Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
fort: »Die letzte Frage, der wir uns jetzt zuwenden müssen, ist zwar von geringerem Gewicht, aber dennoch quälend wie ein zu enger Schuh. Algot Pålsson hat nicht nur etwas von einem Hurenkind gesagt, sondern sich auch laut und bitterlich darüber beklagt, dass einer der Söhne auf Arnäs ein gutes Geschäft so schwierig gemacht habe, dass man es schon als verloren ansehen müsse. Algot ist zwar kein gefährlicher Feind und wird sich hüten, gegen Folkunger das Schwert zu ziehen. Trotzdem ist es schlimm, wenn er überall umherzieht und so jammert.«
»Dies wird sich nur dann übel auswirken, wenn das Schreiben der Priester nach Rom und alles andere, was noch nötig ist, viel Zeit erfordert«, schaltete sich jetzt Magnus mit düsterer Miene ein. »Ist nur wenig Zeit nötig, wird alles so geregelt werden, wie es zunächst gedacht war, und damit herrscht Frieden. Wenn sich die Sache aber über mehrere Jahre hinzieht, was durchaus vorkommen kann, sieht es schlimmer aus. In diesem Fall werden wir es so einrichten müssen, dass wir das Geschäft wie geplant durchführen. Wenn auch mit Katarina als Braut und Eskil als Bräutigam.«
Dieser Gedankengang war zwar nicht schwer zu verstehen, weckte aber Verstimmung am Tisch. Alle wussten, dass Katarina die Ursache all des Verdrusses war, der jetzt nicht nur Arn und Cecilia quälte, sondern das ganze Geschlecht der Folkunger.
»Es will mir nicht in den Kopf«, seufzte Eskil, »dass Katarina für ihre bösen Absichten so hoch belohnt werden soll.«
»Dennoch hört es sich klug an«, gab Birger Brosa kalt zurück. »Lieber Eskil, dir sollte klar sein, dass wir hier nur von Geschäften sprechen und nicht von Gefühlen.
Wenn Arn es nicht schafft, sich aus dem Netz zu befreien, musst du dich darauf gefasst machen, Eskil, mit einer Frau ins Brautbett zu steigen, der man vielleicht nicht ohne Weiteres den Rücken zuwenden sollte, denn es könnte plötzlich ein Dolch darin stecken.«
Dabei blieb es. An diesem Tisch waren die Geschäfte und der Kampf um die Macht das Höchste und keineswegs die Liebe.
Pater Henri hatte keinerlei Anstalten gemacht, Arn die Vergebung der Sünden zu gewähren, nachdem er sich seine Beichte angehört hatte. So etwas hatte Arn auch nicht erwartet, da er erstens geächtet war und nicht einmal ein Prior wie Pater Henri den Bann von sich aus aufheben konnte. Er hatte Arn kurz erklärt, welche Sünde er begangen hatte, und ihn anschließend in eine Zelle geschickt, wo er bei Wasser und Brot und Bußgebeten über alles nachdenken sollte.
Während seiner Zeit draußen in der niederen Welt hatte Arn drei schwere Sünden begangen. Er hatte erstens zwei betrunkene Bauern getötet. Zweitens hatte er - diesmal selbst im Zustand der Trunkenheit - fleischlichen Umgang mit Katarina gehabt, und drittens hatte er fleischlichen Umgang mit Cecilia gehabt.
Von diesen drei Sünden waren ihm die ersten so einfach und leicht vergeben worden, dass es Arn nicht wenig verwundert hatte. Die dritte Sünde aber, die dadurch entstanden war, dass er auch mit Cecilia fleischlichen Umgang gehabt hatte, mit der Frau, die er liebte und mit der er für immer zusammenleben wollte, war so schwer gewesen, dass man ihn geächtet und auch sie ins Verderben gezogen hatte. Es war für Arn schwer, zu verstehen, dass
es die schlimmste aller Sünden sein sollte, wenn man fleischlichen Umgang mit einer Frau hatte, die man mehr liebte als alles andere auf der Welt, so wie die Heilige Schrift die Liebe beschrieb.
Man hatte ihm aus dem Archiv von Varnhem den Gesetzestext geschickt, und im Eherecht der Westgötar hieß es im achten Abschnitt:
»Wohnt jemand seiner Tochter bei, soll der Fall außer Landes gehen und nach Rom gemeldet werden. Besitzen Vater und Sohn dieselbe Frau, besitzen zwei Brüder dieselbe Frau, besitzen die Söhne zweier Brüder dieselbe Frau, besitzen Mutter und Tochter denselben Mann, besitzen zwei Schwestern denselben Mann, besitzen die Töchter zweier Schwestern oder die Töchter zweier Brüder denselben Mann, ist das ein Gräuel.«
So stand es da. Arn hatte keinerlei Mühe, die Verbote wiederzuerkennen. Er wusste sofort, in welchem Buch Mose die Vorbilder zu diesen Vorschriften standen.
In der Heiligen Schrift fanden sich aber die merkwürdigsten Verbote, und alles, was Arn bisher über die Deutung solcher Vorschriften gewusst zu haben glaubte, war jetzt wertlos. Dass es ein Gräuel war, wenn jemand seiner Tochter beiwohnte, war leicht zu verstehen. Aber dass es das
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