das war auch mein Name in einem anderen Orden, der mit unserem nahe verwandt ist. Man könnte sagen, unser bewaffneter Schwesterorden, der den gleichen geistigen Vater hat wie wir; du weißt, wer das ist.«
»Der heilige Bernhard von Clairvaux«, erwiderte Arn und faltete die Hände vor sich auf dem schweren Eichentisch.
Er senkte den Kopf zum Zeichen, dass er nur noch zuhören und nichts mehr sagen wollte.
»Genau, er und kein anderer«, fuhr Bruder Guilbert fort. Er holte tief Luft. »Er und kein anderer hat auch die Heilige Armee Gottes geschaffen, den Templerorden, in dem ich zwölf lange Jahre für die Sache des Herrn gekämpft habe. Ich war also zwölf Jahre lang in Outremer Soldat und bin mehr als tausend Mann im Kampf entgegengetreten. Guten Männern und schlechten, mutigen und feigen, geschickten und ungeschickten. Keiner von ihnen hat mich je besiegt. Wie dir sicher sehr wohl bewusst ist, hat die Angelegenheit auch eine theologische Seite, doch diesen Aspekt überspringe ich zunächst. Tatsache bleibt also, dass ich niemals einem Fußsoldaten mit Schwert oder Lanze begegnet bin, der mir überlegen war, nur zu Pferde bin ich auf Männer getroffen, die mich übertreffen konnten. Das sage ich nicht aus Hochmut, sondern damit du verstehst, von wem du die Kunst gelernt hast, mit Schwert, Lanze, Schild, Pfeil und Bogen und - was vielleicht am wichtigsten ist - mit dem Pferd umzugehen. Bevor ich fortfahre, muss ich dir aus reiner Neugier eine Frage stellen. Ist dir dieser Gedanke denn nie gekommen?«
»Nein«, erwiderte Arn unsicher. Zugleich verwirrte ihn der Gedanke, dass er in all diesen Jahren, solange er sich zurückerinnern konnte, mit einem göttlich gesegneten Krieger die Klingen gekreuzt hatte. »Nein, zumindest nicht zu Anfang, da gab es ja nur dich und mich. Aber als ich nachträglich an die Männer dachte, die mich zu erschlagen versuchten, wenn ich mir wieder vor Augen führte, wie kindlich und unbeholfen sie ihre Schwerter führten, habe ich mich über einiges gewundert. Der Unterschied zwischen ihnen und dir, lieber Bruder Guilbert, war ja himmelweit.«
»Auch wenn diese Bauerntölpel zu dritt oder zu viert gewesen wären, hättest du sie alle töten können«, sagte Bruder Guilbert. »Ich glaube offen gestanden nicht, dass sich da draußen jemand beim Schwertkampf mit dir messen kann, jedenfalls nicht in diesem Land. Aber jetzt stell dir einmal vor, wir beide, du und ich, würden tatsächlich auf Leben und Tod miteinander kämpfen. Was würde dann deiner Meinung nach passieren?«
»Du hättest mich getroffen, ehe ich zweimal hätte blinzeln können … oder vielleicht dreimal«, erwiderte Arn verwirrt.
»Ganz und gar nicht!«, schnaubte Bruder Guilbert. »Ich meine natürlich keine Übung wie bisher immer, bei der ich die Befehle gegeben habe und du gehorcht hast. Wenn du selbst überlegen dürftest und dazu gezwungen wärst - wie würdest du dann gegen mich kämpfen?«
»Solche sündigen Gedanken wollen mir einfach nicht in den Kopf. Ich könnte nie in böser Absicht eine Waffe gegen denjenigen erheben, den ich liebe«, erklärte Arn beschämt, als hätte er es sich doch gerade vorgestellt.
»Ich befehle dir, so zu denken. Wir befassen uns jetzt mit theoretischen Fragen, und da ist kein Platz für Heuchelei. Nun, wie würdest du theoretisch gegen mich kämpfen?«
»Ich würde dich wohl
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