Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
verspätete er sich so sehr, dass es schon dunkel wurde, als er die Hänge des Berges Billingen erreichte. Er wusste, dass er nur nach Norden weiterreiten musste, um bald auf den Ländereien von Varnhem zu sein, wo er den Weg entweder kannte oder sich durchfragen konnte. Es war jedoch riskant, nachts in bergigem Gelände zu reiten. Zudem war der Himmel von Wolken bedeckt, sodass ihm weder Sterne noch Mond den Weg weisen konnten. Er setzte seinen Ritt lustlos fort, solange er noch sehen konnte, wohin er Chimal lenkte, musste sich aber bald darauf einstellen, für die Nacht Rast zu machen. Es würde kalt werden, da er keine Schaffelle bei sich hatte und nur einen dünnen Umhang trug. Diesen Umstand fasste er jedoch nur als kleinen Beginn der Prüfungen und der Buße auf, die noch vor ihm lagen. Er wollte gern leiden, wenn es nur die Zeit der Strafe verkürzte, sodass es ihm mit Gottes Hilfe gelingen konnte, seinen heiligen Eid zu erfüllen, nämlich Cecilia aus Gudhem herauszuholen.
In der Abenddämmerung fand er eine kleine Hütte, in der ein Feuer brannte. Daneben stand ein halb verfallener Stall, in dem eine Kuh unruhig brüllte, als er sich näherte. Arn vermutete, dass hier freigelassene oder entlaufene Leibeigene hausten, wollte aber lieber in ihrer Hütte schlafen als draußen in dem kalten Wald.
Verwegen trat er ein, um ein Nachtlager zu erbitten. Er fürchtete jetzt nichts, da er sich nichts Schlimmeres vorstellen konnte, als das, was ihn schon getroffen hatte. Überdies hatte er Silber bei sich, mit dem er bezahlen konnte.
Dennoch erschrak er ein wenig, als er die gebeugte Alte sah, die am Feuer saß und in einem Kessel rührte. Sie hatte eine krächzende Stimme und begrüßte ihn mit Hohn und Spott und Worten, die er nicht verstand. Sie sagte, Leute wie er sollten die Dunkelheit fürchten, während Leute wie sie Freunde der Dunkelheit waren.
Arn erklärte, er wollte nur ein Lager für die Nacht haben. Wenn er im Dunkeln über den Berg weiterritt, konnte sich sein Pferd verletzen. Er fügte hinzu, dass er für diesen Dienst gut bezahlen wollte. Als sie darauf nichts erwiderte, ging er hinaus, nahm Chimal den Sattel ab und stellte ihn neben die magere, einsame Kuh in den Stall. Als er in die Hütte zurückging, schnallte er sein Schwert ab und warf es auf eine leere Pritsche. Damit gab er zu erkennen, wo er schlafen wollte. Danach zog er einen kleinen dreibeinigen Hocker ans Feuer und setzte sich, um sich die Hände zu wärmen.
Die Alte sah ihn mit halb geschlossenen Augen lange und misstrauisch an, bis sie schließlich fragte, ob er einer von denen war, die das Recht hatten, ein Schwert zu besitzen, oder einer, der es auch ohne Erlaubnis trug. Arn erwiderte, darüber gab es wohl unterschiedliche Auffassungen, aber sie habe von seinem Schwert auf keinen Fall etwas zu fürchten. Wie um sie zu beruhigen, zog er den kleinen Lederbeutel aus der Tasche, den ihm Eskil beim Abschied gegeben hatte, und entnahm ihm zwei Silbermünzen, die er neben die Feuerstelle legte. Die Alte nahm die Münzen sofort an sich und biss prüfend hinein, schien jedoch mit dem zufrieden zu sein, was ihre wenigen
Zähne ihr sagten, und fragte, ob er wie alle anderen gekommen war, um zu erfahren, was ihn in seinem künftigen Leben erwartete. Arn erwiderte, alles, was die Zukunft für ihn bereithielt, liege in Gottes Hand, das könne niemand vorhersagen. Darüber lachte sie so laut, dass sie dabei ihren fast zahnlosen Mund mit schwarzen Zahnstummeln entblößte. Sie rührte eine Weile schweigend in ihrem Topf herum und fragte dann, ob er etwas von der Suppe wollte. Arn lehnte dankend ab. Das hätte er selbst bei einem königlichen Gastmahl getan. Er war schon jetzt auf eine lange Zeit eingestellt, in der es für ihn nur Wasser und Brot geben würde.
»In dem, was dir im Leben begegnen wird, sehe ich drei Dinge, Junge«, sagte sie plötzlich, als wollte ihr das, was sie zu sehen glaubte, Arns geringem Interesse zum Trotz über die Lippen. »Ich sehe zwei Schilde. Willst du wissen, was ich sehe?«, fuhr sie fort und schloss beide Augen ganz fest, als wollte sie besser in sich hineinblicken. Arns Neugier war schon geweckt. Vielleicht sah sie auch das hinter ihren geschlossenen Augenlidern.
»Welche Schilde siehst du?«, fragte er.
»Der eine Schild zeigt drei goldene Kronen vor einem blauen Himmel, der andere einen Löwen«, sagte sie mit einem plötzlich singenden Tonfall und immer noch geschlossenen Augen. Arn war sprachlos. Ihm war
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