Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
meine Sünde bekannt und büße noch heute dafür. Es war mir also nicht vergönnt, mit dem Schwert in der Hand für Gottes Sache zu sterben und so selig zu werden. Aber wenn mich meine Sünde nicht zu diesem friedfertigen Dienst geführt hätte, wärst du mir nie begegnet, und dann wärst du ein völlig anderer Mann als der, der du heute bist. Darüber lohnt sich auch nachzudenken, da Gott mit allem, was geschieht, eine Absicht verfolgt.«
»Ich gelobe, dir nicht untreu zu werden und dich nicht zu enttäuschen, geliebter Bruder«, sagte Arn schnell und voller Gefühl.
»Hm«, sagte Bruder Guilbert. Er beugte sich vor und blickte amüsiert in Arns kindlich offenes Gesicht und seine aufgerissenen Augen. »Du solltest mit deinen Gelöbnissen lieber ein bisschen warten, denn du wirst sie schneller ablegen müssen, als du glaubst. Jetzt ist unser Gespräch beendet, und ich befehle dir, die Nacht zwischen der Mitternachtsmesse und der Morgenmesse in unserer Kirche zu verbringen. Du solltest in dieser stürmischen Nacht Gott in deinem Herzen suchen. Der Befehl dazu kommt von Pater Henri. Also nutze die Zeit und schlaf noch ein paar Stunden, dann sehen wir uns zur Mitternachtsmesse.«
»Ich werde eurem Befehl gehorchen«, murmelte Arn, verneigte sich vor seinem Lehrmeister und begab sich zu seiner Schlafzelle. Dort stellte er sich darauf ein, rechtzeitig zur Mitternachtsmesse aufzuwachen und nicht zu verschlafen, und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Bruder Guilbert blieb noch eine Weile nachdenklich bei den flackernden Kerzen sitzen. Dann blies er sie aus und begab sich mit langen Schritten zur Schmiede. Er hatte seine Arbeit noch nicht ganz beendet und wollte jetzt das allerletzte der geheimen Öle benutzen, die er aus Outremer mitgebracht hatte. Außerdem gab es noch einige Dinge an der Ausschmückung zu tun.
Nach der Mitternachtsmesse blieb Arn allein in der Kirche von Varnhem zurück. Die ersten Stunden verbrachte er kniend am Grab seiner Mutter vor dem Altar. Er fühlte sich noch ganz benommen, denn er kannte sich selbst nicht mehr wieder. Es kam ihm vor, als wäre er zwei Personen: Die eine kannte er, nämlich den Laienbruder Arn, der in der Vitae Schola eher zu Hause war als in Varnhem; die zweite Person war Arn Magnusson zu Arnäs, die eher einer Inschrift ähnelte. Er bat Gott in dieser stürmischen Nacht um die Erkenntnis, was an diesen beiden Personen gut war, und er betete zum heiligen Bernhard, dass dieser ihn im Leben auf den rechten Weg führen möge, damit er inmitten all der Sünde, mit der die Welt da draußen erfüllt zu sein schien, nicht stolperte. Und schließlich betete er um Führung, weil er vor allen anderen Sünden nicht dem Hochmut verfallen wollte.
Während Arn sich mit ganzer Seele dem Gebet hingab, gab es weder Zeit noch Raum für ihn. So kam die
Morgendämmerung schnell, und mit der Morgendämmerung legte sich der Sturm.
Zu seinem Erstaunen betrat der gesamte Chor die Kirche und stellte sich hinter dem Altar auf. Einige der Chorsänger blinzelten ihm freundlich und geheimnisvoll zu. Da vermutete er, dass es eine Abschiedsmesse geben sollte, wie er sie schon einmal miterlebt hatte, wenn ein bedeutend wichtigerer Bruder als er selbst abgereist war.
Doch dann hörte er das Quietschen eines Flaschenzugs. Als er sich umdrehte, sah er, dass das große Taufbecken drüben am Kirchenportal heruntergehievt und dass Weihwasser dafür vorbereitet wurde. Jetzt begriff er gar nichts mehr von dem, was geschehen sollte.
Dann stimmte der Chor plötzlich den mächtigsten aller Lobgesänge für den Herrn an, die Hymne von dem ewigen Reich und der ewigen Macht. Er merkte sofort, dass die Sänger ihr Bestes gaben. Bei bestimmten Passagen murmelte er den Text mit geschlossenen Augen mit. Ihm war abwechselnd heiß und kalt, und dann erfüllte sich seine Brust mit heiligem Licht, und die geheime Kraft des Gesangs führte ihn dem Herrn entgegen.
Als er bei einer langsamen Passage aufblickte, entdeckte er, dass einige der Sänger die Hälse reckten und zum Taufbecken hinübersahen, und als Arn sich umdrehte, bot sich seinen Augen ein Anblick, der für ihn der fremdartigste und überraschendste seines ganzen bisherigen Lebens war. Dort unten stand Pater Henri und segnete ein Schwert, das Bruder Guilbert ihm hinhielt. Das Schwert wurde mit Weihwasser benetzt, als würde es getauft. Das war unerhört. Ein Schwert in Gottes Haus!
Als der letzte Vers der gewaltigen Hymne »Te Deum laudamus« verklungen war,
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